EX-IQWiG-Chef

Was macht eigentlich... Peter Sawicki?

Köln - 13.07.2016, 07:00 Uhr

Streitbarer Mediziner: Peter Sawicki. Nicht alle haben sein Aus beim IQWiG bedauert. (Foto. DAZ)

Streitbarer Mediziner: Peter Sawicki. Nicht alle haben sein Aus beim IQWiG bedauert. (Foto. DAZ)


Er war der erste Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen – kurz IQWiG. Von Beginn an legte er sich mit Pharmakonzernen und Systemvertretern an. 2010 war Schluss, der SPIEGEL nannte seine Ablösung einen Sieg des Lobbyismus. Und danach? DAZ.online-Autorin Sabine Rössing berichtet.

Es ist still geworden um Peter Sawicki. Interviewanfragen lehnt der Gründungschef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ab. Er arbeitet heute als niedergelassener Internist in einer Gemeinschaftspraxis in Duisburg. Die Praxis erhält in Online-Bewertungsforen gute Bewertungen. „Kompetent und freundlich“ finden ihn seine Patienten: Er werfe nicht mit Tabletten um sich, sondern analysiere ruhig und gründlich, mache sich wirklich Gedanken. In dieser Hinsicht ist sich Sawicki, der die 2004 gegründete Arzneimittelbehörde bis 2010 führte und maßgeblichen Anteil daran hatte, deren Selbstverständnis und Arbeitsweise zu definieren, also offenbar treu geblieben. 

Errungenschaften und Niederlagen

Von Beginn an machte Peter Sawicki deutlich, dass er seine Aufgabe als Chef des neu gegründeten Instituts bitter ernst nehme und dass er mit den selbstbewussten Standesvertretern des deutschen Gesundheitswesens nicht kuscheln werde. Der  Auftrag an das IQWiG ist nichts weniger als die Wirkungsweise und den Nutzen von Arzneimitteln und Behandlungsmethoden einer objektiven Bewertung zu unterziehen. Vor allem mit der Pharmaindustrie ging Sawicki zügig auf Konfrontationskurs. Zahlreichen neuen Präparaten sprach das IQWiG einen messbaren Vorteil  ab. Furore machte das Institut etwa mit einer negativen Bewertung von Insulinanaloga im Vergleich zu herkömmlichem Humaninsulin. Außerdem forderte Sawicki eine Pflicht zur Veröffentlichung klinischer Studien.

In seinem Auftreten war der Arzt Sawicki, der bis zu seinem Antritt als Chef des IQWiG Chefarzt am St.-Franziskus-Hospital in Köln war und zu den Herausgebern des pharmakritischen Arznei Telegramms gehörte, alles andere als leise. In Interviews beklagte er eine Flut von nutzlosen und sogar schädlichen Medikamenten, ätzte über die aufgeblasenen Gremien im deutschen Gesundheitssystem. Für sich und sein Institut nahm er in Anspruch, eine Methodik entwickelt zu haben, welche eine nachvollziehbare und objektive Bewertung des patientenrelvanten Nutzens von Arzneien und Therapien erlaube.



Sabine Rössing, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Prof. Sawicki

von Samantha Zinowsky am 04.09.2016 um 12:13 Uhr

Endlich gab es jemand, der sich ehrlich und leidenschaftlich dafür einsetzte, dass verordnete Medikamente wirklich dem Patienten nutzten und dass mit dem Geld des Gesundheitssystems wirtschaftlich umgegangen wurde! Aber dem wird einen Maulkorb verpasst - das ist eine Schande!
Aber was soll's? Lasst uns weiterhin Medikamente schlucken ohne ihren Sinn, Wirksamkeit oder Wirtschaftlichkeit zu hinterfragen! Der Arzt wird schon wissen was er verordnet - schließlich hat ein Pharmavertreter es hochgelobt! Und außerdem, wenn's neu und teuer ist muss es ja ein gutes Medikament sein, oder?
Glückwünsche an die Patienten in Duisburg, die jetzt einen ehrlichen Arzt haben, der sich die Zeit nimmt sinnvolle Therapiepläne mit Ihnen auszuarbeiten anstelle lediglich Rezepte auszustellen!

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sawicki

von Alexander Zeitler am 14.07.2016 um 5:25 Uhr

muss und wirklich interessieren, was aus dem geworden ist?
ist doch gut, dass man von dem stänkerer nix mehr hört

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