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Gute Versorgung braucht gute Vergütung
Kammerversammlung der AKWL: Präsidentin Overwiening fordert Stärkung der Apotheken ein
Auf den geplanten Protesttag am 14. Juni nahm Overwiening standesgemäß zunächst keinen direkten Bezug – denn als Kammer- und ABDA-Präsidentin darf sie nicht zum Streik auffordern. Dennoch wurde der Zusammenhang schon vor Beginn der Kammerversammlung klar: Alle Anwesenden erhielten bereits bei der Begrüßung Warnwesten, auf denen ein rotes Apotheken-A prangt, zusammen mit dem Aufruf „Apotheken stärken jetzt!“.
Wo bleibt die Stärkung der Apotheken?
Overwiening erinnerte die Politik daran, worauf sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag geeinigt hatten: die Apotheken zu stärken. Dieses Versprechen habe die Ampel bisher nicht eingelöst, bemängelte sie. Dabei sei es höchste Zeit zu handeln – denn inzwischen legten die Apotheken im Durchschnitt sogar 27 Cent je Rx-Packung drauf, die sie zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung abgeben. Das habe der Treuhand-Experte Frank Diener jüngst beim DAV-Wirtschaftsforum offengelegt. Seit drei Jahren ist demnach das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein Verlustgeschäft. Gleichzeitig macht sich Overwiening zufolge der Versandhandel im OTC-Segment breit: Etwa jede vierte Packung werde inzwischen online bezogen.
Ein Lichtblick sei, dass der Versandhandel weniger stark wachse als die Umsätze der Präsenzapotheken. Die Präsidentin wertet das als Indiz dafür, dass die Menschen in Deutschland die Apotheken als verlässliche Partner wahrnehmen, die ihnen einen niedrigschwelligen Zugang zum Gesundheitswesen bieten. Das trage auch zum sozialen Frieden hierzulande bei. „Wir sind Lösungsbringer“, betonte Overwiening.
Politik versteckt sich hinter Milchmädchenrechnung
Doch die Ampel lasse die Apotheken bisher hängen. Statt die Betriebe effektiv zu stärken, verstecke sich Berlin hinter den Sondereffekten aus der Pandemie, von denen der Berufsstand nun erst mal zehren solle. Für Overwiening ist das eine Milchmädchenrechnung. Steuer, Einkauf von Masken und Tests sowie die Weitergabe von möglichen Mehreinnahmen an die Mitarbeitenden hätten das Gros vom Plus längt aufgefressen. Zudem hätten die Apothekenteams in der Pandemie Enormes geleistet. „Und für Leistung muss man auch etwas bekommen. Uns das vorzuenthalten, ist schäbig!“
Tariferhöhung kostet rund 33.000 Euro jährlich
Überdies koste die jüngste Tariferhöhung die durchschnittliche Apotheke rund 33.000 Euro pro Jahr. „Um das klarzustellen: Wir wollen das bezahlen“, unterstrich die Präsidentin. „Ohne unsere Mitarbeitenden sind wir nicht leistungsfähig.“ Doch mit Blick auf die Honorarsituation stelle das viele Betriebe vor Herausforderungen. Seit inzwischen einer Dekade wartet der Berufsstand auf eine Anpassung der Vergütung – gleichzeitig übernehmen die Apotheken immer mehr Aufgaben zum Nulltarif. Exemplarisch nannte sie das Erfüllen der Rabattverträge und der Importquote, das Einziehen der Zuzahlung von den Versicherten für die Kassen, das Inkasso für den Herstellerrabatt sowie Securpharm. BtM-Belieferung, Rezepturherstellung, Notdienst, Botendienste und andere Leistungen würden zwar von der GKV bezuschusst, doch bei Weitem nicht kostendeckend bezahlt. Nun muss Schluss sein mit dem Sparwahn, meint Overwiening. Denn eine gute Versorgung gehe nur mit einer guten Vergütung.
Zum Schluss ihrer Rede ließ es sich die Kammerpräsidentin nicht nehmen, doch noch den 14. Juni anzusprechen. Sie begrüßte den Protestaufruf des Apothekerverbands Westfalen-Lippe und verwies auf das im Grundgesetz verbürgte Recht zu demonstrieren: „Wenn Sie protestieren möchten, dann tun Sie das.“ |
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