Praxis

Am Puls der Zeit

Die Digitalisierung in der Rezeptur schreitet voran

Der diesjährige Rezeptursommer des DAV bietet wieder viele interessante Themen. Neben Vorträgen über die Herstellung unterschied­licher Darreichungsformen, bei denen hohe Qualitätsansprüche und ein gutes technologisches Verständnis wichtig sind, beschäftigt sich eine Fortbildung mit der Digitalisierung in der Rezeptur. Dokumenta­tionen, Zertifikate, Analysen und verschiedene Prüftechniken – das sind alltägliche Arbeitsprozesse, die durch die Nutzung digitaler Technologien erleichtert werden.

Welche Unterstützung die Digitalisierung in diesem Arbeitsbereich bereits bietet, erfährt man im Vortrag von Dr. Andreas Ziegler. Er gibt einen umfassenden Überblick über die vorhandenen, Software- und Hardware-gestützten Möglichkeiten. Als Fachapotheker für pharmazeutische Technologie und Autor zahlreicher Fachbücher veranschaulicht er, wie weitreichend der technologische Sachstand schon ist und wo die Reise noch hingehen könnte. Dabei wird deutlich, dass sich nicht mehr die Frage, ob man sich dieser digitalen Möglich­keiten bedient, sondern wann.

Ausbildung und Arbeit werden digitaler

Auch die Ausbildung der pharmazeutisch-technischen Assistenten und Assistentinnen wird zunehmend darauf ausgerichtet – sowohl theoretisch als auch praktisch. Im neuen PTA-Reformgesetz ist die Nutzung digitaler Technologien Bestandteil der Stundentafel geworden. In der Apo­theke ist die tägliche Arbeit ohne digitale Unterstützung schon lange nicht mehr denkbar. Nicht erst die Einführung des E-Rezeptes macht es notwendig, sich diesem Arbeitsfeld zu öffnen und vorhandene und sinnvolle Möglichkeiten zu nutzen und umzusetzen.

Es ist (Rezeptur-)Sommer!

Rechtliche Vorgaben, hohe Qualitäts­ansprüche und komplexe pharma­zeutische Entscheidungen sind nur einige der Herausforderungen im Rezeptur­alltag. Im Rahmen der akkre­ditierten Online-Fortbildungsreihe „DAV-Rezeptursommer“ unterstützt Sie der Deutsche Apotheker Verlag mit sechs aufgezeichneten Vorträgen zu kniffligen Rezepturthemen: vom Zäpfchengießen und der Verwendung maschineller Rühr­systeme, über Augenzubereitungen und Problemen, die bei der Verarbeitung grenzflächenaktiver Wirkstoffe entstehen, bis hin zur Kapselherstellung und Digitalisierung in der Rezeptur werden spannende Vorträge angeboten:

  • Suppositorien – rektale und vaginale Arzneiformen: Dr. Jana Brüßler
  • Maschinelle Rührsysteme – wie läuft’s rund? Dr. Kirsten Seidel
  • Fit für die Herstellung von wässrigen und öligen Augentropfen und -salben: Ingrid Tieke und Christin Humbert
  • Grenzflächenaktive Wirkstoffe in der Rezeptur: Dr. Annina Bergner
  • Kapselherstellung – auf den Inhalt kommt es an: Dennis H. Repky
  • Digitalisierung in der Rezeptur: Dr. Andreas S. Ziegler

Die Veranstaltung ist mit 6 Punkten akkre­ditiert und bis zum 17. September 2023 buchbar. Alle Vor­träge stehen Ihnen bis zum 30. September 2023 zur Verfügung.

