Deutscher Apothekertag 2023

Können Zahlen lügen?

Ein Kommentar

Julia Stützle

Auf dem Deutschen Apothekertag stellte Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA, die Halbjahresbilanz der Apotheken in Deutschland für 2023 vor. Der Titel „Trends und Tränen“ verdeutlichte, wie dramatisch Korf die Situation für die Apotheken einschätzt. Sie betonte immer wieder, dass Zahlen nicht lügen. Sicher, eine Zahl kann nicht lügen, aber sie kann falsch interpretiert oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Um Apotheken zu stärken ist die zentrale Forderung der ABDA schon seit Längerem, das Fixum von derzeit 8,35 auf 12 Euro zu erhöhen. Warum wurde und wird das vom Bundes­ministerium für Gesundheit noch immer nicht beschlossen? Untermauern die Zahlen zur aktuellen Apothekenlage diese Forderung etwa nicht?

Zuletzt wurde das Fixum im Jahr 2013 um 25 Cent erhöht. Allein um die Inflation auszugleichen, müsste der Apotheken-Festzuschlag von 8,35 Euro auf 11,49 Euro steigen. Die Gegenseite führt an, dass die Leistungen von Apotheken durch andere Vergütungen ausgeglichen werden können z. B. der Einnahmen durch die Corona-Leistungen oder die Vergütung der pharma­zeutischen Dienstleistungen. Hier wird aber verkannt, dass, um diese Leistungen zu erbringen, Zeit und Personal benötigt werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Die Gesamtkosten einer Apotheke sind in den letzten zehn Jahren laut dem Halbjahresbericht der ABDA deutlich gestiegen. Diese Kosten müssen gedeckt werden. Auch das Personal einer Apotheke will und muss auch fair bezahlt werden, das Geld für die von der Adexa geforderte Gehaltserhöhung muss dafür erwirtschaftet werden können.

Die ABDA verzeichnete in diesem Jahr bei der Apothekenzahl den stärksten Halbjahres-Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen: 238 weniger Apotheken existieren 2023 als noch im Vorjahr.

Eine weitere Zahl verdeutlicht aber noch klarer, wie dringend Apotheken gestärkt werden müssen: 11 Prozent der derzeit 17.830 Apotheken werden Hochrechnungen zufolge 2023 ein Jahres-Betriebsergebnis unter 0 Euro erzielen. 2022 waren es 8 Prozent, die diese schlechte Bilanz zogen. Diese Apotheken können sich vermutlich auf Dauer nicht halten und es wird sehr wahrscheinlich zu weiteren Schließungen kommen, wenn kein Umdenken in der Politik stattfindet, um Apotheken endlich finanziell zu stärken. Eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln ist in Deutschland dann bedroht. Die zentrale Maßnahme, um diese Apotheken zu stärken, ist die Erhöhung des Fixums, so wie es von der

ABDA gefordert wird. Die aktuellen Zahlen zur Halbjahresbilanz 2023 untermauern diese Forderung deutlicher denn je, sie lügen nicht und zeigen klar, dass Apotheken jetzt gestärkt werden müssen.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.