Personalgewinnung

Die Stelle besetzen

Weg von monotonen, hin zu kreativen Stellenausschreibungen

Von Corinna Göbel | Fachkräftemangel, Fachkräftemangel, Fachkräftemangel – wie oft haben Sie diesen Begriff in den letzten Monaten gelesen oder gehört? Und auch an dieser Stelle will erwähnt sein: Durch den Personalmangel können sich Apothekenfachkräfte im Prinzip eine Stelle aussuchen. Daher ist es umso wichtiger, dass eine Stellenausschreibung kreativ und professionell gestaltet und auch im Internet gut auffindbar ist. Was sind die Dos and Don‘ts, die es zu beachten gilt?

Vor der Formulierung einer Ausschreibung sollte klar sein, welche Inhalte mit der Stellenanzeige unbedingt vermittelt werden sollen und wie sie am besten strukturiert werden kann. Eine zielgruppengenaue Ansprache kann es ermög­lichen, aus der Masse der Stellenausschreibungen herauszustechen und von motiviertem zukünftigem Personal entdeckt zu werden.

Foto: Marco2811/AdobeStock

Dos – Übersichtlichkeit

Der Aufbau einer eindrucksvollen Stellenanzeige ist klar, übersichtlich, sie hat ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild. Lenken Sie die Aufmerksamkeit der suchenden Fachkräfte gezielt auf die wichtigsten Punkte. Den Jobtitel und die Zwischenüberschriften schreiben Sie in fetter Schrift. Verwenden Sie Absätze und Aufzählungspunkte für eine schnelle Informationsaufnahme. Die Verwendung von Icons oder Emojis lockern die Stellenanzeige auf und können den Text strukturieren, soweit sie thematisch dazu passen. Setzen Sie diese nur gezielt und wenig ein. Die Stellenanzeige beginnt mit dem Jobtitel der gesuchten Berufsgruppe (z. B. „Apotheker (m/w/d)“) mit Angabe der gewünschten Stundenanzahl bzw. Teil- oder Vollzeit und einer kurzen Einleitung. Der Einleitungstext dient der kompakten und kurzen Vorstellung des Unternehmens. Es folgt die Beschreibung der Schwerpunktaufgaben, das Anforderungsprofil und was neue Mitarbeitende bei Ihnen erwarten können. Das sind unter anderem Ihre Werte, Ihr Alleinstellungsmerkmal, Ziele und Visionen des Unternehmens, das Gehalt und Angaben zum Arbeitsplatz in der Apotheke wie z. B. durchgehende Öffnungszeiten oder der Pausenraum. Im letzten Drittel folgen die Benefits. Am Schluss folgt der sogenannte Call to Action, die Informationen zur Bewerbung, Kontaktdaten (Telefon, E-Mail) der Person, die in der Apotheke angesprochen werden kann. Geben Sie den genauen Bewerbungsweg an z. B. Bewerbung über das Bewerbungsformular mit Angabe des Links der Webseite und welche Unterlagen (z. B. Lebenslauf, Zeugnisse) vom Bewerbenden benötigt werden. Die Reihenfolge des Aufbaus der Stellenanzeige kann je nach Stellenportal oder auch in den sozialen Medien variieren. Häufig beginnt nach dem Jobtitel und der Einleitung der Part mit den Vorteilen Ihres Unternehmens bzw. des Arbeitsplatzes und dann folgen erst die Schwerpunktaufgaben.

Informationen zum Aufgabenfeld

Geben Sie die Schwerpunktaufgaben der Stelle an und beschreiben Sie den zukünftigen Apothekenalltag.

Bilder und Videos

Verwenden Sie Bilder oder Videos, um die Anzeige ansprechender zu gestalten. Einblicke in den Arbeitsplatz und/oder ein Teamfoto schaffen erste Nähe zu Ihrem Unternehmen. Bei vielen Stellenportalen oder bei den meisten Stellenausschreibungen der Apothekerkammern ist das nicht möglich. In diesem Fall fokussieren Sie sich auf die Vorteile Ihrer Apotheke als attraktiver Arbeitsplatz, die für neue Mitarbeitende interessant sein können. Seien Sie kreativ und kommunizieren Sie diese Vorteile in den Stellenanzeigen, um positiv aufzufallen.

