Aus den Ländern

Gute Signale für freie Heilberufler aus Schleswig-Holstein

Parlamentarischer Abend und Medienpreis der Interessengemeinschaft der Heilberufe

KIEL (tmb) | Beim parlamentarischen Abend der Interessengemeinschaft der Heilberufe in Schleswig-Holstein (IDH) am 12. Oktober 2023 in Kiel erklärte die Landesministerin für Justiz und Gesundheit, Prof. Dr. Kerstin von der Decken (CDU), der Bund habe sich aus ihrer Sicht noch nicht ausreichend für die Stärkung der Apotheken eingesetzt. Friedemann Schmidt hob als Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe die Bedeutung der Freiberufler für die Gesellschaft hervor, und bei der Medienpreisverleihung wurde ein Fernsehbeitrag über Augenarztketten ausgezeichnet.

Zur Begrüßung erklärte der turnusmäßige IDH-Vorsitzende Dr. Clemens Veltrup, Präsident der Psychotherapeutenkammer Schleswig-Holstein: „Man muss wohl noch lauter werden, damit das System nicht den Bach runtergeht.“ Damit bezog er sich auf das gesamte Gesundheitssystem. Es fehle ein Konsens über Veränderungen. Doch eine gute Struktur sei nötig, um junge Leute für die Arbeit im Gesundheitswesen zu gewinnen, so Veltrup. Zur Nachwuchsgewinnung verwies er auf den Pakt für Gesundheits- und Pflegeberufe in Schleswig-Holstein.

Initiativen der Landesregierung

Foto: DAZ/tmb

Prof. Dr. Kerstin von der Decken (CDU), Justiz- und Gesundheitsministerin von Schleswig-Holstein, zeigte viel Verständnis für die Sorgen der freien Heilberufler.

Auch von der Decken, Justiz- und Gesundheitsministerin des Landes, setzt auf diesen Pakt, der die Ausbildung, die Weiterbildung sowie die Gewinnung und Integration ausländischer Fachkräfte betreffe. Zu den Kostensteigerungen erinnerte sie an einen Entschließungsantrag, den Schleswig-Holstein gemeinsam mit Bayern und Baden-Württemberg im Bundesrat eingebracht habe. Dort sei ein Inflationsausgleich für das Gesundheitswesen vorgesehen, aber die Bundesregierung habe die Arztpraxen ausgenommen. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sieht sie als „wichtigen Baustein“ für die künftige Versorgung, aber Investmentfirmen hätten MVZ als Renditeobjekte entdeckt. Dazu habe Schleswig-Holstein im Dezember gemeinsam mit Bayern und Rheinland-Pfalz eine Bundesratsinitiative gestartet, aber die Umsetzung bleibe bisher aus.

Von der Decken: Bund hat Apotheken unzureichend gestärkt

Weiter erklärte von der Decken, aus ihrer Sicht habe sich der Bund noch nicht ausreichend für die Stärkung der Apotheken eingesetzt. Die Apotheken hätten mit Kostensteigerungen, Bürokratie und Nachwuchsmangel die gleichen Herausforderungen wie die Ärzte, und sie würden zusätzlich durch den erhöhten Abschlag belastet. Die Apotheken hätten steigende Kosten „durch eigene effektive Arbeitsweise“ kompensiert, aber weitere Preisanstiege seien nicht mehr aus­zugleichen, erklärte die Ministerin. Darum habe sich Schleswig-Holstein bei den Gesetzgebungsverfahren gegen den erhöhten Abschlag und für eine angemessene Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen positioniert und werde dies weiter tun. Die Pandemie habe gezeigt, dass die Apotheken für ein leistungsfähiges Gesundheits­system unabdingbar sind, erklärte von der Decken und folgerte: „Diesen wichtigen Kern unserer Gesundheitsstruktur müssen wir erhalten.“ Bei seiner Arbeit sei das Ministerium auf die Zusammenarbeit mit den Heilberuflern ange­wiesen. „Unsere Ohren sind immer offen“, bekräftigte von der Decken.

Freiberufler: Nicht Beruf, sondern Lebensform

ABDA-Ehrenpräsident Friedemann Schmidt ging als Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe in einem Vortrag der Frage nach, „warum es auch in schwierigen Zeiten eine gute Idee ist, sich selbstständig zu machen“. Freiberufler, insbesondere Selbstständige, würden eine Gesellschaft tragen, stützen und befördern. Das sei der Gegenentwurf zu sozialistischen „Kadern“, die eine Gesellschaft ideologisch durchdringen. Eine offene Gesellschaft brauche Menschen, die aus eigener Verantwortung für Stabilität eintreten. Das sollten Freiberufler tun. Das sei eine Lebensform und kein Beruf, folgerte Schmidt. Freiberufler würden ihre Interessen an etwas messen, das größer sei als sie selbst. Denn sie seien auf das Gemeinwohl ausgerichtet. Das sei unersetzlich für die Gesellschaft und „derzeit wohl wichtiger, als es jemals war“, erklärte Schmidt. Die Politik sollte die Frei­berufler fördern, denn sie brauche sie, um das System zu stabilisieren. Speziell für die Heilberufler erklärte Schmidt: „Wir sorgen dafür, dass unsere Patienten ihre Freiheit leben können“, denn Krankheit schränke die Freiheit ein, aber Heilung oder Inte­gration mache die Menschen frei und mündig. Dazu verwies Schmidt auf das Credo, die Freiheit der anderen zum Beruf zu machen. Was die freien Berufe stützt, stütze die Gesellschaft, erklärte Schmidt und dies sei jeden Einsatz wert.

Medienpreis für Fernsehbeitrag zu Arztketten

Anschließend wurde der Medienpreis der IDH für einen Beitrag vergeben, der auch die Freiberuflichkeit und die selbstständige Berufsausübung betrifft. Christian Baars, Brid Roesner, Anne Ruprecht und Petra Blum aus der Redaktion des NDR-Magazins „Panorama 3“ wurden für ihren Fernsehbeitrag ausgezeichnet, der die immer größere Zahl von Arztpraxen thematisiert, die sich in der Hand internationaler Finanzinvestoren befinden. Dabei standen Augenärzte im Mittelpunkt. Über den Fernseh­beitrag hatte auch die DAZ berichtet (s. DAZ 2022, Nr. 15, S. 18). Die Preisträger erklärten, ihr Projekt habe bis zur Veröffentlichung ein Jahr gedauert. Darum sei es wichtig, dass es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe, der eine so lange Recherche finanziere. Inhaltlich betonten sie das Transparenzproblem. Denn die Zugehörigkeit einer Arztpraxis zu einer Kette ist am Praxisschild nicht erkennbar. |

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