Praxis

Apoclip kommt in die Apotheke

Hexal und 1 A Pharma kooperieren mit jungem Unternehmen Careanimations

jb | Das Unternehmen Careanima­tions hilft mit seinem Angebot namens Apoclip Apotheken dabei, Patienten besser über ihre Arzneimittel zu informieren und bei der korrekten Anwendung zu unterstützen. Durch eine Kooperation mit Hexal und 1 A Pharma ist Apoclip nun auch in Deutschland nutzbar. Im DAZ-Interview erzählen die Verantwortlichen, was dahintersteckt und wie Apotheken Apoclip nutzen können.

DAZ: Was ist Apoclip eigentlich?

Thomas Hofmann: Apoclip ist der digitale Beipackzettel, den jeder verstehen und umsetzen kann und gleichzeitig auch eine Plattform mit animierten Videos, Piktogrammen und regelmäßigen Kurznachrichten, die die wichtigsten Informationen aus dem Beipackzettel in verständlicher Alltagssprache erklären, sowohl am HV-Tisch als auch in der ergänzenden Beratung und zur Begleitung zu Hause. Dabei ist Apoclip immer als Leistung der eigenen Apotheke vor Ort zu erkennen. Derzeit deckt Apoclip 85% aller Medikamentenabgaben in Deutschland ab, bis Ende 2023 wird eine 95%ige Abdeckung erwartet.

DAZ: Wie kam die Zusammenarbeit mit Hexal/1 A Pharma zustande?

Dan Ma: Wir haben bereits vor zwei Jahren erste Gespräche geführt. Allerdings war damals die Zeit noch nicht reif und wir hatten gemeinsam noch nicht das ideale Set-up für eine Partnerschaft gefunden. Im März 2023 haben wir einen zweiten Anlauf genommen und dieses Mal ist der Funke auf Anhieb übergesprungen. Vom ersten Gespräch bis zum Roll-out vergingen weniger als vier Monate. Das ging nur, weil beide Seiten gemeinsam Vollgas gegeben haben. Für uns sind Partnerschaften mit innovativen Start-ups im Digital-Health-Umfeld eine wichtige strategische Säule, um die digitale Transformation des Gesundheitssystems in Deutschland aktiv mitzugestalten.

Rob Neeter: Außerdem haben aus meiner Sicht zwei wesentliche Aspekte den Erfolg der Zusammenarbeit ausgemacht: eine übereinstimmende Vision und ein „Cultural Fit“. Beide Parteien haben das Patientenwohl im Fokus und sehen die Apotheke vor Ort als wichtigsten Partner, um neben der Bereitstellung von hochwertigen Arzneimitteln auch die Therapietreue und damit den Behandlungserfolg zu verbessern. Und dank der längeren und intensiveren Betreuung des Patienten aus der Apotheke heraus wird auch deren Position für die Zukunft gestärkt.

Foto: Careanimations

Die Initiatoren Volker Balles (Unit Head Retail Pharmacy, Marketing & Sales, Hexal), Dan Ma (Head of Innovation & New Commercial Partnerships, Hexal), Thomas Hofmann (General Manager bei Careanimations Deutschland), Rob Neeter (Co-founder und CEO, Careanimations) (v. l.)


DAZ: Worin besteht die Zusammen­arbeit konkret?

Rob Neeter: Ich habe Careanimations 2016 gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin in den Niederlanden mit dem Ziel gegründet, Apotheken vor Ort zu helfen, Patienten besser über ihre Medikamente zu informieren und bei der korrekten Anwendung von Medikamenten zu unterstützen. Heute ist unsere Lösung flächendeckend in den Niederlanden etabliert. Apoclip wird dort von fast allen Apotheken vor Ort (96%) und Kranken­häusern (70%) eingesetzt. Um Apoclip in einem Markt wie Deutschland und den fast 18.000 Apotheken anzubieten, braucht es einen starken Partner – das war uns von Anfang an klar.

Volker Balles: Wir pflegen bei Hexal starke und etablierte Beziehungen zu unseren Apothekenkunden sowie zu allen wichtigen Einkaufsgemeinschaften, Kooperationen und Großhändlern. Neben dem Vertrieb unserer Produkte beschäftigen wir uns jeden Tag damit, nach Lösungen für unsere Kunden zu suchen, die eine Erleichterung im Apothekenalltag und eine Unterstützung in der Patientenaufklärung ermöglichen können. Mit Apoclip hat Care­animations einen entsprechenden Service geschaffen, der die Apotheke vor Ort dabei unterstützt, dass deren Patienten Medikamente besser verstehen und langfristig richtig anwenden. Folglich wird unser Vertriebsteam diesen Service in ihren Gesprächen den Apotheken vorstellen.

