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Familienmanagement: Die „unsichtbare“ Arbeit

Berufstätige Frauen übernehmen mehr private Planungsaufgaben

Hausaufgaben und Klausuren, Elternabende und Arzttermine im Blick haben, die Kindergeburtstage des eigenen Nachwuchses planen und auch von dessen Freundeskreis nicht vergessen, Anrufe bei den eigenen sowie den Schwiegereltern tätigen, den Überblick über notwendige Einkäufe und die Kündigungsfristen von Verträgen behalten: Solche Aufgaben, die von der Werbung gern als Familienmanagement bezeichnet werden, lasten meist deutlich stärker auf den Schultern von Frauen bzw. Müttern als auf denen ihrer Partner.

„Mental Load“ nennen Forschende diese „unsichtbare Denkarbeit“. Und noch immer ist es so, dass erwerbstätige Frauen und Männer in ihren Partnerschaften einen unterschiedlich hohen Anteil dieser mentalen Belastung übernehmen. Das zeigt auch die aktuelle Untersuchung von Yvonne Lott und Paula Bünder, die dazu Angaben von rund 2200 Teilnehmenden der repräsentativen Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung ausgewertet haben.

Im Schnitt liegt die Wahrscheinlichkeit bei 62 Prozent, dass die Planung und Organisation von Terminen und die Führung und Abarbeitung von To-do-Listen im Wesentlichen von den Frauen erledigt werden. Nur in 20 Prozent der Paarbeziehungen ist der Mann der Hauptverantwortliche für die Alltagsaufgaben.

Zwischen Frauen mit Kindern und ohne Kinder gibt es noch einmal Unterschiede von 74 Prozent versus 56 Prozent.

Sind Frauen in Teilzeit beschäftigt, übernehmen 68 Prozent die Hauptlast, gegenüber 57 Prozent der befragten Frauen, die in Vollzeit arbeiten.

Frauen empfinden stärkere Belastung

Auch wenn Frauen und Männer vielleicht Befriedigung aus der fröhlich verlaufenen Geburtstagsparty oder ihrer guten Haushaltsorganisation ziehen können – es bleibt letztlich eine kognitive Arbeit, die belastet und emotional stressen kann. Diese empfundene Belastung durch die Planungsaufgaben unterscheidet sich ebenfalls zwischen den Geschlechtern.

Auf einer Skala der Belastung von null bis sieben kommen die befragten Frauen im Schnitt auf den Wert 3,3. Bei Männern liegt er bei 2,8.

Gibt es Kinder im Haushalt, ist die gefühlte Belastung von Frauen mit 3,37 höher als ohne Kinder (3,16).

Beachtenswert ist aus Sicht der Autorinnen auch, „dass sich Frauen in Teilzeit ebenso wie Frauen in Vollzeit durch kognitive Arbeit belastet fühlen. Es scheint also nicht so zu sein, dass Frauen durch kürzere Arbeitszeiten mehr mentale Entlastung im Alltag erfahren und etwa mit mehr Entspannung und Energie kognitive Arbeit erledigen.“

Foto: Sonja Calovini/AdobeStock

Familienplaner und To-Do-Listen sind meist noch Frauenaufgaben.

Was kann getan werden?

Eine wichtige Aufgabe liegt also bei den Partnern, sich über eine faire Verteilung des Familienmanagements zu verständigen und dabei die privaten Planungsaufgaben nicht zu unterschätzen!

Aber auch auf betrieblicher Ebene sehen Lott und Bünger Ursachen und Einflussmöglichkeiten: „Traditionelle Rollenbilder und -erwartungen aufseiten von Vorgesetzten und Kolleginnen bzw. Kollegen“ könne man durch Führungskräfteschulungen begegnen. „Darüber hinaus müssen Väter aktiv auf die betrieblichen und gesetzlichen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf angesprochen und bei deren Inanspruchnahme unterstützt werden. Vorgesetzte bzw. Personal­verantwortliche können Väter aktiv ermuntern, längere Elternzeiten oder Teilzeit in Elternzeit zu nutzen.“

Auch kürzere Arbeitszeiten als Standard – für Männer wie für Frauen, insbesondere aber für berufstätige Eltern – könnten eine partnerschaft­liche Arbeitsteilung fördern.

Was sagt ADEXA?

ADEXA-Bundesvorstand Tanja Kratt kommentiert: „Gerade jüngere Paare nehmen sich eine gleichberechtigte Aufgabenteilung vor. Doch spätestens wenn Kinder da sind, kommt es schnell zu einer Schieflage. Daran sind zum einem die immer noch unterschiedlichen Verdienste von Frauen und Männern verantwortlich. Wer weniger verdient – und das sind leider immer noch meist die Mütter – reduziert eher die Arbeitszeit und übernimmt die privaten Aufgaben. Zum anderen ist es für Väter nach wie vor schwieriger, im Betrieb Verständnis für familiär bedingte Abwesenheiten zu bekommen.“ Dazu spielen auch die Vorbilder der eigenen Eltern und der Werbung vermutlich eine nicht unerhebliche Rolle, warum sich Frauen immer noch stärker für das Familienmanagement verantwortlich fühlen, einen Spagat zwischen Familie, Beruf und sozialem Umfeld machen und dadurch eine hohe Belastung verspüren. |
 

Literatur

Gleichstellung: Gestresste Familienmanagerinnen, Böckler Impuls Ausgabe 2023;12:1, Hans Böckler Stiftung, www.boeckler.de/pdf/impuls_2023_12_gesamt.pdf

Lott Y, Bünger P. Mental Load: Frauen tragen die überwiegende Last. WSI Report Nr. 87, August 2023, www.boeckler.de/fpdf/HBS-008679/p_wsi_report_87_2023.pdf

Sigrid Joachimsthaler

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