Es war kein guter Morgen, als am heutigen Montag die Tore
des Olympia-Einkaufszentrums wieder geöffnet wurden. Trauernde aus der ganzen
Stadt kamen, um der Toten und Verletzten von Freitagabend zu gedenken. Ein Abend, an dem wohl ganz
Deutschland erstarrte. Fast alle der zehn Verstorbenen und der zehn Schwerverletzten
waren Jugendliche – drei schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr. Der 18-jährige
Amokläufer, ein Münchner Schüler, tötete sich selbst.
Viel Leid hat die schreckliche Tat der Familie des
13-jährigen Benets gebracht. Dieser saß zufällig mit drei Freunden in einer
Filiale von McDonald’s, die direkt gegenüber des Eingangs des
Olympia-Einkaufszentrums in München liegt. Während dort auch ein Kindergeburtstag
gefeiert wurde, fielen die ersten Schüsse. Unter den sechs jungen Menschen,
die im Schnellimbiss getötet wurden, waren die drei Freunde von Benet. Ihn selber
trafen zwei Kugeln, eine im Unterkiefer. Ein Arzt sagte später Benets Eltern, er könne
die Arme nicht so weit auseinandernehmen, wie ihr Sohn Glück gehabt hätte. Ihr Junge
wurde in der Nacht mehrfach operiert, Ärzte flogen per Hubschrauber zu ihm ins
Krankenhaus. Inzwischen ist er im künstlichen Koma – und außer Lebensgefahr.
Benets Vater arbeitet in der Apotheke, die im
Olympia-Einkaufszentrum liegt. Die Mitarbeiter sind schockiert. Es herrsche
blanke Fassungslosigkeit und Entsetzen, sagt die Inhaberin Birgit Lauterbach.
Um die sicherlich monatelange Genesung von Benet zu erleichtern und seine
Familie langfristig zu unterstützen, startete sie eine Spendenaktion.
Den meisten
Angestellten ist die Erschütterung noch anzusehen, als sie nur gut zwei Tage nach
der tragischen Tat um 10 Uhr die Apotheke wieder öffnen. Sie stellten Blumen
auf – und eine Spendenbox für den Sohn des Kollegen.
Freitagabend, kurz vor 18 Uhr
Rund 25 Mitarbeiter und zehn bis 15 Kunden befanden sich
in der SaniPlus Apotheke im OEZ,
als am Freitag um kurz vor sechs die ersten Schüsse zu hören waren. Einige Menschen
liefen an der Apotheke vorbei – es brauchte einen Moment, bis die Mitarbeiter drinnen erkannten, dass diese in blanker Panik flohen. Passanten strömten in
die Apotheke und fragten nach einem Weg, über den sie fliehen könnten. Bis auf zwei Mitarbeiter und
den Sohn von Apothekerin Lauterbach, der Pharmazie studiert und auch in der Apotheke arbeitet,
verließen alle fluchtartig das Einkaufszentrum durch einen Hinterausgang. Die drei Verbliebenen verschlossen die Eingangstür, um sicher zu sein. Dann versteckten sie sich in den
hinteren Zimmern der Apotheke. „Unser Sohn blieb bis gegen 21 Uhr mit den zwei
Mitarbeitern vor Ort“, sagt Lauterbach.
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