Rob Neeter: Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Hexal/1 A Pharma, auch weil sie uns die vertriebliche Unterstützung bietet bei gleichzeitig unternehmerischer und inhaltlicher Unabhängigkeit.

Über Careanimations

Careanimations wurde 2016 von zwei Ärzten mit dem Ziel gegründet, Apotheken vor Ort zu helfen, Patienten besser über ihre Medikamente zu informieren und bei der korrekten Anwendung ihrer Medikamente zu unterstützen. Nach einem Entwicklungsprozess von zwei Jahren und erfolgreichen Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium, Kranken­kassen, Apotheken und Patienten­organisationen hat Careanimations seine digitalen Lösungen zum 1. Januar 2019 flächendeckend in den Niederlanden eingeführt. Diese werden dort von fast allen Apotheken (96%) und Krankenhäusern (70%) eingesetzt. Mittlerweile ist Careanimations auch in weiteren Ländern aktiv, unter anderem in Frankreich, Spanien, Schweden und den Vereinigten Staaten. Die Care­animations GmbH in Deutschland wurde gegründet um Apoclip angepasst an die deutschen Rahmenbedingungen und Kundenbedürfnisse im lokalen Markt einzuführen.

DAZ: Auf welchen Zeitraum ist die Zusammenarbeit angelegt?

Volker Balles: Wir sehen die Kollaboration mit dem Careanimations-Team als eine langjährige strategische Partnerschaft an. Es gibt noch viele weitere Synergien und spannende Ansatzpunkte, welche einen Zusatznutzen für die Apotheke vor Ort bieten könnten. Wichtig ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch, dass wir uns zunächst darauf konzentrieren, die Apotheken über das Serviceangebot und den Nutzen von Apoclip für sie und ihre Kunden aufzuklären.

Thomas Hofmann: Aufgrund der Größe der Herausforderung, der Dimension und der Komplexität des deutschen Apothekenmarkts ist die Zusammenarbeit langfristig angelegt. Gemeinsam wollen wir die Apotheken vor Ort dauerhaft unterstützen, aber auch Erkenntnisse sammeln und eng mit den Apotheken zusammenarbeiten, um Apoclip weiter auszubauen und an die immer wechselnden Bedürfnisse in Deutschland noch besser anzupassen.

 

DAZ: Was versprechen Sie sich davon?

Dan Ma: „Wir versorgen Deutschland“ ist unsere Mission. Der Anspruch als Generika-Marktführer ist nicht nur, Arzneimittel zu produzieren, sondern einen aktiven Beitrag zur Patientenversorgung zu leisten und Patienten in ihrer Gesundheitskompetenz zu stärken, um einen optimalen Therapieerfolg durch richtige Anwendung unserer Arzneimittel zu erzielen. Gemeinsam mit Careanimations wollen wir den Service Apoclip in den Apotheken in Deutschland bekannter machen, damit möglichst viele Apotheker vor Ort und ihre Patienten von den Vorteilen profitieren.

Thomas Hofmann: Gemeinsam mit Hexal/1 A Pharma wollen wir die mit 50% sehr niedrige Therapietreue der Patienten verbessern, denn rund 64% der deutschen Erwachsenen haben Schwierigkeiten zu verstehen, warum und wie sie ihre Medikamente anwenden müssen. Darüber hinaus verstehen über fünf Millionen Menschen in Deutschland kaum oder kein Deutsch. Für sie ist die Situation noch viel schwieriger, genauso wie für deren Apotheken. Apotheken vor Ort spannen ein ein­zigartiges Versorgungsnetz über Deutschland. Ihre zugängliche, geografische Erreichbarkeit ist oft sogar besser als die von Hausarztpraxen. Patienten vertrauen dem Urteil und Rat der Apothekerinnen und Apotheker und des pharmazeutischen Personals. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, diese Situation über die Apotheken vor Ort mit Apo­clip anzugehen.

Volker Balles: Das alles ist im Sinne der Stärkung der Gesundheitskompetenz der Patienten, einer verbesserten Therapietreue mit besseren Ergebnissen und folglich eines geringeren Kostendrucks für das Gesundheitssystem.

 

DAZ: Was müssen Apotheken tun, damit sie die Angebote von Care­animations nutzen können?