Zielgruppe direkt ansprechen

Verwenden Sie optisch ansprechende Stellenanzeigen für Ihre Zielgruppe und eine klare Kommunikation in Wort und Bild. Das gleiche gilt für Auftritte in den sozialen Medien.

Professionellen Eindruck hinterlassen

Einen positiven und professionellen Eindruck mit Ihrer Stellenanzeige zu hinterlassen ist wichtig für Ihr Employer-Branding. Apothekenfachkräfte erinnern sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt an Ihre Apotheke oder Ihre Stellenanzeige und steuern bei Bedarf gezielt Ihre Job- oder Karriereseite an.

Zukunft Personal

Im Rahmen der Interpharm findet am Freitag, den 26. Mai, die Online-Veranstaltung „Zukunft Personal“ statt. Neben Vorträgen und Diskussionen zu Mitarbeitergesprächen, Teambuilding und Konfliktmanagement wird auch der Fachkräftemangel thematisiert: Wie finde ich Personal? Wie hängen die pharmazeutischen Dienstleistungen, Personal und Motivation zusammen? Außerdem erfahren Sie in der letzten Veranstaltungsreihe der diesjährigen Interpharm, wie Sie als Apothekeninhaber oder Apothekeninhaberin resilient und engagiert bleiben. Informationen und Tickets zur Interpharm „Zukunft Personal“ finden Sie auf interpharm.de!

Don‘ts bei Stellenanzeigen

Der Link zu Ihrem Bewerbungsformular oder zur Karriereseite lässt sich nicht anklicken. Das sollte unbedingt vermieden werden. Beachten Sie, dass auf der Plattform Insta­gram Links im Beitrag nicht anklickbar sind. Der Link in Ihrem Instagram-Profil, der sogenannte „Link in der Bio“, ist dagegen klickbar. Gängige Praxis ist es, einen „Link-Baum“ zu erstellen, zum Beispiel bei Wonderlink, und diesen Link in der „Bio“ zu hinterlegen. No-Gos sind das Kopieren von Inhalten einer Stellenanzeige von anderen Unternehmen oder Anbietern und leere Versprechungen, die im Job vor Ort nicht erfüllt werden. Vermeiden Sie inhaltsleere Formulierungen, die nicht aussagekräftig für das Stellenangebot sind. Keine gendergerechte Sprache und Verletzung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sind ebenso ein No-Go. Vermeiden Sie die Vorgabe von zu hohen Anforderungen an die Fachkräfte, sowie abschreckende Formulierungen wie fleißig, engagiert und belastbar. Pro Stellen­anzeige sollte nur ein Jobtitel angegeben werden und nicht mehrere Jobtitel. Die Schwerpunkt-Aufgaben, Anforderungsprofile und Benefits sind je nach Berufsgruppe und Jobtitel unterschiedlich.

Kreative Jobtitel

Kreative Jobtitel wie Gesundheits-Heldin oder Gesundheits-Held klingen schön, werden jedoch von den Fachkräften nicht aktiv zur Jobsuche verwendet. Fachkräfte suchen nach Ihrem Jobtitel wie z. B. PTA. Als Ergänzung im Text können Sie solche kreativen Jobtitel durchaus als Auflockerung angeben.

Irrelevante Benefits

Die Angabe von gratis Kaffee oder Tee und Wasser sind keine attraktiven Benefits, die zu einem Jobwechsel führen. Diese zählen nach der Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg, einer Inhaltstheorie zur Motivation, zu den Hygienefaktoren, die sich auf den Kontext der Arbeit beziehen, im Gegensatz zu Faktoren, die auf den Inhalt der Arbeit bezogen sind (Motivatoren). Diese Hygienefaktoren, die eine Entstehung von Unzufriedenheit verhindern, tragen aber nicht zur Zufriedenheit bei, sie werden einfach vorausgesetzt und sollten daher nicht von Ihnen aufgelistet werden. Motivierende Benefits sollten einen klaren Vorteil für das Personal haben, abhängig von der jeweiligen gesuchten Berufs­gruppe.

