Arzneimittel und Therapie

Haarausfall durch CGRP-Antikörper

Neue seltene Nebenwirkung in der Migräneprophylaxe

dm | Mit Eptinezumab, Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab stehen mehrere monoklonale Antikörper zur Migräneprophylaxe zur Verfügung. Sie alle richten sich gegen das Neuropeptid Calcitonin Gene-Related Pep­tide (CGRP) oder dessen Rezeptor. Allgemein gelten sie als gut verträglich [1]. Jedoch scheint eine seltene Nebenwirkung dieser Substanzen bislang wenig bekannt zu sein: die Alopezie.
Foto: Pixel-Shot/AdobeStock

Alopezie unter einer CGRP-adressierenden Behandlung kann die Therapietreue und damit den -erfolg bedrohen.

Im Mai 2023 veröffentlichte die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) eine Meldung zu Alopezie unter CGRP-Antikörpern [2], in der sie auf einen aktuellen Literatur-Review eingeht. In diesem wurden mithilfe der Nebenwirkungsdatenbank der US-amerikanischen Arzneimittel­behörde FDA die CGRP- bzw. CGRP­-Rezeptor-Antikörper sowie Gepante (orale CGRP-Rezeptorantagonisten) hinsichtlich der Nebenwirkung Alopezie analysiert. Demnach findet sich in der Datenbank eine auffällige Häufung von Alopezie-Meldungen für Erenumab und die anderen CGRP-Antikörper, aber auch in geringerem Maß für die Gepante. Die meisten Meldungen betrafen Frauen und wurden als nicht schwerwiegend eingestuft. Der beobachtete Haarausfall könnte durch Störungen des mikrovaskulären Kreislaufs bedingt sein, denn CGRP gilt als der stärkste Vasodilatator im mensch­lichen Körper [3]. Derzeit gehen die Autoren der Übersichtsarbeit davon aus, dass der Haarausfall reversibel ist, weil es sich vermutlich um ein telogenes Effluvium handelt. Dies äußert sich dadurch, dass mehr als 100 Haare pro Tag in eine Ruhephase übergehen und in der Folge ausfallen [4]. In der Regel wird es nicht behandelt, da sich der Haarausfall meist (nach ca. drei Monaten) von allein zurückbildet. In der Fach­information des CGRP-Rezeptor-­Antikörpers Erenumab (Aimovig®) wird Alopezie mit unbekannter Häufigkeit als Nebenwirkung aufgeführt. Bei den CGRP-Antikörpern Galcanezumab (Emgality®), Fre­manezumab (Ajovy®) und Eptine­zumab (Vyepti®) findet sich derzeit kein entsprechender Hinweis [5, 6, 7, 8]. Die DMKG schätzt die Verdachts­fälle von Alopezie als relevant ein, denn diese Nebenwirkung könnte zu einem Therapieabbruch führen, der dem Arzt nicht berichtet wird. |

Literatur

[1] Bichay C. Wie unterscheiden sich die Antikörper zur Migräneprophylaxe? DAZ.online 5. September 2023, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/09/05/wie-unterscheiden-sich-die-antikoerper-zur-migraeneprophylaxe

[2] Hamann T. Alopezie als seltene Nebenwirkung der CGRP-Antikörper – früher genauso oft wie unter Placebo, heute klinisch relevant. Kopfschmerz News der DMKG. Nervenheilkunde 2023; 42(06):386-388, doi: 10.1055/a-2022-0271

[3] Ruiz M, Cocores A, Tosti A, et al. Alopecia as an emerging adverse event to CGRP monoclonal antibodies: Cases Series, evaluation of FAERS, and literature review. Cephalalgia 2023; 43(2):3331024221143538, doi:10.1177/03331024221143538

[4] Levinbook W. Alopezie (Haarausfall). MSD Manual Ausgabe für Patienten. Vollständige Überprüfung/Überarbeitung Okt 2022, www.msdmanuals.com/de-de/heim/hauterkrankungen/erkrankungen-der-haarfollikel/alopezie-haarausfall

[5] Fachinformation zu Aimovig®, Stand: Juni 2023

[6] Fachinformation zu Emgality®. Stand: Juli 2022

[7] Fachinformation zu Ajovy®, Stand: Mai 2022

[8] Fachinformation zu Vyepti®, Stand: November 2022

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