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Arzneimittel und Therapie
Emodepsid macht Würmern den Garaus
Anthelminthikum aus der Veterinärmedizin auch bei Menschen wirksam und sicher
1,5 Milliarden Menschen weltweit sind mit einem bodenübertragenen Wurm infiziert – das entspricht knapp einem Viertel der Menschheit. Die Ansteckung erfolgt, wenn durch menschliche Ausscheidungen mit Wurmeiern kontaminierte Nahrungsmittel oder Erde aufgenommen werden. In Deutschland ist die Infektionskrankheit selten, in Regionen mit eingeschränktem Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygienevorrichtungen jedoch häufig. Je nach Schwere der Erkrankung können bei den Betroffenen gastrointestinale Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall, ein Nährstoffmangel (Eisen, Vitamin A) oder sogar ein Darmverschluss auftreten.
Zur Behandlung von Wurminfektionen stehen zwar verschiedene Anthelminthika zur Verfügung, etwa Albendazol, gerade beim Peitschenwurm sind diese aber nur mäßig wirksam. Weiterhin erschweren auch Arzneimittelresistenzen die Behandlung.
Forscher des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) untersuchten nun die Sicherheit und Wirksamkeit eines bislang nur veterinär verwendeten Wirkstoffes, Emodepsid, für die humane Anwendung. Emodepsid bindet an bestimmte G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (Latrophiline) in den neuromuskulären Synapsen sensibler Würmer und führt über die dort in Gang gebrachte Signalkaskade zu einer Lähmung.
Vielversprechende Ergebnisse einer Phase-IIa-Studie
In die im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie schlossen die Wissenschaftler 442 Teilnehmer ein, die entweder mit Hakenwürmern (n = 176) oder Peitschenwürmern (n = 266) infiziert waren. Diese erhielten randomisiert entweder Emodepsid (in Dosierungen zwischen 5 mg und 30 mg), 400 mg Albendazol oder ein Placebo. Bei der Kontrolluntersuchung zwei bis drei Wochen nach der Behandlung ergab sich folgendes Bild. Genesen waren in der Hakenwurm-Gruppe:
- unter 5 mg Emodepsid: 32% der Patienten,
- unter 30 mg Emodepsid: 95% der Patienten,
- unter 400 mg Albendazol: 70% der Patienten sowie
- unter Placebo: 14% der Patienten,
und in der Peitschenwurm-Gruppe:
- unter 5 mg Emodepsid:85% der Patienten,
- unter 400 mg Albendazol:17% der Patienten und
- unter Placebo: 10% der Patienten.
Es gelang somit zu zeigen, dass Emodepsid besser als die Vergleichsbehandlung sowie Placebo wirkte. Und zumindest bei Hakenwurminfektionen zeigte sich eine dosisabhängige Wirkung. Als Nebenwirkungen traten innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Behandlung mit Emodepsid Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel auf. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. In einer Pressemitteilung des Swiss TPH ordnet Jennifer Keiser, Leiterin der Einheit „Helminth Drug Development“ die Resultate wie folgt ein: „Die jüngsten Ergebnisse der klinischen Studien sind wichtige und ermutigende Nachrichten auf dem Gebiet der vernachlässigten Tropenkrankheiten. In den letzten Jahrzehnten wurde kein neues Anthelminthikum entwickelt. Daher ist diese Studie ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Eindämmung und Eliminierung von bodenübertragenen Helminthosen.“ Ebenfalls ist in der Pressemitteilung zu lesen, dass das Swiss TPH künftig zusammen mit dem Pharmakonzern Bayer an der Erforschung von Emodepsid arbeiten wird. Gemeinsames Ziel sei die Zulassung als Humanarzneimittel. |
Literatur
Mrimi EC et al. Emodepside for Trichuris trichiura and Hookworm Infection. N Engl J Med 2023;388:1863-1875, doi: 10.1056/NEJMoa2212825
Neue Behandlung von parasitären Wurminfektionen beim Menschen erweist sich als hochwirksam. Pressemitteilung des Swiss Tropical and Public Health Institute, 17. Mai 2023
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