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Laudatio: Dr. Egon Mannetstätter feierte 85. Geburtstag

Lieber Dr. Egon Mannetstätter, ich darf Ihnen im Namen aller Thüringer Apothekerinnen und Apotheker ganz herzlich zu Ihrem 85. Geburtstag gratulieren.

Der 9. November in der jüngeren Geschichte steht wie kein anderes Datum für den Wert der Freiheit. Dafür sind Menschen wie Sie vor 34 Jahren auf die Straßen gegangen und haben den sich bietenden Gestaltungsfreiraum gerade auch im beruflichen Umfeld genutzt. Es waren Apothekerinnen und Apotheker wie Sie, die für den freien Heilberuf ohne staatliche Gängelung gekämpft und den Plänen des Ministeriums für Gesundheitswesen der DDR zur Umwandlung der Pharmazeutischen Zentren in GmbHs eine deut­liche Abfuhr erteilt haben.

Foto: LAK Thüringen

Dr. Egon Mannetstätter

Die Umgestaltung wäre wohl nicht so reibungslos verlaufen, wenn die Kollegenschaft nicht so schnell und so überlegt gehandelt und den Thüringer Apothekerverband schon am 10. März 1990 gegründet hätte. Ich schreibe Kollegenschaft und meine doch Menschen wie Sie. Sie haben als Teil einer überschaubaren Gruppe das Schicksal nicht erduldet, sondern haben selbst mitgestaltet. Welche Rolle Sie dabei innehatten, zeigt, dass Sie sowohl der 1. Vorsitzende in der Geschichte des Thüringer Apothekerverbandes als auch der 1. Präsident der neu gegründeten Landesapothekerkammer Thüringen sind. Sie wurden zu einem wichtigen Gesicht der Thüringer Apothekerinnen und Apotheker und haben ihnen und ihren Anliegen eine Stimme gegeben, die wahrgenommen und auf die gehört wurde.

In 15 Jahren Präsidentschaft kannte Ihr Engagement für die Wertschätzung und den besonderen Charakter des „Arzneimittels“ keine – und damit meine ich wirklich keine – Grenzen. Als bei der Pressekonferenz anlässlich des Thüringer Apothekertages 2001 der Vertreter der Gesetzlichen Krankenversicherung dem Versandhandel das Wort reden wollte, wurde aus der geplanten Informationsveranstaltung für die Medien eine Abrechnung mit den Liberalisierungswünschen der Kassen. „Wir haben im Sozialismus vielleicht weniger gelernt, was Betriebswirtschaft ist. Aber eines war und ist uns allen bewusst: Das Arzneimittel ist eine Ware besonderer Art und erfordert daher einen besonderen Vertriebsweg“, waren Ihre deutlichen Worte im Erfurter Kaisersaal.

Zwei Jahre später wollten Sie aus Enttäuschung über die Gesundheitspolitik einer Ministerin, welche die persön­lichen Eindrücke von einem kurzen Amerika-Trip über die jahrelange Erfahrung der Heilberufe stellte, alles hinschmeißen. Ein stundenlanges Telefonat, das ich mit Ihnen in Ihrem Urlaub führte, hat mich und mein Handeln als Geschäftsführer der Landesapothekerkammer geprägt. Und wie ich fürchte, meinen Ruf bei Ihrer Frau für immer ruiniert. Im Ergebnis aber stand für uns beide die feste Überzeugung, dass die Thüringer Apothekerinnen und Apotheker gerade in unsicheren Zeiten eine meinungsstarke Standesorganisation im Land und damit vor Ort brauchen. Sie haben weiterhin diese Verantwortung getragen und sie dann gut geordnet im Rahmen der 33. Kammerversammlung 2005 an den heutigen Präsidenten übergeben.

„Bleiben Sie optimistisch, denn Optimismus ist die Wiege des Erfolges“, war die Botschaft Ihres letzten Berichts als Kammerpräsident. Nun will ich ehrlich sein. Es gab wohl kaum einen Zeitpunkt, an dem es so schwer war, dieser Aufforderung zu folgen, wie aktuell. Ein Optimist würde vielleicht sagen, das haben wir 2003 sicher auch so empfunden. Doch die fehlende Wertschätzung für die Institution Apotheke und das Berufsbild der Apothekerin und des Apothekers machen es uns gerade jetzt sehr schwer, zuversichtlich nach vorn zu schauen. Umso wichtiger ist es, dass Kammer und Verband laut und wahrnehmbar die Stimme für eine unabhängige Arzneimittelversorgung erheben. Dass dies in Thüringen möglich ist und auch gelebt wird, daran haben Sie einen großen Anteil.

Lieber Dr. Mannetstätter,

Sie sind der Ehrenpräsident der Landesapothekerkammer Thüringen. Aus meiner Sicht ist das die logische Konsequenz Ihres Wirkens für unseren Berufsstand, für Thüringen und für die Menschen, die hier leben. Der „Ehrenpräsident“ war der Dank Ihrer Kolleginnen und Kollegen aus den Anfangsjahren. Aus heutiger Sicht ist er die Wertschätzung für Ihre besonderen Verdienste um die Thüringer Standesorganisationen und für Ihren Gestaltungswillen beim Aufbau des Apothekenwesens in den Jahren nach der Wende. Und es ist gut, dass es den Menschen und Apotheker Egon Mannetstätter gibt, dem wir unseren Dank aussprechen können.

Wir wünschen Ihnen anlässlich Ihres Geburtstages und für die kommenden Jahre Gesundheit, Schaffenskraft und Lebensfreude. Mögen Sie noch lange in Ihre Apotheke gehen, nur weil Sie es wollen, nicht weil Sie es müssen.

Ihr Danny Neidel, Landesapothekerkammer Thüringen

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