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5,9 Millionen Euro
So viel Geld spendet die Pharmaindustrie
Pharmaunternehmen in Deutschland haben Auskunft darüber gegeben, wie viel Geld sie in 2015 an Selbsthilfegruppen gezahlt haben. Bayer Healthcare führt mit gut einer Million Euro, gefolgt von AbbVie.
Pharmaunternehmen haben in vergangenen Jahr die Aktivitäten von Patientenorganisationen mit 5,9 Millionen Euro unterstützt. Das teilte der Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) am Donnerstag in Berlin mit. Der Verein veröffentlichte dazu erstmals eine Datenbank, in der die Angaben der Unternehmen über Empfänger, Höhe und Zweck der Zuwendungen abrufbar sind, bisher fanden sich diese Informationen meist nur schwer zugänglich auf den Internetseiten der Unternehmen. Der wachsenden Kritik an ihrem Einfluss auf Patienten-Gruppen will die Pharmaindustrie so begegnen. Die FSA-Liste finden Sie hier – wir haben eine Top-Ten daraus erstellt:
Unternehmen | Gesamtsumme |
Bayer HealthCare Pharmaceuticals | 1.072.620 € |
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG | 730.240 € |
Bayer Vital GmbH | 435.949 € |
Pfizer Deutschland GmbH und Pfizer Pharma GmbH | 435.913 € |
Novartis Pharma GmbH | 380.224 € |
MSD Sharp & Dohme GmbH | 266.344 € |
Roche Pharma AG | 226.950 € |
Sanofi Pasteur MSD GmbH | 212.810 € |
Novo Nordisk Pharma GmbH | 203.451 € |
Gilead Sciences Inc. | 190.074 € |
Die höchste Einzelspende kommt vom Konzern Sanofi Pasteur. 140.000 Euro gingen an das Ethno-Medizinische Zentrum in Hannover. Ziel der Spende ist mit „Unterstützung mehrerer Projekte zur Gesundheitsprävention bei Migranten“ angegeben. Das Engagement sei nicht ganz uneigennützig, schreibt die Süddeutsche Zeitung, da sich das Unternehmen auf die Herstellung von Impfstoffen spezialisiert hat und dieses Thema angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge eine große Rolle spielt. Sanofi spendete in 2015 insgesamt 212.810 Euro.
Ebenfalls eine große Spende kann von AbbVie. Das Unternehmen zahlte 120.000 Euro an die Selbsthilfegruppe European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI). Insgesamt gab AbbVie im vergangenen Jahr 730.240 Euro an Patientenorganisationen.
Auch Bayer Healthcare, das insgesamt 1.072.620 Euro spendete, gab eine große Einzelspende: 120.000 Euro gingen an die europäische Vereinigung von Patienten mit Lungenhochdruck. Dass der Konzern zeitgleich ein Arzneimittel entwickelte, dass bei dieser Erkrankung zur Anwendung kommt, wird sicherlich ein wichtiger Grund für das Engagement gewesen sein.
Schlupflöcher im neuen System
Die Pharmaindustrie ist seit einigen Jahren um mehr Offenheit im Umgang mit ihren Zuwendungen insbesondere an Ärzte bemüht, erklärte der FSA-Sprecher. Vor dem Hintergrund des Antikorruptionsgesetzes im Gesundheitswesen, das kurz vor der Verabschiedung im Bundestag steht, dürfte es spannend sein, wenn der FSA im Juni seinen ersten Bericht über die Zuwendungen der Pharmaindustrie an Mediziner veröffentlicht. Doch Experten kritisieren schon jetzt die Schlupflöcher, die es in diesem System gibt.
Insgesamt 58 Pharmakonzerne in Deutschland haben sich verpflichtet, bis Mitte 2016 ihre Zahlungen an Angehörige der Fachkreise – Ärzte und Apotheker, medizinische und wissenschaftliche Organisationen, Krankenhäuser und Universitätskliniken und Fachgesellschaften – offenzulegen. Dies geschieht im Rahmen einer EU-weiten Initiative.
Doch könnten laut FSA-Geschäftsführer Holger Diener im ersten Jahr die Ausgaben für F&E nur aggregiert pro Hersteller angegeben werden, da diese Angaben sensible Forschungsgebiete der Konzerne betreffe: Die Konkurrenz könnte sonst sehen, welche Ärzte in Forschungsprojekte eingebunden sind, und Rückschlüsse ziehen.
Auch Zahlungen für die durchaus umstrittenen Anwendungsbeobachtungen fallen in diesen Gesamttopf.
Individuelle Zustimmung erforderlich
Weiteres Manko: Bevor die Zahlungen der Konzerne durch einen der eingeschlossenen 58 Pharmakonzerne veröffentlicht wird, müssen aus datenschutzrechtlichen Gründen zunächst alle Ärzte zustimmen. Wie hoch die Bereitschaft unter den Medizinern ist, könne man derzeit noch nicht sagen, berichtete Diener. Die Angaben der Verweigerer unter den Ärzten können dann nur aggregiert angegeben werden.
Der FSA überwacht seit 2004 die Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen und den Angehörigen der medizinischen Fachkreise sowie den Organisationen der Patientenselbsthilfe. Er will nach eigenen Angaben ein Selbstkontrollorgan der Pharmaindustrie sein. Die dem FSA angeschlossenen Unternehmen repräsentieren 75 Prozent des deutschen Pharmamarkts.
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