Keine Angaben zur Vergütung

Eine Spannbreite der Vergütung müssen Sie nicht angeben. Wenn Sie, wie die meisten Apotheken, ein übertarifliches Gehalt bieten, geben Sie dies auch in der Stellenanzeige an. Wird das 13. Monatsgehalt bezahlt und/oder werden leistungsabhängige Prämien angeboten, sollten Sie dies ebenfalls in der Stellenanzeige erwähnen.

Text ist kein Blickfang!

Reine Textelemente lockern den Text nicht auf. Platzieren Sie gezielt Blickfänge in Ihrer Stellenanzeige. Das können kleine Symbole, Icons oder Emojis sein. Auf der Jobseite und in Social Media wären es ergänzend Grafiken, Fotos und Videos. Setzen Sie diese Elemente am besten gezielt und sparsam ein.

Zu hohe Anforderungen

Mit zu hohen Anforderungen verbauen Sie sich die Chance passende Talente anzusprechen. In den Stellenanzeigen hat sich die Einteilung der Anforderungen in Must-have und Nice-to-have etabliert. Auf einen Blick werden unbedingt erforderliche Qualifikationen mitgeteilt. Um Personen, die gerade erst in den Beruf einsteigen, nicht sofort auszuschließen, sollte z. B. Berufserfahrung an dieser Stelle lieber nicht erwähnt werden. Ein Nice-to-have sind z. B. Kennt­nisse eines bestimmten Warenwirtschaftsprogramms. Sie können anstelle der Einteilung in Must-have bzw. Nice-to-have auch die Kennzeichnung „Voraussetzung“ bzw. „gewünscht ist“ verwenden.

Unklare Botschaften und kein Call-to-Action

Die Handlungsaufforderung „Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung” ist eine sehr schwammige Formulierung. Verwenden Sie eine klare Handlungsaufforderung (sogenannte Call-to-Action) wie: „Jetzt bewerben! Sende uns deinen Lebenslauf über unser Bewerbungsformular auf: muster-­mosel-apotheke.de/bewerbung zu.“ Geben Sie auf jeden Fall den Namen einer Person mit den Kontaktmöglichkeiten (E-Mail, Telefonnummer) an, die in Ihrem Unternehmen angesprochen werden kann.

Wo können Sie Ihre Stellenanzeige platzieren?

Damit Interessenten Ihre Stellenausschreibung finden, ist es relevant, in welchen Portalen und Medien Sie diese veröffentlichen. Als Erstes platzieren Sie die Stellenanzeige auf Ihrer Job- oder Karriereseite. Doch was gilt es bei Jobportalen und der Auffind­barkeit über Suchmaschinen zu beachten?

Über Suchmaschinen gefunden werden

Neben Jobportalen spielen Suchmaschinen wie Google eine sehr große Rolle bei der Jobsuche. In die Suchmaske werden Keywords wie „Jobtitel” oder „Jobtitel + Ort” eingegeben und schon werden Stellenangebote aufgelistet. Wichtig ist, dass Ihre Stellenanzeige auf der Plattform „Google for Jobs“ gelistet wird. Damit Google merkt, dass es sich um eine Stellenanzeige handelt, muss diese mit strukturierten Daten (als Schema Markup) ausgestattet sein. Es gibt Schema-Generatoren, die Ihnen bei der Erstellung des benötigten Codes helfen. Schlagworte für die Suchmaschinenoptimierung (search engine optimization, SEO) wie z. B. „Apotheker (m/w/d) in Ulm in Vollzeit“ können auf der Job- oder Karriereseite hinterlegt werden. Auf diese Weise findet die Suchmaschine die Seite bei entsprechender Suche besser und kann sie auflisten. Wenn Ihre Webseite mit WordPress aufgebaut ist, kann dies ergänzend zur Stellenanzeige durch SEO Plugins einfach hinterlegen werden. Fügen Sie Ihre Stellenanzeige auch in Ihrem Google Unternehmensprofil (früher „Google my Business“) als Beitrag mit einem Bild als Blickfang ein.

