Schädel-Hirn-Trauma

Mit Melatonin gegen Fatigue

07.12.2012, 09:38 Uhr


Ein Fatigue-Syndrom ist eine häufige Folge eines Schädel-Hirn-Traumas. Mehr als 60 Prozent der Patienten leiden darunter. Die Therapiemöglichkeiten sind bislang begrenzt. Nun setzen Mediziner auf Melatonin.

Neurophysiologen untersuchten Patienten nach Schädel-Hirn-Trauma im Schlaflabor mithilfe der Polysomnografie. Dabei werden in der Nacht die Hirnströme, die Spannung der Kinnmuskulatur und die Augenbewegungen während der verschiedenen Schlafstadien gemessen. Weiterhin werden Extremitäten-Bewegungen, Atmung und Sauerstoffsättigung registriert. Die Auswertung der gesammelten Daten zeigte eine verkürzte REM-Phase bei Trauma-Patienten, die unter Fatigue litten. Weiterhin fanden sie eine verminderte Melatonin-Produktion bei diesen Patienten. Die Studienautoren vermuten, dass durch das Schädel-Hirn-Trauma Melatonin-bildende Zellen im Gehirn zerstört werden. Da Melatonin den Schlaf-Wach-Rhythmus mitbestimmt, würde dies das bei diesen Patienten sechsfach höhere Risiko für eine Fatigue erklären. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre für die Betroffenen eine Behandlung mit Melatonin ein sinnvoller Therapieansatz. Die Studienautoren halten die Hormongabe in Kombination mit einer Licht- und einer Verhaltenstherapie jedenfalls für vielversprechend. Vor allem kurzwelliges Licht verbessert Wachheit, Stimmung und Aufmerksamkeit. In Kombination mit der schlafanstoßenden Wirksamkeit des Melatonins könnten der Schlaf-Wach-Zyklus stabilisiert, die Tagesbefindlichkeit verbessert und somit Ängstlichkeit, Depression und Fatigue, aber auch Einschlafneigung tagsüber vermindert werden. In der Praxis muss diese Therapie allerdings erst noch erprobt werden. 


Dr. Beatrice Rall


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