Nutzenbewertung

Transparency kritisiert Wegfall der Bestandprüfung

Berlin - 27.12.2013, 09:33 Uhr


Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland kritisiert den jüngst durch die Große Koalition beschlossenen Wegfall der Bestandprüfung. Wolfgang Wodarg, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland: „Die große Koalition beginnt mit einem Kotau vor der Arzneimittelindustrie. Offensichtlich hat die Lobby der Arzneimittelindustrie sich mit fadenscheinigen Argumenten (Schwierigkeiten und Aufwand der Prüfungen) durchgesetzt."

Jetzt solle es der Selbstverwaltung nicht mehr möglich sein, die Versicherten vor vielen unnützen, teuren Medikamenten durch eine wissenschaftliche Nutzenprüfung zu schützen. Neu auf den Markt gebrachte Medikamente erzielten üblicherweise exorbitant hohe Preise. Dies werde von der Industrie damit begründet, dass die Erforschung von Innovationen viel Geld koste.

Wolfgang Wodarg, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland: „Jetzt soll es der Selbstverwaltung nicht mehr möglich sein, die Versicherten vor vielen unnützen, teuren Medikamenten durch eine wissenschaftliche Nutzenprüfung zu schützen. Dies erscheint unverantwortlich, da wissenschaftliche Studien, die zur Zulassung eines Medikamentes führen, fast ausschließlich vom Arzneimittelhersteller finanziert werden und damit auch manipuliert werden können.“

Die Praxis solcher Manipulationen sei - wie z.B. bei Zyprexa, Vioxx oder Tamiflu - inzwischen gut dokumentiert und füllt Bände. Irritierend sei der ausbleibende Protest der Krankenkassen. Offensichtlich lasse man sich mit einer Verlängerung der gesetzlichen Preisbremse für Arzneimittel trösten. Völlig ausgeblendet bleibe dabei der mögliche gesundheitliche Schaden, den unzureichend geprüfte Kassenmedikamente bei den Versicherten anrichten könnten.


Lothar Klein