Arzneimittel und Therapie

Wie entwickelt sich die COVID-19-Situation?

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

dab | In den letzten Wochen sind die COVID-19-Fallzahlen erneut angestiegen. In aktuellen Auswertungen des Robert Koch-Instituts (RKI) ist von knapp 4000 laborbestätigten COVID-19­-Fällen in der Meldewoche 33 zu lesen. Wie aussagekräftig sind in diesem Hinblick Virusanalysen aus dem Abwasser? Und welche neuen Erkenntnisse zu COVID-19 gibt es in der Wissenschaft?

Was verrät das Abwasser?

Die gestiegenen COVID-19-Fallzahlen spiegeln sich auch in Abwasseruntersuchungen wider. Deutschlandweit ermitteln teilnehmende Abwasserstandorte Daten zur SARS-CoV-2­-Viruslast im Abwasser, die dann vom Umweltbundesamt ausgewertet und an das RKI weitergeleitet werden. Ermittelt wird dabei, an wie vielen Standorten die Viruslast fiel, gleich blieb oder stieg. Aktuell (Stand: 29. August 2023) liegt der Anteil der Standorte, bei denen eine steigende Viruslast ermittelt wurde, bei 62% und ist damit leicht rückläufig, denn am 26. Juli 2023 wurde der letzte Peak mit 76% erreicht. Doch schaut man sich im Vergleich den entsprechenden Wert vom 28. Juni 2023 mit 7% an, so lässt sich über die letzten Wochen gesehen ein deutlicher Anstieg der Viruslast im Abwasser erkennen.

Foto: chandlervid85/AdobeStock

Bei der Betrachtung dieser Werte gilt zu beachten, dass die Auswahl der Standorte bisher nicht repräsentativ für Deutschland ist. Zudem sind die Daten von vielen Faktoren abhängig, beispielsweise können Ereignisse wie etwa Starkregen zu Verzerrungen führen. Trotz dieser Limitationen können die Abwasser­daten Angaben aus anderen Surveillance-Systemen ergänzen. Geplant ist, die Überwachung des Abwassers weiter auszubauen und künftig auch auf weitere Krankheitserreger oder -indikatoren auszuweiten [Corona-Pandemieradar.de, Stand: 28. August 2023; Abwassersurveillance auf SARS-CoV-2. RKI, Stand: 13. Juli 2023].

Neuauftreten von Bluthochdruck nach COVID-19?

In einer retrospektiven Studie in New York City wurde untersucht, ob eine COVID-19-Erkrankung mit dem Neuauftreten von Bluthochdruck assoziiert ist. Dazu werteten Wissenschaftler Daten von 45.398 Patienten aus, die zwischen März 2020 und August 2022 an COVID-19 erkrankt waren und verglichen sie mit Daten von 13.864 Influenzafällen, die zwischen Januar 2018 und August 2022 auftraten. Alle Studienteilnehmer hatten in der Vergangenheit keinen Bluthochdruck. Sechs Monate nach der Erkrankung wurde bei 20,6% der Patienten, die mit COVID-19 hospitalisiert wurden, und 10,85% der nicht stationär aufgenommenen COVID-19-Patienten ein neu aufgetretener, persistierender Bluthochdruck diagnostiziert. Im Vergleich zu Influenza­patienten war es bei COVID-19-Erkrankten signifikant wahrscheinlicher, eine anhaltende Hypertension zu entwickeln und zwar um das 2,23-Fache, wenn die COVID-19­-Patienten hospitalisiert waren und um das 1,52-Fache, wenn sie nicht hospitalisiert waren. Besonders betroffen waren Männer, Ältere, Vorerkrankte (z. B. mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung) und Personen, die mit Vasopressoren und Glucocortico­iden behandelt wurden. Die Studien­autoren schlagen vor, nach einer COVID-19-Erkrankung Patienten mit hohem Risiko für Bluthochdruck zu screenen [Zhang V et al. Hypertension 2023, doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.123.21174].

Keine chargenabhängige Häufung von Impfnebenwirkungen

Kürzlich sorgte ein Research Letter dänischer Forscher für Verunsicherung bezüglich des COVID-19-Impfstoffs Comirnaty®. In dem Paper wurden einzelne Chargen des Impfstoffs, die in Dänemark und teilweise in Deutschland verimpft wurden, mit einer überproportionalen Zahl an Verdachtsfallmeldungen zu Nebenwirkungen in Verbindung gebracht. Am 18. August 2023 gab das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) jedoch Entwarnung. Die Behörde analysierte eigene Daten aus der SafeVac 2.0-Studie und kam zu dem Schluss, dass die Ergebnisse der dänischen Wissenschaftler nicht bestätigt werden können. Eine chargenbezogene Häufung von Impfneben­wirkungen, wie sie in dem Research Letter beschrieben wurde, sei „in der Auswertung der SafeVac 2.0-Daten weder für die Gesamtheit mittels App gemeldeter unerwünschter Ereignisse noch spezifisch für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse erkennbar“, heißt es vom PEI. In der dänischen Veröffentlichung fänden sich zudem methodische Mängel, „die die Aus­sagekraft der Ergebnisse stark einschränken“, z. B. wurden die Verdachtsfälle nicht nach Intervall zwischen Impfung und Nebenwirkung stratifiziert [Schmeling M et al. Eur J Clin Invest 2023, doi: 10.1111/eci.13998; Stellungnahme des Paul-Ehrlich-Instituts, 18. August 2023]. |

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