Arzneimittel und Therapie

Mehr Schlaganfälle bei Patienten mit CED

Erhöhtes Risiko bleibt auch 25 Jahre nach Diagnose der Darmerkrankung bestehen

Obwohl sich chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) hauptsächlich im Magen-Darm-Trakt manifestieren, können diese mit thromboembolischen Ereignissen einhergehen. Zudem erhärten sich die Hinweise, dass das Schlaganfallrisiko der Patienten erhöht ist. Schwedische Forscher untersuchten nun in einer Kohortenstudie das Risiko von ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfällen bei Patienten mit chronisch-entzünd­lichen Darmerkrankungen, um eine belastbare Evidenzlage zu schaffen. Dazu wurden die Daten von 85.006 CED-Patienten aus den Jahren 1969 bis 2019 in Schweden analysiert. Bei 3720 dieser Patienten trat während einer medianen Nachbeobachtungszeit von etwa zwölf Jahren nach Diagnosestellung ein Schlaganfall auf (Inzidenzrate [IR] = 32,6 pro 10.000 Personenjahre). In der Kontrollgruppe, bestehend aus 406.987 Referenzpersonen, lag die Inzidenzrate bei 27,7 pro 10.000 Personenjahre. CED-Patienten hatten damit ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden (adjustierte Hazard Ratio [aHR] = 1,13; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 1,08 bis 1,17). Im Hinblick auf die unterschiedlichen Schlaganfall­arten war das Risiko für einen isch­ämischen Schlaganfall bei allen CED-Formen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, unklassifizierte CED) erhöht, nicht jedoch für einen hämorrhagischen Schlaganfall. Das Risiko blieb auch 25 Jahre nach der Diagnose bestehen. Als zugrunde liegende Pathomechanismen werden eine entzündungsinduzierte endotheliale Dysfunktion sowie eine verschobene Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse diskutiert [1]. Die Studienergebnisse zeigen, dass eine erhöhte Wachsamkeit bei CED-Patienten bezüglich zerebrovaskulärer Ereignisse ratsam ist [1]. Kein Gegenstand der Studie waren mögliche Auswirkungen des Arzneimittels Tofacitinib (Xeljanz®), das unter anderem bei Colitis ulcerosa eingesetzt wird und nach neueren Erkenntnissen mit einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse einhergeht [1, 2]. |

Literatur

[1] Sun J, Halfvarson J, Appelros P et al. Long-term risk of stroke in patients with inflammatory bowel disease: A population-based, sibling-controlled cohort study, 1969-2019. Neurology 2023;101(6):e653-e664, doi: 10.1212/WNL.0000000000207480

[2] Rote-Hand-Brief zu Xeljanz® (Tofacitinib): Erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse und maligne Erkrankungen im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren. 24. März 2021

Apothekerin Judith Esch

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