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„Versorgungssicherheit geht vor“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besucht Apotheke

köhler/ral | Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) war unlängst in einer Apotheke in Dresden zu Besuch, um sich vor Ort einen Überblick über das Problem der derzeitigen Lieferengpässe zu verschaffen. Vor den dort versammelten Pressevertretern betonte er, dass bei Arzneimitteln der Preis nicht die alleinige Rolle spielen dürfe. Oberste Priorität müsse vielmehr die Versorgungssicherheit haben.

Er sei gekommen, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu verschaffen – „und um die Dinge besser zu verstehen“ sagte Michael Kretschmer vergangene Woche im Dresdner Ärztehaus Mickten beim Besuch der dor­tigen Apotheke. Die war schon vor Ankunft des sächsischen Ministerpräsidenten prall gefüllt mit Pressevertretern, das Interesse am Thema Arzneimittelengpässe ist groß, die Suche nach Lösungen dringend. Kretschmer hörte zu, während Apothekeninhaberin Maret Hoffmann die Situation schildert. Wie alle anderen Verantwortlichen treibe sie die Sorge um, dass die Lieferengpässe „wohl noch eine Weile anhalten werden“, meinte Hoffmann. Bisher seien sie und ihre Kolleginnen zusammen mit den benachbarten Ärzten in der Lage gewesen, Alternativen für nicht lieferbare Arzneimittel zu finden, sodass Patientinnen und Patienten nicht mit leeren Händen nach Hause gehen mussten. Eine Dauerlösung sei das aber nicht, es binde zu viel Zeit und Arbeitskraft. Die sich abschwächende Erkältungswelle verbessere die Situation ein wenig, weil weniger Arzneimittel nachgefragt würden. „Aber bis wir wieder im normalen Modus sind, wird noch eine ganze Weile vergehen“, so Hoffmann. Und: „Wir brauchen eine langfristige Perspektive, um nicht wieder in eine solche Situation zu geraten und Versorgungssicherheit gewährleisten zu können.“

Foto: A. Köhler

Michael Kretschmer im Gespräch mit Apothekeninhaberin Maret Hoffmann, von der er sich die Problematik der Arzneimittel-Lieferengpässe erläutern ließ.

Wer billig kauft, kauft zwei Mal

Das sieht auch Kretschmer so und konstatiert zunächst, „dass es Apo­theken mit einer unglaublichen Büro­kratie und Reglementierung zu tun haben“. Das wüssten die wenigsten, als Laie sei man sprachlos. Man sei nun an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr weitergehe, das gelte auch für die Preisdrückerei. „Wer billig kauft, kauft zwei Mal“, sagte der CDU-Politiker. Auf den Schultern der Apotheker sei „Reparaturbetrieb des Gesundheitswesens“ gespielt worden, das könne so nicht bleiben. Akut müsse es darum gehen, dass die Krankenkassen die Mehrkosten für schwer lieferbare Arzneimittel tragen und dass die SARS-CoV-2-Ausnahmeverordnung mit erleichterten Abgaberegelungen über den 7. April hinaus verlängert wird.

Verträge mit Herstellern sind das „A und O“

Langfristig sei das „A und O“, Ver­träge mit Herstellern abzuschließen, bei denen nicht nur auf Cent-Beträge geschaut werde, sondern in erster Linie auf die Lieferfähigkeit – Vertragsstrafen inklusive. „Das ist in der Vergangenheit nicht ausreichend gemacht worden und nun der große Krebsschaden“, beklagte Kretschmer. Deutschland sei einst die Apotheke der Welt gewesen. Zu diesem Status zurück will der Ministerpräsident trotz aller Probleme nicht. Er sei nicht sicher, ob es gut wäre, alles an Produktion ins Land zurück­zuholen, sagte er: „Ein gewisses Maß an europäischer Autonomie muss es geben.“ Und: „Apotheken und Ärzte brauchen größere Spiel­räume, um die Patienten ohne bürokratische Hürden mit Medikamenten zu versorgen und bei auftretenden Engpässen auf Alternativen zurückgreifen zu können.“ |

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