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Bohnenretter
Pilzbefallene Kakaobohnen für Kosmetik nutzen
mp | Die größte Bedrohung für unsere liebste Schokolade dürfte nicht die neue Diät sein, sondern Pilze: Vor allem die beiden Arten Moniliophthora perniciosa und Phytophthora palmivora verursachen Kakaobauern weltweit jährliche Ernteausfälle von bis zu 40%. Ein Schock, und zwar nicht nur für die Süßwarenabteilung, sondern auch für die Bauern in den Regionen. Sie sind wirtschaftlich von intakten Bohnen abhängig, der Pilzbefall aber macht den Kakao ungeeignet für die Lebensmittelherstellung. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung wollen die Kakao-Krise abfedern mit einer pragmatischen Idee: Lässt sich mit befallenen Bohnen nicht etwas anderes anstellen? Um Antworten zu finden, initiierten sie zusammen mit der Universität Campinas in Brasilien das Projekt „Damaged Bean“. Die Pilze verändern die Aminosäure-Zusammensetzung der Bohnen. Das ändert die Eigenschaften der Produkte, die man aus ihnen herstellt: Kakaobutter aus befallenen Bohnen ist bei Körpertemperatur weicher. Ein Vorteil für die kosmetische Industrie? Für Lippenstifte und Cremes schon, sagt Dominic Wimmer, der als Projektleiter am Fraunhofer-Institut arbeitet. Auch als Ausgangsstoff für Reinigungsmittel kämen die Bohnen infrage. Um befallene Kakaobohnen in stabile Glieder einer Lieferkette zu verwandeln, müssen der Grad des Befalls und die Zusammensetzung stets überprüft werden. Das soll mit Nahinfrarot-Spektrometern gehen, die Forscher an der Universität Campinas entwickeln. Gleichzeitig optimieren Wimmer und seine Kollegen Extraktionsverfahren für die Kakao-Verwertung jenseits der Lebensmittelherstellung. Das Projekt könnte die Not vieler Millionen Bauern mildern, die in der Kakaoproduktion beschäftigt sind. „Darüber hinaus stehen der Schokoladenindustrie mehr lebensmitteltaugliche Rohstoffe zur Verfügung“, sagt Dominic Wimmer. Die Katastrophe - leere Schokoladenregale – scheint also zunächst abgewendet. |
Literatur
Beschädigte Kakaobohnen für Kosmetikprodukte. Presseinformation der Fraunhofer-Gesellschaft. Forschung Kompakt vom 2. Mai 2023, www.fraunhofer.de
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