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Apotheken
Jubiläumsfeier: 250 Jahre Adler Apotheke Hamburg-Wandsbek
Klare Rahmenbedingungen und mehr Pragmatismus für eine gute Apothekenzukunft
Durch den Empfang im Bürgersaal Wandsbek führte die Fernsehschauspielerin Andrea Gerhard als Moderatorin. Die stellvertretende Leiterin des Bezirksamts Wandsbek, Dr. Heike Opitz, würdigte besonders das Engagement der Familie Gnekow für den Bezirk. Viele Initiativen für die Gestaltung des Stadtteils habe Holger Gnekow angestoßen. Dr. Bettina Hees, Vizepräses der Handelskammer Hamburg betonte das „außergewöhnliche Firmenjubiläum“ und hob den Einsatz für Kunden und Patienten und die „rechtzeitige Digitalisierung“ der Adler Apotheke hervor. Christine Weber, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, überbrachte die Grüße der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und betonte, dass die Beschäftigten der Adler Apotheke schon sehr früh die AMTS-Schulungen, zunächst die damaligen Angebote in Westfalen-Lippe, wahrgenommen hätten. Außerdem bekräftigte die neue Vorsitzende des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden, Johanna Kintrup, das Engagement der Gnekows für die Ausbildung.
Optimismus und der Wunsch nach mehr Pragmatismus
Heike Gnekow erinnerte an die 250-jährige Geschichte der Apotheke (siehe DAZ 2023, Nr. 29, S. 64 f.), die seit über 120 Jahren im Familienbesitz ist und derzeit an drei Standorten etwa 150 Menschen beschäftigt. Sie wagte eine sehr optimistische Prognose für die pharmazeutische Versorgung in 50 Jahren. Sie erwarte, dass das Gesundheitswesen dann losgelöst von der Tagespolitik mit dem Fokus auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und Prävention organisiert werde. Als Voraussetzung dafür seien Vertrauen statt Missgunst, echte Standards für die Digitalisierung und ein nicht so übertriebener Datenschutz nötig. Vor allem müsse das Gesundheitswesen als gemeinsame Aufgabe verstanden werden. Ihr Vater und OHG-Partner Holger Gnekow bedankte sich bei allen Kunden, Netzwerkpartnern und Mitarbeitern, auf deren Einsatz der Erfolg teilweise seit Jahrzehnten aufbaue. Ausgehend vom Vorbild der Segelschiffskapitäne früherer Zeiten betonte Gnekow die Bedeutung von Pragmatismus, Eigenverantwortung, Flexibilität und Innovation. Doch stattdessen gebe es eine Überregulierung. Wenn Hunderte Millionen FFP2-Masken wegen Ablaufs des Verfalldatums vernichtet würden und dabei die größte Sorge den abfallrechtlichen Vorschriften gelte, frage er, ob wir den Kompass verloren hätten. Gnekow betonte, dass neue Ideen Spaß machen. Sie sollten mit Eigenverantwortung angegangen werden, forderte Gnekow und fasste das so zusammen: „Vorne ist dort, wo sich keiner auskennt.“
Kaapke: Aufgaben für die Politik …
Festredner Prof. Dr. Andreas Kaapke griff dies in seinem Vortrag „Die Zukunft der Apotheke – die Apotheken der Zukunft“ auf. Es störe im Tagesgeschäft, wenn „immer wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird“. Darum kritisierte auch Kaapke kleinteilige Regelungen: „Die Deutungsschwangerschaft im Detail muss aufhören.“ Doch strenge Regeln für das Grundgerüst der Apotheken seien wichtig. Ein Problem entstehe, wenn der Staat immer wieder einzelne Puzzleteile aus diesem Gerüst herausnehme. Alles beruhe auf dem Konsens, dass Arzneimittel ein besonderes Gut sind. „Wenn irgendjemand daran dreht, ist alles andere passé“, folgerte Kaapke. Der reine Markt reiche hier nicht, es seien ordnungspolitische Eingriffe nötig. Zugleich wandte er sich gegen pauschale Ansätze zur Kostendämpfung, denn Gesundheit sei nicht budgetierbar. Zudem gebe es keinen Nachweis, dass ein anderes System effizienter als das bestehende Versorgungssystem sei.
Zur Filialisierung der Apotheken erklärte Kaapke, in der Handelsbetriebslehre werde erst ab der fünften Einheit von einem Filialsystem gesprochen. Möglicherweise sei dies der Grund für die Begrenzung auf vier Apotheken. Dies sollte auch so bleiben, um die Eigenverantwortlichkeit sicherzustellen, wünscht sich Kaapke. Außerdem habe die Handelsbetriebslehre gezeigt, dass relevante Skalenerträge erst ab 50 Einheiten realisierbar sind, aber so große Verbünde könnten nicht persönlich geführt werden. Wenn aber Skalenerträge nötig seien, weil die Honorierung sonst nicht reiche, hätten die Politiker ihr eigenes System nicht verstanden, mahnte Kaapke. Er erklärte, dass eine auskömmliche Honorierung nötig ist, damit die Apotheken ihre qualifizierten Versorgungsleistungen erbringen können. Doch er warnte zugleich davor, makroökonomische Argumente auf der Mikroebene zu nutzen. Denn Ökonomen könnten das Apothekensterben als Marktbereinigung auslegen – oder anders formuliert: Wer mit dem Apothekensterben argumentiert, muss festlegen, wie viel Apotheken nötig sind. Dort hätten wir eine Argumentationslücke, konstatierte Kaapke und forderte die Standesvertretung auf, dort nachzubessern. Anderenfalls könne die Politik immer wieder gegenhalten.
… und Voraussetzungen für den individuellen Erfolg
Außer den politischen Rahmenbedingungen betrachtete Kaapke die Wege zum individuellen Apothekenerfolg. Dabei sehe er vier wesentliche Erfolgsfaktoren:
- die Konsequenz, also seiner Linie treu zu bleiben,
- das Verhalten, also Apotheker mit Herz und Verstand zu sein,
- Änderungsbereitschaft und Kreativität in einer sich ändernden Welt und
- Leidenschaft. |
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