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Zika-Virus
WHO will Olympische Spiele in Rio nicht verschieben
Sollen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro wegen der Zika-Epidemie verschoben oder gar abgesagt werden? Dutzende Wissenschaftler fordern das, die Weltgesundheitsorganisation beschwichtigt. Der DOSB setzt weiter auf Information und Prävention.
Die Diskussion um die Gefahren durch das Zika-Virus im Olympia-Austragungsort Rio de Janeiro hat sich durch einen offenen Brief von mehr als 150 Gesundheitsexperten verschärft. Die Fachleute plädierten für die räumliche oder zeitliche Verschiebung der Olympischen Spiele. Sogar eine Absage schlossen sie nicht aus. Viele sind besorgt, wollen mehr Informationen, stellen Fragen. Kann eine Mücke das größte Sportereignis der Welt tatsächlich kippen? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), aber auch andere Experten und Politiker, sagen: Nein.
In dem am Freitag veröffentlichten Schreiben an die WHO in Genf warnten die Experten vor globalen Gesundheitsrisiken. Eine halbe Million Besucher der Spiele könnten in Rio angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre Heimatländer bringen, hieß es darin.
Die WHO wies diese Bedenken umgehend zurück: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, teilte die Organisation in der Nacht zum Samstag mit. Auch würde eine solche Entscheidung „die internationale Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant“ beeinflussen, schließlich sei Brasilien nur eines von fast 60 Ländern und Gebieten, aus denen Übertragungsfälle durch Moskitos gemeldet würden - und zwischen denen reger Reiseverkehr herrsche.
„Dieses Virus breitet sich ohnehin aus“, sagte Bruce Aylward von der WHO am Samstagabend im „heute journal“ des ZDF. «Und Bemühungen zu verhindern, dass eine halbe Million Menschen jetzt nach Rio reisen, werden keinen Unterschied machen bei der internationalen Ausbreitung von Zika“, betonte Aylward.
Olympischer Sportbund sieht sich gerüstet
Auch der deutsche Zika-Experte Jonas Schmidt-Chanasit reagierte sehr skeptisch auf die Forderungen. Unter den Verfassern des Briefes „ist kein namhafter Virologe oder Zika-Experte“, sagte Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse mit solchen Forderungen sehr vorsichtig sein.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich ebenfalls gegen eine Verschiebung oder Verlegung der Rio-Spiele aus. Diese Forderung sei „verfrüht“ und „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ nicht geboten, meinte Lauterbach im Berliner „Tagesspiegel am Sonntag“. Die Gefahr, sich in Rio mit dem Zika-Virus anzustecken, sei im August gering, da es dann dort wegen des Wetters weniger Mücken gebe.
Der Deutsche Olympische Sportbund setzt auch künftig auf Aufklärung und Prävention. „Die erste Zika-Information wurde hier im September 2015 veröffentlicht, erst Ende April wurde das letzte Update beim Olympia-Vorbereitungsseminar der deutschen Mediziner und Physiotherapeuten durchgeführt“, teilte der DOSB am Samstag mit. Anfang Juni werde es weitere aktualisierte Informationen geben.
Mit „Anti-Brumm“ nach Rio?
Das aktuelle Mittel zur Vorbeugung sei der Insektenschutz. „Dieses Vorgehen hat auch den Vorteil, dass neben der Zika-Prävention auch den aus medizinischer Sicht eher noch problematischeren Dengue- und Chikungunya-Erkrankungen vorgebeugt wird“, heißt es in der Mitteilung. Das deutsche Olympia-Team werde mit dem Mückenschutzmittel „Anti-Brumm“ ausgestattet.
Das besonders in Brasilien verbreitete Zika-Virus kann unter anderem schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen. In dem Brief empfehlen die Wissenschaftler, die WHO solle eine unabhängige Expertengruppe aufstellen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu den Risiken der Zika-Verbreitung beraten könne. Diesen Schritt nicht zu tun, wäre aus ihrer Sicht unverantwortlich.
Zu den Unterzeichnern gehören 151 Experten von Universitäten und Gesundheitszentren in 29 Ländern. Verfasst wurde der Brief von Amir Attaran von der Universität Ottawa, Arthur Caplan und Lee Igel von der Universität New York und Christopher Gaffney von der Uni Zürich.
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