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Arzneimittel und Therapie
Warnung vor exzessiver Vitamin-D-Gabe
AkdÄ veröffentlicht Fallbericht zum Coimbra-Protokoll bei multipler Sklerose
dm/dab | In einer Drug Safety Mail vom 12. Oktober 2023 mahnt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ): „Grundsätzlich sollte Vitamin D3 ohne wissenschaftlich belegte Indikation und ohne ärztliche Begleitung nicht in hoher Dosierung angewendet werden.“ Hintergrund des Schreibens ist die Einnahme des „Sonnenvitamins“ im Rahmen des sogenannten Coimbra-Protokolls [1, 2]. Ein 65-jähriger Patient mit multipler Sklerose hatte über ein halbes Jahr 60.000 IE Vitamin D3 täglich eingenommen, um seine Erkrankung zu behandeln. Die Folge: ein akutes Nierenversagen bei Hypercalcämie. Der Patient hätte sich nach Absetzen von Vitamin D und entsprechender Therapie wieder vollständig erholt. Die AkdÄ rät ausdrücklich von Behandlungen nach Coimbra-Protokoll ab, bei denen Vitamin D3 anhand des Parathormon-Spiegels auf bis zu 60.000 IE pro Tag aufdosiert wird [3]. Bei diesem Ansatz, der auch verschiedene Nahrungsergänzungsmittel und Stressprävention beinhaltet, wird eine „individuelle Vitamin-D-Resistenz“ angenommen, die durch die Gabe teils exzessiver Vitamin-D-Dosierungen überwunden werden soll. Jedoch merkt die AkdÄ an: „Dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entsprechende Studien, die die Wirksamkeit und insbesondere die Sicherheit von hoch dosiertem Vitamin D3 bei multipler Sklerose belegen, liegen bislang nicht vor.“ |
Literatur
[1] Vitamin D3-Überdosierung nach Anwendung exzessiver Dosen im Rahmen des Coimbra-Protokolls. Drug Safety Mail 2023-48 der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 12. Oktober 2023, www.akdae.de/service/newsletter/newsletter-archiv/akdae-news/newsdetail/drug-safety-mail-2023-48
[2] Bichay C. Weniger MS-Schübe durch Vitamin D? Tägliche Einnahme von 5000 IE hat keinen Einfluss auf die Krankheitsaktivität. DtschApothZtg 2023;163(23):24
[3] Diagnose und Therapie der multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), AWMF-Registernummer: 030/113, AWMF-Registernummer: 030/050, Stand: November 2022
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