Weitere Informationen und Tickets unter

https://akademie.dav-medien.de/rezeptursommer-2023/

Vorteile der digitalen Dokumentation

In der Rezeptur stellt unter anderem die Dokumentation einen besonderen Schwerpunkt dar. Die sehr umfassenden Dokumentationspflichten (z. B. Plausibilitätsprüfung, Herstellungs­anweisung, Herstellungsprotokoll, Prüfprotokoll der Ausgangsstoffe und vieles mehr) und die Einhaltung der Aufbewahrungsfristen, die durch die Apothekenbetriebsordnung vorgeschrieben werden, füllen in papier­gebundener Form Ordner und Regale. Wie der Referent schildert, kann man mit der entsprechenden Software bei Erstellung und Aufbewahrung dieser Dokumente in digitaler Form nicht nur Platz, sondern auch Zeit sparen. Werden Analysenzertifikate von einem sogenannten Zertifikateserver automatisiert heruntergeladen und die Prüfergebnisse (gern in digitaler Form ermittelt) in eine dafür vorgesehene Software eingebunden, arbeitet man nahezu papierlos. Zumindest dann, wenn die notwendigen Unterschriften vom verantwortlichen Apotheker oder der Apothekerin elektronisch vorgenommen werden, was aber deutlich einfacher geworden ist, seit in allen Apotheken elektronische Heilberufsausweise (eHBA) vorliegen müssen, mit denen unter anderem auch qualifizierte elektronische Signaturen (QES) geleistet werden können. Die Apotheken benötigen dann nur noch ein geeignetes Kartenlese­gerät. Bei der Signatur wird z. B. der elektronische Heilberufsausweis in den Kartenleser gesteckt und das Dokument durch eine einfach Pin-Eingabe qualifiziert elek­tronisch signiert. Bei einem Revisionsbesuch ist es möglich, diese qualifizierte elektronische Signatur durch eine Onlineverbindung zur ausstellenden Institution zu prüfen. Zusammen mit der digitalen Dokumentation auf dem Bildschirm, gehören damit Papier­ausdrucke auch bei der Revision der Vergangenheit an.

Sehr interessant sind auch die Möglichkeiten der digitalen Prüftechniken, auf die Dr. Andreas Ziegler in seinem Vortrag eingeht. Er schildert die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Infrarot-Spektroskopie-Methoden (MIR und NIR), spricht über die digi­tale Refraktometrie und Schmelzpunktbestimmung sowie auch die digitale Waagenanbindung. Die so gewonnenen Prüfergebnisse lassen sich anschließend in die digitale Dokumentation einbinden und runden somit eine moderne Vorgehensweise in der Rezeptur einer zukunftsorientierten Apotheke ab.

Abrechnung einer Rezeptur

Darüber hinaus gibt Ziegler einen Überblick über die Abläufe bei der Abrechnung einer Rezeptur, die auf einem Muster-16-Rezept verordnet wurde. Die Generierung des Z-Datensatzes und des Hashcodes, die Über­tragung der Daten an die Abrechnungsstelle (in Papierform und in digitaler Form) – all das muss zusammenpassen, damit die Rezeptur am Ende auch von den Krankenkassen bezahlt wird. Beim Dr. Lennartz Laborprogramm beispielsweise lassen sich die Daten für die Rezeptabrechnung direkt aus der Rezepturdokumentation in viele Warenwirtschaften übertragen, von wo aus sie nach Abgabe des Arzneimittels an den Kunden an die Abrechnungsstelle weitergeleitet werden. Eine händische Taxation und umständliche erneute Eingabe der Rezepturdaten (Zusammensetzung, Menge, Arbeitspreis, Einkaufspreise etc.) entfallen.

Mit der zu erwartenden Einführung des E-Rezeptes für Rezepturarznei­mittel werden zukünftig viele weitere Daten (z. B. Verordner, Patient, Dosierung) in digitaler Form vorliegen, die automatisch in die Herstellungsdokumentation übernommen werden können und damit ebenfalls keiner händischen Eingabe mehr bedürfen. Das erleichtert zusätzlich die Dokumentation und spart Zeit. Die Datenübermittlung an Abrechnungsstelle bzw. Krankenkasse ändern sich dann auch insofern, als aus dem Z-Datensatz ein Abgabedatensatz wird, der auch alle am Rezept vorgenommenen Änderungen (z. B. Dosierung, Abgabegefäß) enthält.

Als besonderen Schluss seines Vortrags gibt Dr. Andreas Ziegler Ein­blicke in seine Ideen und Zukunfts­visionen. Dazu gehören unter anderem sogenannte orodispersible Filme. Auf ihnen wird ein Wirkstoff aufgetragen, der über die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann. Auch Tabletten, die direkt in der Apotheke mit einem 3D-Drucker hergestellt werden, sind für ihn denkbare und machbare zukünftige Arzneiformen. Mit dem Wissen über die Möglichkeiten, die in der Zukunft zur Verfügung stehen werden, wird man neugierig, wie wohl die Arbeit in der Rezeptur einer öffentlichen Apotheke in fünf bis zehn Jahren aussehen wird? |

Literatur

Ziegler A. Digitalisierung in der Rezeptur. Vortrag im Rahmen DAV-Rezeptursommers 2023 Rezeptursommer

Apothekerin Andrea Fuchs

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