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Rückblick und Ausblick vor dem Protesttag
Kammerversammlung der Apothekerkammer Bremen beklagt sinkende Apothekenzahl
Vor der Kammerversammlung hatte Scholz in einem schriftlichen Bericht die große Belastung der Apotheken durch die Lieferengpässe betont, besonders angesichts des knappen Personals. Den Mangel an Antibiotika empfinde er als Katastrophe. Mit Blick auf steigende Gehälter, Energiepreise und Mieten erklärte Scholz: „Wir brauchen eine Honorarerhöhung.“ Die Umsätze seien zwar stark gestiegen, aber das liege wesentlich am Hochpreiseranteil von durchschnittlich 45 Prozent. Die Betriebsergebnisse seien hingegen im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2022 nur um 1,7 Prozent gestiegen und das auch nur durch Einmaleffekte aufgrund der pandemiebedingten Sonderleistungen, erläuterte Scholz.
Er würdigte die pharmazeutischen Dienstleistungen als wichtigen Baustein, der die Leistungen der Apotheken deutlich mache. Die Mittel dafür nicht abzurufen, wäre ein schlechtes Zeichen für die Politiker, mahnte Scholz. Zur Arbeit auf Landesebene berichtete Scholz, der Kontakt zu den Ärzteorganisationen in Bremen sei gut. Im Gespräch mit Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) habe er Verständnis für die Apotheker gespürt, aber die Landesbehörde sei oft nicht zuständig. Ein Problem bei der Ausbildung sei die „völlige Sinnlosigkeit der Ausbildungsabgabe“. Dagegen hätten die Apotheker auf dem Marktplatz demonstriert. Zuerst müsse das Bremer Schulsystem seine Hausaufgaben machen.
Protest soll über Forderungen informieren
In seinem Vorabbericht hatte Scholz erklärt, er halte nichts von einem Streik, der die Patienten gegen die Apotheken aufbringe. Doch er könnte sich einen „Dienst nach Vorschrift“ vorstellen. Dies minimiere die Retaxrisiken und beziehe die anderen Leistungserbringer mit ein. Erst danach rief die ABDA den 14. Juni als Protesttag aus. Dazu erklärte Scholz in seinem aktualisierten Bericht, die Kammer könne nur sagen, dass nach ihrer Allgemeinverfügung am Mittwochvormittag geöffnet sein müsse. Doch Scholz ergänzte: „Wir wollen das aber nicht ahnden.“ Für diesbezügliche Aufrufe sei der Verband zuständig. Doch selbstverständlich trage die Kammer die Forderungen mit. „Unser Protest ist auch dafür, dass wir die Mitarbeiter angemessen bezahlen können. Das muss bei der Aktion in die Köpfe der Bevölkerung gebracht werden“, erklärte Scholz.
Im späteren Verlauf der Versammlung appellierte Christiane Lutter, die Vorsitzende des Bremer Apothekervereins, an die Teilnehmer, beim Protesttag mitzumachen. Dabei gehe es primär darum, über die Forderungen der Apotheken zu informieren. Bei einer spontanen Abfrage unter den knapp 50 anwesenden Kammermitgliedern gab eine Mehrheit an, beim Protest mitzumachen.
Dr. Richard Klämbt zum Ehrenpräsident ernannt
Weitere Inhalte der Kammerversammlung waren ein Vortrag von Dr. Nina Griese-Mammen zu pharmazeutischen Dienstleistungen und eine erneute Ehrung des langjährigen Kammerpräsidenten Dr. Richard Klämbt, der zum Ehrenpräsident ernannt wurde. Klämbt war 48 Jahre Mitglied im Kammervorstand, davon 36 Jahre als Kammerpräsident und in der vorigen Wahlperiode als Vizepräsident. Klämbts Wirken in dieser langen Zeit war bereits bei seiner Verabschiedung im vorigen Jahr ausführlich gewürdigt worden (siehe DAZ 2022, Nr. 27, S. 76).
Weitere Apothekenschließungen angekündigt
Kammergeschäftsführerin Dr. Isabel Justus berichtete über die Arbeit der Kammer und beklagte die sinkende Apothekenzahl. In den 1990er-Jahren gab es im Bundesland Bremen zeitweilig über 190 Apotheken, 2020 und 2021 waren es 140 und 2022 nur noch 135 Apotheken, davon 32 Filialen. Weitere Schließungen seien bereits angekündigt. Von den Inhabern seien 35 Prozent über 60 Jahre alt und 65 Prozent über 50 Jahre alt, ergänzte Justus.
Neue Arbeitsgruppe zum Notdienst
Von 135 Apotheken im Bundesland liegen 91 im Notdienstbezirk Bremen-Stadt, 23 in Bremen-Nord und 21 in Bremerhaven. In Bremen-Stadt bilden jeweils drei bis vier Apotheken eine Notdienstgruppe, aber die Verteilung über das Gebiet sei nicht mehr optimal und bei Apothekenschließungen in einer Dreier-Gruppe seien Umgruppierungen nötig. Daher soll der Notdienst so organisiert werden, dass Schließungen künftig einfacher berücksichtigt werden können. Dazu setzte die Kammerversammlung eine neue Arbeitsgruppe ein. Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr vorgelegt werden, damit schon 2024 ein neues System eingeführt werden kann. |
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