Mibe zum Streit um das Umsonst-Kontrazeptivum

„Die AOK gefährdet unseren Ruf"

25.07.2016, 12:00 Uhr

Um diese Pille geht es: Derzeit kommen nur drei Prozent der Chlormadinon-Ethinylestradiol-Kontrazeptiva, die in Apotheken über den HV-Tisch gehen, von der Firma Mibe, (Foto: Mibe)

Um diese Pille geht es: Derzeit kommen nur drei Prozent der Chlormadinon-Ethinylestradiol-Kontrazeptiva, die in Apotheken über den HV-Tisch gehen, von der Firma Mibe, (Foto: Mibe)


Mibe hat Stellung genommen

Mibe sieht durch Hermanns Äußerungen den guten Ruf, den das mittelständische Unternehmen nach eigener Aussage genießt, beschädigt – und hat nun Stellung genommen: 

Die AOK muss sich nicht zum Retter des Wettbewerbs in der Generikaindustrie aufschwingen. Die AOK hat an vorderster Front für die Art der Rabattverträge gekämpft, die nun den Generikamarkt dominieren und fördert durch die Art der Ausschreibungen, in denen es letztendlich nur um das Angebot mit der höchsten Ersparnis geht, den ruinösen Wettbewerb.

Dieses Ausschreibungsverhalten führt dazu, dass sich das Angebot ausdünnt. Viele Generikafirmen, insbesondere Mittelständler, treten zum Patentablauf nicht mehr in den Markt ein. Die Unternehmen verzichten von vornherein auf diese Märkte, da sie unprofitabel sind. Damit bleibt aber auch die Anbieterzahl zukünftig sehr überschaubar. 

Scheinheilige Argumentation

Äußerst unverständlich ist die Argumentation von Herrn Herrmann in Bezug auf die Angebotshöhe der mibe GmbH Arzneimittel im Fall Chlormadinon. Aus unserer Sicht wird hier eine scheinheilige Argumentation gegen die mibe konstruiert. Aus jahrelanger Erfahrung im Ausschreibungsgeschäft wissen wir sehr genau, wie hoch die Rabatte in den allermeisten Fällen für eine Zuschlagserteilung sein müssen. Es gewinnt grundsätzlich der Anbieter, der den niedrigsten Angebotspreis abgibt. Da es oft nur einen Gewinner gibt, wissen die Firmen, wie zu kalkulieren ist, um den Zuschlag zu erhalten – nämlich äußerst niedrig bis ruinös. Hinzu kommt, dass der Kontrazeptivamarkt, hier Chlormadinon, mitnichten gleichzusetzen ist mit der großen Masse der RX-Märkte. Im Gegensatz zu den anderen RX-Märkten ist der Kontrazeptivamarkt durch einen extrem hohen Selbstzahleranteil geprägt.

Im konkreten Fall bezüglich Chlormadinon / Ethinylestradiol stellt sich zudem die Frage, warum die AOK ein Ein-Partner-Modell gewählt hat? Die AOK hätte auch hier, wie bei anderen Wirkstoffen, ein 3-Partnermodell wählen können, das ggfs. dem dramatischen Preiskampf ein wenig entgegenwirkt. Die Antwort ist klar: in relativ kleinen Ausschreibungsmärkten ist die Wahrscheinlichkeit größer, im 1-Partnermodell einen höheren Rabatt erzielen zu können, als dies im 3-Partner-Modell möglich wäre.

Ausschreibung lief nach geltendem Recht

Ausschreibungen vollziehen sich in Deutschland nicht im rechtsfreien Raum. Die mibe GmbH Arzneimittel legt Wert darauf, dass das Angebotsverfahren nach geltendem Recht vonstatten gegangen ist. Beide Instanzen, die 2. Vergabekammer des Bundeskartellamtes als auch das Oberlandesgericht Düsseldorf, haben ohne Einschränkung zugunsten der mibe entschieden. Es ist nun auch an der AOK, das Urteil zu akzeptieren.

Die Dermapharm-Gruppe, zu der die mibe GmbH Arzneimittel gehört, ist ein überaus leistungsfähiges und typisch mittelständisch geprägtes Familienunternehmen mit Sitz in Grünwald bei München. Insgesamt beschäftigt die Dermapharm-Gruppe ca. 1.200 Mitarbeiter in Deutschland. Ganz im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern, gerade den großen international agierenden Generikakonzernen, schlägt unser „Produktions- und Entwicklungsherz“ in Deutschland. Ein sehr großer Anteil des Gesamtumsatzes wird nach wie vor in Deutschland erzielt.

Stefan Grieving, Vorstand Dermapharm AG /Geschäftsführer mibe GmbH Arzneimittel

Grünwald, 18.07.2016



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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