Prisma

Warum werden Haare grau?

Gestrandete Stammzellen im Verdacht

Foto: Stepan Popov/AdobeStock

us | Die Farbe unserer Haare hängt davon ab, welche Farbmoleküle die Melanozyten in den Haarwurzeln an das wachsende Haar abgeben. Zunächst liegen die Zellen als melanozytäre Stammzellen im Haarfollikel vor, von wo sie in die Haarwurzel wandern und währenddessen ausdifferenzieren. Diese Stammzellen scheinen auch die Antwort auf die Frage zu sein, warum das Haar der meisten Menschen früher oder später grau wird. Bisher war bekannt, dass melanozytäre Stammzellen unter bestimmten Bedingungen, etwa unter Stress, verstärkt ausdifferenzieren. So kann es sein, dass ihr Vorrat irgendwann erschöpft ist. Forscher um die New Yorker Stammzellforscherin Professor Mayumi Ito haben nun einen weiteren Mechanismus publiziert, der Haare ergrauen lässt. Sie beobachteten über zwei Jahre die Entwicklung einzelner Haare am Ohr von Labormäusen. Nicht allen Stammzellen gelingt es, in die Haarwurzel vorzudringen. Scheitern sie, fehlt den Zellen der in den Haarwurzeln ausgeschüttete, entscheidende Wachstumsfaktor für den letzten Schritt der Differenzierung, und sie kehren in ihren unreifen Ursprungszustand zurück. Die Zellbiologen stellten in ihrem Experiment fest, dass melanozytäre Stammzellen mit zunehmendem Alter Beweglichkeit einbüßen. Gelingt ihnen die Wanderung in die Haarwurzel und die Ausdifferenzierung zu Melanozyten nicht, mangelt es den Haaren an färbendem Pigment, bis sie schließlich völlig weiß erscheinen. Gelänge es, die „steckengebliebenen“ melanozytären Stammzellen durch eine pharmakologische Intervention wieder in Bewegung zu bringen, könnte der Ergrauungsprozess aufgehalten oder sogar umgekehrt werden. |

Literatur

Sun Q et al. Dedifferentiation maintains melanocyte stem cells in a dynamic niche. Nature 2023, 616(7958):774-782

Das könnte Sie auch interessieren

Zelluläre Mechanismen entschlüsselt

Stress verursacht graue Haare

Erblich bedingter Haarausfall bei Frauen

Auch Haarwurzeln brauchen Nährstoffe

Haarveränderungen unter neuen Tumorwirkstoffen

Von farblos bis brüchig

Frühzeitiger Therapiebeginn und gute Adhärenz retten Haarfollikel

Haarige Aussichten

Häufiger Menschenkontakt reicht aus

Wildmaus domestiziert sich selbst

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.