Arzneimittel und Therapie

Verdacht auf Suizid-Gedanken unter Semaglutid

EMA prüft Daten zu möglichen Nebenwirkungen der GLP-1-Rezeptoragonisten

dm | GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid haben über die sozialen Medien einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Viele Menschen sehnen sich offenbar danach, mit Wirkstoffen aus dieser Arzneimittelklasse abzunehmen. Doch kein Arzneimittel ist frei von Nebenwirkungen. Die Europäische Arzneimittel-­Agentur EMA untersucht nun den Verdacht, ob Sema­glutid und andere GLP-1-Rezeptor­agonisten zu suizidalen und selbstverletzenden Gedanken führen könnten.

Semaglutid war in Deutschland bislang nur unter dem Handelsnamen Ozempic® als Antidiabetikum erhältlich, wurde zuletzt aber im Off-Label-Use auch zum Abnehmen eingesetzt. Seit dem 17. Juli 2023 steht der GLP-1-Rezeptor­agonist, der wie das körpereigene Glucagon-Like-Peptide-1 (GLP-1) wirkt, in Deutschland unter dem Handelsname Wegovy® auch in der Indikation Gewichtsreduktion zur Verfügung. Er ist rezeptpflichtig, die Kosten werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dass Sema­glutid auch in dieser Indikation nicht allzu leichtfertig verordnet werden sollte, zeigt unter anderem eine aktuelle Mitteilung der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA [1]. Demnach prüft derzeit der Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der EMA Daten daraufhin, ob GLP-1-Rezeptor­agonisten zu suizidalen Gedanken und Gedanken an selbstverletzendes Verhalten führen könnten. Explizit genannt werden Semaglutid (Ozempic®, Wegovy®), aber auch Saxenda® mit dem Wirkstoff Liraglutid, das schon länger zur Gewichtsregulierung indiziert und auf dem deutschen Markt erhältlich ist. Bislang handelt es sich nur um die Ankündigung einer Untersuchung, Suizidalität sei derzeit für keinen GLP-1-­Rezeptoragonisten in den EU-Produktinformationen als Nebenwirkung aufgeführt. Ausgelöst wurde die Untersuchung durch die isländische Arzneimittelbehörde. Die Überprüfung von Ozempic®, Saxenda® und Wegovy® hat laut EMA bereits am 3. Juli 2023 begonnen und soll nun auf andere GLP-1-Rezeptor­agonisten ausgeweitet worden sein. Bislang liegen den Behörden 150 Berichte über mögliche Fälle von Selbstverletzung und Selbstmordgedanken vor. Ein Zusammenhang ist aktuell nicht bewiesen. Ergebnisse der Überprüfung werden für November 2023 erwartet. |

Literatur

EMA statement on ongoing review of GLP-1 receptor agonists. Mitteilung der Europäischen Arzneimittel-Agentur, 11. Juli 2023, www.ema.europa.eu/en/news/ema-statement-ongoing-review-glp-1-receptor-agonists

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