Aufsichtsräte

Pharmaunternehmen kritisieren Frauenquote

Berlin - 28.11.2014, 17:11 Uhr


Die geplante gesetzliche Frauenquote in Aufsichtsräten stößt auf massive Kritik in der Wirtschaft. Der Arbeitgeberverband BDA lehnt die Pläne der Großen Koalition ab. Auch mehrere Dax-Konzerne äußerten sich bei einer Umfrage skeptisch – auch einige aus der Pharmaindustrie. Schwarz-Rot hat sich nach wochenlangem Streit auf eine gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent vom Jahr 2016 an geeinigt.

Danach sollen knapp ein Drittel der Aufsichtsratsposten in über 100 börsennotierten Unternehmen künftig von Frauen besetzt sein. Sollten die Firmen die Posten nicht ausreichend mit Frauen besetzen, bleiben die Stühle leer. „Eine solche Quote ignoriert, dass das entscheidende Kriterium die fachliche Qualifikation sein muss“, hieß es dazu beim BDA. Eine gesetzliche Vorgabe schade Unternehmen wie Beschäftigten. „Es ist verfassungsrechtlich fragwürdig, eine Wahl wegen des falschen Geschlechts für nichtig zu erklären.“ Auch Unternehmen, die die Anforderungen bereits erfüllen, sind nicht begeistert.

Beispielsweise hält der Pharma- und Chemiekonzern Merck, in dessen 16-köpfigem Kontrollgremium sechs Frauen sitzen, nichts von einer gesetzlich verordneten Quote. „Es entbehrt jeglicher wirtschaftlicher Vernunft, Frauen nur deswegen in Führungspositionen zu bringen, um eine Quote zu erfüllen“, sagte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley. „Starre Quoten sind kein Mittel, Frauen in Führungspositionen zu bringen“, hieß es auch beim Medizinkonzern Fresenius, in dessen Kontrollgremium derzeit keine Frau sitzt. Allerdings sind dort 30 Prozent der 1000 Topposten mit Managerinnen besetzt. „Bei der Frauenförderung geht es um mehr als um Aufsichtsratspositionen“, sagte ein Firmensprecher. Bayer verwies darauf, dass Positionen „nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht“ besetzt würden. Gesetzliche Vorgaben würden aber selbstverständlich erfüllt.

Nach Angaben des Vereins „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) waren Ende September von 1669 Aufsichtsratsmitgliedern börsennotierter deutscher Unternehmen 316 weiblich. Das entspricht einer Quote von knapp 19 Prozent. Ausgewertet wurden die Daten von 160 Gesellschaften der Dax-Familie. Demnach erfüllten 27 Unternehmen die Quote, darunter Großkonzerne wie die Deutsche Bank, Henkel, Münchener Rück, Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Allianz, Adidas und die Commerzbank.


dpa-AFX/DAZ.online


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