Thomas Hofmann: Wir haben zahl­reiche einfache Möglichkeiten ge­schaffen, wie Apotheken eine Apoclip-­Lizenz für ihren Standort oder ihre Standorte erwerben können. Das geht online über unsere Website (www.careanimations.de), über unser Call-Center in Düsseldorf (0211 93670244) oder direkt über den vertrauten Mit­arbeiter von Hexal/1 A Pharma. Mitglieder von Alphega bzw. Gesundleben können sich ebenfalls an den Außendienst von AHD/GEHE wenden und dank einer gemeinsamen Partnerschaft außerdem von weiteren Vor­teilen profitieren. Nach dem Ausfüllen und Unterschreiben der Teilnahmevereinbarung wird diese per Mail oder Fax an unser Service-Center geschickt. Innerhalb weniger Arbeitstage erhalten die Apotheken eine Begrüßungsmail und ein Starterpaket. Gemeinsam mit den standortbezogenen, apothekenindividuellen QR-Codes können die Apotheken dann sofort ihren Patienten Apo­clip zur Verfügung stellen. Es ist keine Softwareinstallation oder spezielle Hardware nötig. Eine Einweisung des pharmazeutischen Personals in der Apotheke wird online durchgeführt und benötigt kaum Zeit.

Foto: Careanimations

Apoclip ist mehr als ein digitaler Beipackzettel. Die Plattform bietet animierte Videos, Piktogramme und regelmäßige Kurznachrichten, um die Therapietreue zu erhöhen.

 

DAZ: Welche Kosten entstehen für die Apotheken?

Rob Neeter: Unser Ziel ist es, Apoclip möglichst vielen Apotheken vor Ort zu einem niedrigen Preis zur Verfügung zu stellen, um den Service möglichst vielen Patienten zukommen zu lassen. Apotheken vor Ort können Apoclip für weniger als 4 Euro pro Arbeitstag nutzen.

Volker Balles: Durch die Zusammen­arbeit mit Hexal/1 A Pharma haben alle Apotheken in Deutschland derzeit die Möglichkeit auf einen Sonderrabatt. Außerdem können sie mit ihrer Lizenz das neue Modul Apoclip Direkt für ein Jahr kostenlos nutzen.

 

DAZ: Wie funktioniert das in der Praxis, dass die Patienten in den Genuss der Videos usw. kommen? Die kann man schlecht mitgeben wie eine Zeitschrift oder einen Handzettel?

Thomas Hofmann: Apoclip wird den Patienten persönlich von der Apotheke vor Ort über einen QR-Code oder einen Link per Mail zur Verfügung gestellt. Damit können diese die Arzneimittelinformationen und Anleitungen bequem zu Hause beziehen. Zur weiteren Unterstützung und Verbesserung der langfristigen The­rapietreue erhalten die Patienten zusätzlich und dauerhaft individuelle, automatisierte und motivierende Nachrichten zur Therapiebegleitung, ohne weitere Interven­tion oder Aufwand, und zwar direkt aus der eigenen Vor-Ort-Apotheke.

Dan Ma: Über den QR-Code oder Link kommt der Patient auf die individuell zugeschnittene Service-Seite der Apotheke vor Ort mit Logo und Interaktionsmöglichkeiten. Damit kann die Apotheke ihr Profil bei den Patienten stärken und die Beratung zur Therapietreue bis nach Hause ausweiten.

 

DAZ: Welche Daten müssen die Patienten der Apotheke überlassen, damit sie Nachrichten bekommen, und was passiert mit diesen Daten?

Rob Neeter: Patienten können Apo­clip einfach über den QR-Code völlig anonym nutzen und müssen keine Daten bei ihrer Apotheke hinterlassen. Wer die Medikamenten- und An­wendungsvideos speichern will oder die regelmäßigen, therapie­begleitenden Nachrichten erhalten möchte, kann ein Konto erstellen. Dafür ist nur die E-Mail-Adresse notwendig. Die Nutzung ist zu 100% DSGVO-konform, sprich die Patientendaten sind geschützt.

 

DAZ: Ab wann können die Apotheken Apoclip anbieten?

Thomas Hofmann: Apoclip ist ab sofort für alle Apotheken vor Ort ver­fügbar. Die Vertriebsmitarbeiter von Hexal und 1 A Pharma sowie für die Alphega und Gesundleben-Apotheken auch die Mit­arbeiter von AHD/GEHE werden in den kommenden Monaten die Apotheken darüber ausführlich informieren. Apotheken, die nicht warten wollen, können aber sofort und ohne Nachteile direkt bei uns über unsere Website www.careani­mations.de eine Lizenz erwerben.

Volker Balles: Wir planen unseren Start auf der Expopharm Ende September und werden Apoclip anschließend durch unser Vertriebsteam bei unseren regelmäßigen Apotheken­besuchen vorstellen.

 

DAZ: Gibt es Werbematerial, um die Patienten drauf hinzuweisen?

Thomas Hofmann: Wir unterstützen die Apotheken in der Offizin mit entsprechendem Infomaterial und haben auch Materialien in Vorbereitung, welche Patienten auf diesen Service aufmerksam machen soll.

Dan Ma: Wir werden ein Starterpaket mit den wichtigsten Infomaterialien im individuellen Apothekenbranding für die Patienten anbieten, das den Start mit Apoclip kinderleicht macht.

 

DAZ: Vielen Dank für das Gespräch. |

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