Pharmahandelskonzerne

Weniger Gewinn für Celesio

Berlin - 24.06.2016, 14:00 Uhr

Viele Negativ-Faktoren: Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio machte im vergangenen Geschäftsjahr zwar mehr Umsatz, musste aber einen geringeren Gewinn verzeichnen. (Foto: Celesio)

Viele Negativ-Faktoren: Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio machte im vergangenen Geschäftsjahr zwar mehr Umsatz, musste aber einen geringeren Gewinn verzeichnen. (Foto: Celesio)


Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio hat im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz eines gestiegenen Umsatzes beim operativen Gewinn Federn gelassen. Auch die Aussichten für das laufende Jahr geben keinen Anlass zum Jubeln. Eine neue Chance für Celesio könnte sich in Italien auftun.

Umsatz hoch, Gewinn runter

Hell und Dunkel lagen für den Stuttgarter Pharmahändler Celesio im vergangenen Geschäftsjahr 2015/2016 nah beieinander. Während der Konzernumsatz gegenüber dem Geschäftsjahr 2014 – 2015 war lediglich ein Rumpfgeschäftsjahr – um 3,7 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro kletterte, ging der bereinigte operative Gewinn (Ebit) um 3,1 Prozent auf 426,6 Millionen Euro zurück. Marc Owen, Vorsitzender des Vorstands von Celesio, gab sich dennoch zuversichtlich: „Im vergangenen Jahr haben wir deutliche Fortschritte beim Wachstum unseres Geschäfts erzielt“, kommentiert er die Zahlen. 

„Wir hatten die Möglichkeit, mit der Akquisition von UDG’s Distributionsgeschäft unsere Position in Irland zu stärken, und wir haben begonnen, unser Apothekengeschäft in Großbritannien auszubauen. Dazu haben wir eine Partnerschaft mit Sainsbury’s angekündigt, und wir wollen mit der angekündigten Übernahme von Bupa unser Geschäft der Patientenversorgung zu Hause in Großbritannien stärken. Auch in anderen Märkten haben wir große Fortschritte gemacht, zum Beispiel in Portugal und Belgien.“ Die Übernahme der 281 Supermarkt-Apotheken von Sainsbury’s ist allerdings noch nicht abgeschlossen – die Wettbewerbsbehörde hatte Bedenken angemeldet. Noch in diesem Jahr solle allerdings eine Lösung her, kündigte Owen gegenüber DAZ.online an.

Allerdings gab es im vergangenen Jahr auch mehrere belastende Faktoren, die insbesondere auf das operative Ergebnis von Celesio durchschlugen. So konnte 2014 noch ein einmaliger Ertrag in Höhe von 39,2 Millionen Euro aus Pensionsverpflichtungen in Norwegen gebucht werden, der im abgelaufenen Jahr nicht mehr in die Bilanz einfloss. Hinzu kamen laut Celesio staatlich auferlegte Preissenkungen in Großbritannien, die das Ergebnis des britischen Apothekengeschäfts stark belasteten. Auch das schwierige Marktumfeld in Frankreich, der Verlust eines Krankenhausvertrages in Norwegen sowie weitere Sondereffekte, insbesondere in Großbritannien und der Holding wirkten sich negativ aus. Bereinigt um Währungseffekte fiel das bereinigte Ebit sogar um 8,6 Prozent.

Lloydspharmacy: Stellenabbau nicht auszuschließen

Die weitere Entwicklung sieht der Konzern verhalten optimistisch. Trotz des anhaltenden Drucks der Regierungen, die steigenden Kosten der Gesundheitsversorgung einzugrenzen, dürfte die Pharmabranche in den Kernmärkten stärker als das Bruttoinlandsprodukt wachsen, so die Hoffnung des Pharmahändlers. Insbesondere in Großbritannien stehen die Lloydspharmacy-Apotheken von Celesio unter Druck: Dort hatte die Regierung nämlich angekündigt, mehrere Millionen Britische Pfund am Apothekenhonorar einzusparen. Celesio hatte bereits gesagt, dass auch die Apothekenketten dadurch belastet würden. Sogar einen Stellenabbau wollte Celesio-Chef Owen nicht mehr ausschließen.

Celesio gab mit Blick auf die Zahlen nun bekannt, dass der Konzern künftig insbesondere daran arbeiten werde, seine „operative Exzellenz“ zu verbessern. Außerdem will Celesio die Vorteile aus der gemeinsamen Beschaffung mit dem Mehrheitsaktionär McKesson nutzen, um die weltweite Einkaufsmacht zu stärken. Zudem werde man weiter in Länder und Geschäftsbereiche investieren, die dazu beitragen, die Reichweite auf dem europäischen Gesundheitsmarkt zu vergrößern. 

Welche Aktivitäten der Pharmahändler hier in Europa plant, wurde nicht bekannt gegeben. Interessant könnte schon bald der italienische Apothekenmarkt werden, weil dort eine weitreichende Deregulierung ansteht. Die Regierung will das Fremdbesitzverbot abschaffen. In den einzelnen Regionen sollen Konzerne bis zu 20 Prozent Marktanteil haben dürfen. Schon jetzt ist Celesio in Italien mit rund 160 Kommunalapotheken vertreten. Hierzulande setzt Celesio derzeit auf einen Ausbau der Gehe-Apothekenkooperation Gesund Leben und dem dazugehörigen Markenkonzept.

Brexit steht erst in zwei Jahren an

Beim Zahlenwerk dürften im laufenden Geschäftsjahr allerdings die Grautöne überwiegen. Nach Angaben des Unternehmens werden Umsatz und Erträge durch den Verkauf der norwegischen und schwedischen Tochtergesellschaften an ein Tochterunternehmen der McKesson Corporation im Geschäftsjahr 2016 sowie durch die Abwertung des Britischen Pfunds belastet. Daher erwarte Celesio, dass der Umsatz leicht und das bereinigte Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten deutlich unter dem Niveau des Geschäftsjahres 2016 liegen wird.

Anlässlich des beschlossenen Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union sieht Celesio keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. So wies der Konzern darauf hin, dass Großbritannien noch für mehr als zwei Jahre ein Mitgliedsstaat bleiben werde. Daher werde es keine unmittelbaren regulatorischen Veränderungen bei den britischen Niederlassungen Celesios oder den Kunden geben.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Umsatz und Gewinn waren noch nie das Gleiche

von Alfons Neumann am 26.06.2016 um 4:26 Uhr

Umsatz und Gewinn waren seit der Steinzeit niemals gleich - geht Konzernen nicht anders als uns und hat sich auch seit Ulla nicht geändert, ist eine einfache Milchmädchenrechnung.
Problem: Bei Apo´s allgemein ist unsern Merkel eher auf Plattmachen aus, bei Konzernen ist unsere Regierung schon deutlich willfähriger ...

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