Prisma

Pluspunkte des Palmenwedelns

Masturbieren bei männlichen Primaten hat evolutionäre Vorteile

Foto: Aliaksandr Marko/AdobeStock

jr | Masturbation findet sich beinahe im gesamten Tierreich und ist unter Primaten besonders häufig. Welchen biologisch-evolutionären Nutzen hat die Autostimulation? Ein Forschungsteam am University College London erstellte und analysierte eine Datensammlung zur Masturbation bei männlichen Primaten. Es wurden fast 400 Quellen inkludiert, darunter akademische Aufsätze und Fragebögen, die von Primatologen ausgefüllt wurden. Für zwei evolutionsbiologische Hypothesen fand das Forschungsteam bestätigende Indizien. Die postkopulative Selektionshypothese besagt, dass Masturbation ohne Ejakulation kurz vor dem Sex die Erregung steigert und zu schnellerem Samenerguss während der Paarung führt. Rangniedere Männchen, die bei der Kopulation häufig unterbrochen werden, könnten so zum Paarungserfolg kommen. Außerdem wird bei Masturbation mit Ejakulation minderwertiges Sperma beseitigt. Zur Paarung steht dann frischer, qualitativ hochwertiger Samen zur Verfügung, der sich gegenüber dem Sperma anderer Männchen durchsetzen kann. Frühe Primaten lebten in Gesellschaften, in denen Weibchen Geschlechtsverkehr mit mehreren Männchen hatten. In solchen Systemen ist der Konkurrenzdruck zwischen Männchen hoch. Die andere Hypothese, für die die Forschungsgruppe Bestätigung fand, ist die Pathogenvermeidungshypothese. Die Gefahr einer Infektion mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung wird reduziert, indem der Harnsamenleiter beim Masturbieren mit Ejakulat gereinigt wird. Als nächstes wollen die Forscher und Forscherinnen die Datenlage zur weiblichen Selbstbefriedigung verbessern, um entsprechende Analysen durchführen zu können. |
 

Literatur

Brindle M et al. The evolution of masturbation is associated with postcopulatory selection and pathogen avoidance in primates. Proc R Soc 2023, https://doi.org/10.1098/rspb.2023.0061

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