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Rückläufige Arzneimittel-Ausgaben
Kassen rechnen mit weiteren Einsparungen
Erstmals seit Jahren erwarten die Krankenkassen spürbare Einsparungen bei neuen, teuren Arzneimitteln. Er habe die Hoffnung, dass durch die anstehenden Preisverhandlungen mit den Herstellern „wirklich Geld eingespart werden kann“, sagte der Vizechef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg. Zugleich forderte er, den gesetzlichen Herstellerrabatt von 16 Prozent dauerhaft festzuschreiben.
Noch 2010 waren die Arzneiausgaben um 1,3 Prozent auf rund 32 Milliarden Euro gestiegen. Nach den jüngst veröffentlichten Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums sind sie im ersten Halbjahr 2011 gegenüber dem Vorjahreszeitraum dagegen um 6,3 Prozent auf 15,35 Mrd. Euro gesunken. Dies ist allerdings noch keine Auswirkung der anstehenden Preisverhandlungen, sondern eine Folge der erhöhten Rabatte, die insbesondere Hersteller von Nicht-Festbetragsarzneien, aber auch Apotheken und Großhändler gewähren. So fielen nach Daten von IMS Health in den ersten sieben Monaten 2011 bereits 1,3 Mrd. Euro allein für Hersteller-Zwangsrabatte an, mehr als das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr (612 Mio. Euro).
Diese Woche Mittwoch wird in Berlin der Arzneiverordnungs-Report 2011 vorgestellt – man darf gespannt sein, wie die Autoren das Einsparpotenzial der christlich-liberalen Arzneimittelpolitik einschätzen. Beim GKV-Spitzenverband ist man jedenfalls zuversichtlich, dass die neuen Möglichkeiten des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes die Kassen entlasten werden. „Ich gehe derzeit davon aus, dass die Arzneimittelausgaben auch im Gesamtjahr rückläufig sind“, so von Stackelberg. Allerdings werde der Rückgang auf das ganze Jahr gerechnet deutlich geringer ausfallen, weil bereits ab dem 1. Juli 2010 der zusätzliche Herstellerrabatt für Nicht-Festbetragsarzneien galt. Von Stackelberg zeigte kein Verständnis für das Ansinnen der forschenden Pharmaunternehmen, das Bundesgesundheitsministerium solle ein früheres Auslaufen der Zusatz-Rabatte überprüfen. Der GKV-Vize: „Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Überall bekommen Großkunden angemessene Preisnachlässe, bloß bei den Krankenkassen soll das nicht so sein? Richtig wäre es, den Rabatt von mindestens 16 Prozent dauerhaft festzuschreiben."
Den für das kommende Jahr anstehenden Erstattungspreisverhandlungen über neue Arzneimittel mit Zusatznutzen sieht von Stackelberg zuversichtlich entgegen. Bis heute seien bereits für 20 neue Arzneimittel die Nutzen-Dossiers der Hersteller eingereicht worden. „Das zeugt von der Dynamik des Arzneimittelmarkts und macht mir Hoffnung, dass durch die künftigen Verhandlungen wirklich Geld eingespart werden kann“, so von Stackelberg. Er betonte, dass der Fokus des Spitzenverbandes bei den Verhandlungen „auf der guten und möglichst preiswerten Versorgung der Patienten liegen“ werde. Derzeit sind die Beteiligten allerdings noch dabei, Einzelheiten zum Verfahren festzulegen. „Für faire Verhandlungen brauchen wir faire Spielregeln“, sagt von Stackelberg. Auf mehrere Punkte habe man sich bereits mit der Pharmaindustrie geeinigt. Es gebe aber noch ein paar Knackpunkte. Dazu zähle etwa die Frage, mit welchen anderen Ländern in Europa die Preise verglichen werden sollen. Dazu solle im Oktober weiter verhandelt werden.
Berlin - 12.09.2011, 13:52 Uhr