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Apotheke und Markt
Vaginalcandidosen effektiver therapieren
Milchsäure verstärkt fungizide Wirkung von Clotrimazol
Für 90% der Vulvovaginalcandidosen ist der Hefepilz Candida albicans verantwortlich. Der Erreger muss radikal beseitigt werden, weil das Immunsystem gegen ihn keine Immunität aufbaut, betonte Prof. Dr. Hans-Jürgen Tietz von der MycoClinic, Institut für Pilzkrankheiten und Innere Medizin in Berlin, kürzlich bei einer von Bayer veranstalteten digitalen Pressekonferenz. Goldstandard der Therapie des Primärinfektes ist laut der S2k-Leitlinie Vulvovaginalcandidose die fungizide Lokalbehandlung mit Clotrimazol. Aus Sicht von Tietz ist hierbei „Clotrimazol nicht gleich Clotrimazol“.
Seit der Entdeckung des Antimykotikums sei bekannt, dass der Zusatz von Milchsäure in einem Präparat ein „kongenialer Wirkverstärker gegen Candida albicans“ ist. Die Milchsäure, produziert von Milchsäurebakterien, ist in der gynäkologischen Infektiologie von zentraler Bedeutung. Sie schafft in der Scheide ein saures Milieu, auf das Hefepilze grundsätzlich empfindlicher reagieren. Andererseits ist Milchsäure auch ein Medium, in dem der Pilz vermehrt gebildet wird. „Candida und Milchsäure sind ein Liebespaar“, so Tietz, „wobei entscheidend ist, dass der Keim durch die Milchsäure exponentiell sensibler wird“. Dies wurde in In-vitro-Versuchsreihen von Tietz quantitativ belegt. Die fungiziden Effekte von Clotrimazol Vaginaltabletten, die einen Milchsäurezusatz enthalten (Canesten® Gyn mit 200 mg und 500 mg Clotrimazol) wurden dabei mit entsprechend dosierten Vaginaltabletten ohne Milchsäurezusatz verglichen. Es zeigte sich eine deutliche Überlegenheit der Milchsäureformulierungen. Der Mittelwert für beide Dosierungen mit Milchsäure entsprach einer 5,7-fach fungiziden Wirkung. Eine weitere, aktuelle In-vitro-Studie aus dem Jahr 2023 mit direktem Markenvergleich bestätigte die Ergebnisse der früheren Untersuchungen. „In der Leitlinie wird Milchsäure nicht thematisiert, aber die Ergebnisse der i.v.-Studien bestätigen die Wirksamkeit des Milchsäureboosters“, so Tietz. Die hochwirksame Lokaltherapie beuge auch der Resistenzentwicklung gegen C. albicans vor.
Erfahrungen aus der Praxis
Eine Vulvovaginalcandidose bedeutet meist einen tiefen Einschnitt in das Alltagsleben und in die Sexualität. Sie ist belastend für die Frau und den Partner und wird als peinlich empfunden, hielt der Gynäkologe Dr. Matthias Krick fest. Als allgemeine Risikofaktoren nannte er die Einnahme von Antibiotika, Immunsuppressiva, kombinierten oralen Kontrazeptiva oder eine Chemotherapie, weiterhin Grundkrankheiten wie Diabetes mellitus und HIV. Begünstigend wirken eine übertriebene Intimhygiene, falsche Analhygiene sowie luftundurchlässige Slipeinlagen oder Wäsche aus Synthetik. Eine wichtige Rezidivquelle sei ein unbehandelter Partner, der die Keime im Genitalbereich wie auch in der Mundhöhle tragen kann. Betroffene Frauen versuchen häufig zunächst eine OTC-Therapie. Nur bei bekanntem und/oder eindeutigem Beschwerdebild sollten jedoch rezeptfreie fungizide Mittel abgegeben werden, bevorzugt als Kombitherapie (Vaginaltabletten/Creme). Die ein- oder mehrtägige Behandlung sei sicher wirksam und gut verträglich.
Quelle:
„Wenn Forschung gewinnt: Milchsäure als Wirkstoffverstärker bei der Behandlung von Vulvovaginalmykosen bestätigt“, digitale Fachpressekonferenz von Bayer Vital, 18. September 2023
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