Jobportale und soziale Medien bespielen

Inserieren Sie Ihrer Stellenanzeige in den bekannten Jobportalen wie zum Beispiel Indeed, Jobpharm, der Bundesagentur für Arbeit, den Apothekerkammern, der PJ-Börse vom Bundesverband der Pharmaziestudierenden und bei Apothekenjobs. Posten Sie Ihre Stellenanzeige auch auf Ihren Social-­Media-Kanälen als Reel, Beitrag und in der Story. Das Schalten von Stellenanzeigen in den Fachzeitschriften erhöht Ihre Sichtbarkeit auch außerhalb des Onlinemarktes. Wichtig ist bei der Auswahl der Stellenportale, dass es keine 08/15-Vorlagen mit einheitlicher Gestaltung für alle Stellenanzeigen gibt. Ihre Individualität sollte Vorrang haben, das heißt sie können Ihren Text einfügen und nicht nur durch ein paar Klicks mit Abfrage der Stellendetails eine Anzeige schalten. Sonst ist die Gefahr sehr hoch im Meer der Stellenanzeigen unterzugehen. Meine persönliche Empfehlung ist, sich breit aufzustellen und in fachbezogenen Stellen­portalen, Google for Jobs, Fachzeitschriften und in den sozialen Medien präsent zu sein.

Werbeanzeigen in den sozialen Medien

Die Schaltung von Werbeanzeigen auf den Social-Media-­Kanälen, wie z. B. Facebook oder Instagram, sind nur bei einem gepflegten Online-Auftritt der Job- oder Karriereseite und Ihrer Social-Media-Kanäle zu empfehlen. Aus meiner Erfahrung bewerben sich die Fachkräfte nicht sofort, wenn sie Ihre Anzeige sehen und diese ein Interesse geweckt hat. Als Erstes werden Ihre Social-Media-Kanäle angeschaut und vielleicht auch per Suchmaschine nach Ihrer Webseite oder Karriereseite gesucht. Wichtige Informationen zu dem Stellenangebot, dem Unternehmen, dem Team, den Unter­nehmenswerten, Fotos und Videos vom Arbeitsplatz und vom Team sowie gegebenenfalls Informationen zu Spezialbereichen (z. B. Sterilherstellung) und die Angabe besonderer Beratungsschwerpunkte sollten aussagekräftig und schnell für Bewerbende zu finden sein. Diese Informationen sollten unabhängig von einer Werbe­anzeige vorhanden sein, denn auch bei Stellenanzeigen auf Portalen werden sich die potenziellen Bewerbenden Ihren Online-Auftritt anschauen.

In Kürze

Wie Sie sehen ist die Stellenanzeige ein wichtiger Teil bei der Personalgewinnung. Allein reicht sie jedoch nicht aus. Ihr Online-Auftritt muss top gepflegt und die einzelnen Prozesse im Bewerbungsablauf müssen aufeinander abgestimmt sein, damit am Ende des Verfahrens nicht nur Sie den Bewerbenden wollen, sondern auch umgekehrt. |

Keine Interessenkonflikte

Die Autorin bestätigt, dass keine persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die Inhalte in diesem Artikel beeinflussen können. Es besteht auch keine finanzielle Beziehung zu den jeweiligen genannten Anbietern. Namen, Unternehmen, Quellen in diesem Artikel sind gegebenenfalls urheberrechtlich geschützt oder als Marke eingetragen.

Literatur

Trusch U. Google for Jobs: Wie komme ich rein? Jobspreader, 7. Dezember 2022, https://wollmilchsau.de/jobspreader/google-for-jobs-wie-komme-ich-rein/

Wegscheider X. Wo kann man kostenlos Stellenanzeigen aufgeben? recruiteeBlog, 4. Mai 2023, https://recruitee.com/de-artikel/kostenlose-stellenanzeigen#1

Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg). Die freie Enzyklopädie Wikipedia, aktualisiert am 16. November 2022, https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Faktoren-Theorie_(Herzberg)

Autorin

Foto: Studioline Frankfurt am Main, Corinna Göbel

Corinna Göbel – PTA, Apothekenfachwirtin und Expertin für Personalgewinnung. Sie ist Inhaberin einer Apothekenberatung und bietet praxiserprobte Beratungen zur Personalgewinnung mit Strategie für Apotheken an. Mehr erfahren unter apotheken-fachkraefte.de

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