Arzneimittel und Therapie

Insulin-Pflicht hinauszögern

Antikörper Teplizumab lässt Typ-1-Diabetes später manifest werden

dab | Typ-1-Diabetes ist eine nach wie vor nicht heilbare Autoimmunerkrankung. Doch eine neue Therapieoption für Patienten in einem Vorstadium der Erkrankung stimmt dennoch optimistisch: In den USA wurde im November 2022 der Anti-CD3-Antikörper Teplizumab (TzieldTM) zugelassen. Mit ihm soll die Manifestation eines Typ-1-Diabetes bei Risikopatienten ab acht Jahren hinausgezögert werden.

Bei Diabetes mellitus Typ 1 werden ­Insulin-produzierende Betazellen durch Autoimmunprozesse zerstört – infolgedessen kommt es zu einem absoluten Mangel an Insulin. Doch noch lange bevor der Glucose-Stoffwechsel gestört ist und sich Symptome zeigen, können im Blut verschiedene Auto­antikörper gegen Betazell-Anti­gene nachgewiesen werden.

Foto: RFBSIP/AdobeStock

Man unterscheidet drei verschiedene Stadien der Erkrankung [2, 3]:

  • Stadium 1: Zwei oder mehr verschiedene Autoantikörper sind im Blut nachweisbar, der Glucose-Stoffwechsel ist normal, es sind keine Symptome vorhanden.
  • Stadium 2: Zwei oder mehr verschiedene Autoantikörper sind im Blut nachweisbar, die Nüchternglucose-Werte sind erhöht, die Glucose-­Toleranz ist gestört.
  • Stadium 3: Die Erkrankung hat sich manifestiert, es bestehen eine Hyperglykämie sowie klinische Symptome wie häufiges Wasserlassen, der Patient ist Insulin-pflichtig.

Der Antikörper Teplizumab kann in den USA bei Patienten im Stadium 2 der Erkrankung ab einem Alter von acht Jahren eingesetzt werden, um die Progression zu Stadium 3 zu verzögern. Dazu wird der Antikörper einmal täglich für 14 Tage per Infusion verabreicht [3].

Zum Weiterlesen

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Früh erkennen und gegensteuern: Strategien gegen Typ-1-Diabetes bei Kindern.
Von Luisa Sachs und Katharina Warncke
DAZ 2022, Nr. 1, S. 48

Etwa zwei Jahre Verzögerung

In einer doppelblinden Phase-II-Studie wurden 76 Verwandte von Typ-1-Diabetikern eingeschlossen, die mit zwei oder mehr Diabetes-assoziierten Autoantikörpern sowie einer Dysglykämie selbst ein hohes Risiko hatten, eine klinisch manifeste Erkrankung zu entwickeln [4]. Größtenteils (72%, n = 55) waren sie ≤ 18 Jahre, aber mindestens acht Jahre alt. Von ihnen erhielten 44 Teplizumab und 32 ein Placebo einmal täglich für ­jeweils 14 Tage. Anschließend erfolgte ein Follow-up von im Median 745 Tagen (Variationsbreite = 74 bis 2683 Tage), bei dem die Progression zu einem klinisch manifesten Typ-1-Diabetes mit oralen Glucose-Toleranztests untersucht wurde. Diagnostiziert wurde die Erkrankung bei 43% der Probanden in der Verumgruppe und 72% der Teilnehmer in der Placebogruppe. Im Median vergingen bis zur Diagnosestellung 48,4 Monate in der Teplizumab-Gruppe bzw. 24,4 Monate in der Placebogruppe. Damit verzögerte Teplizumab die Manifestation des Typ-1-Diabetes im Median um zwei Jahre.

Als unerwünschte Wirkungen traten in der Teplizumab-Gruppe unter anderem vorübergehende Hautausschläge und Lymphopenien auf. |

Literatur

[1] FDA Approves First Drug That Can Delay Onset of Type 1 Diabetes. Meldung der Food and Drug Administration, 17. November 2022

[2] Sachs L, Warncke K. Früh erkennen und gegensteuern: Strategien gegen Typ-1-Diabetes bei Kindern. DtschApothZtg 2022;162(1):48-52

[3] What is TZIELD? Informationen der Provention Bio Inc., Abruf am 30. Januar 2023

[4] Herold KV et al. An Anti-CD3 Antibody, Teplizumab, in Relatives at Risk for Type 1 Diabetes. N Engl J Med 2019;381(7):603-613, doi: 10.1056/NEJMoa1902226

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