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Frankreich erkauft sich Liefersicherheit

Amoxicillin-Hersteller erhalten zehn Prozent höheren Fixpreis

habich/ral | Amoxicillin-Säfte fehlen nicht nur bei uns. Auch in Frankreich waren die Antibiotika ver­gangenes Jahr knapp. Für die kommenden Monate hat das Land nun Vorsorge getroffen. Die Hersteller entsprechender Präparate haben sich verpflichtet, den Bedarf Frankreichs abzudecken – allerdings nicht umsonst. Der Preis für die Liefersicherheit ist eine Preiserhöhung um zehn Prozent.
Foto: imago images/ABACAPRESS

Mehr Geld für Amoxicillin Um Lieferengpässe zu vermeiden, hat die französische Regierung einen Deal mit der Pharma­industrie gemacht.

Einen großen Engpass an Amoxicillin gab es im vergangenen Winter in Frankreich: Viele Darreichungsformen und Dosierungen waren nicht mehr oder kaum noch erhältlich. Insbesondere Amoxicillin-haltige Antibiotikasäfte für Kinder fehlten.

Gesundheitsplan 2030

Das soll sich diesen Winter nicht wiederholen. Während in Deutschland das Engpassgesetz (ALBVVG) und ein 5-Punkte-Plan zur Sicherung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln Abhilfe schaffen sollen, verfolgt Frankreich seine eigenen Strategien. Im Juni hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekannt gegeben, er wolle verstärkt auf die Produktion im eigenen Land setzen, um einer Medikamentenknappheit vorzubeugen. Die Produk­tion von wichtigen Arzneimitteln wie Morphin und mehreren Onkologika soll nach Frankreich geholt oder dort ausgebaut werden, hatte Macron angekündigt.

Ein „Gesundheitsplan 2030“ der französischen Regierung sieht vor, Frankreich zu einem „Innovationsführer“ in der Pharmabranche zu machen. Dafür will die Regierung einem Bericht des „Handelsblattes“ zufolge insgesamt 7,5 Milliarden Euro ausgeben.

Deal mit der Pharmaindustrie

Ende August hatte der französische Gesundheitsminister Aurélien Rousseau in einem Interview mit dem Sender „France Info“ dann den Pharmaunternehmen einen Deal vorgeschlagen: Sie sollten ihre Preise bei Arzneimitteln, die knapp sind, um zehn Prozent erhöhen können, wenn sie im Gegenzug Liefersicherheit für Frankreich garantieren würden. In Frankreich werden die Preise für erstattungsfähige Arzneimittel relativ stark reguliert: Zwischen den Herstellern und dem staatlichen CEPS (Comité économique des produits de santé) wird jeweils ein Fixpreis ausgehandelt.

Nur wenige Tage nach Rousseaus Fernsehauftritt wurde bekannt, dass offenbar mit 13 Laboren, die Amoxicillin-Präparate herstellen, bereits eine solche Vereinbarung besteht. Die Hersteller dürfen den Preis für Amoxicillin-Präparate in der Zeit von diesem Oktober bis zum März nächsten Jahres um zehn Prozent anheben. Dafür verpflichten sie sich, den jeweils für die kommenden Monate geschätzten Bedarf zu decken und einen Vorrat von zwei Monaten an Amoxicillin-Präparaten zur Verfügung zu haben.

Strafen bei Nichterfüllung

Das Unternehmen Biogaran, der Marktführer in Frankreich für Amoxicillin-Präparate, hat bestätigt, bereits Mitte August den Bedingungen zugestimmt und den Vertrag mit dem CEPS unterschrieben zu haben. Gegenüber dem Sender BFMTV sagte ein Sprecher des Unternehmens, Biogaran müsse nun während des kommenden Winters 13 Millionen Schachteln produzieren. Sollte es nicht gelingen, die versprochenen Mengen zu liefern, muss das Unternehmen den zusätzlichen Gewinn durch die Preiserhöhung anteilig zurückzahlen. Für die Kunden wird sich die Preissteigerung laut Biogaran kaum bemerkbar machen, da die Präparate zu 65 Prozent von der französischen Krankenkasse übernommen werden. Eine Schachtel mit 14 Tabletten Amoxicillin 1 g von Biogaran kostet 5,11 Euro, nach einer Erstattung von 65 Prozent durch die Krankenkasse liegt der Eigen­anteil bei 1,79 Euro. Nach einer Preiserhöhung um 10 Prozent auf 5,62 Euro würde sich der Eigenanteil um 20 Cent auf 1,97 erhöhen.

Kritik am Plan

Eine Sprecherin der Organisation „France Assos Santé“, die die Interessen der französischen Versicherten und Patienten repräsentiert, kritisierte auf Nachfrage der Zeitung „Liberation“ die Regelung. Schließlich seien die Unternehmen schon jetzt dazu verpflichtet, wichtige Arzneimittel vor­rätig zu haben, würden dem aber nicht nachkommen. Nun würde man die Preise erhöhen, nur damit sich die Hersteller an die Regeln halten. Es sei nicht erwiesen, dass das nötig sei. |

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