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Kohorte wie bei Asterix?
Gesundheitsstudie stolpert über ihren Namen
Bundesweit sollen in einer riesigen Gesundheitsstudie 200.000 Menschen über Jahre untersucht werden. Doch es gab ungeahnte Anlaufprobleme – viele zufällig ausgewählte Menschen verweigern ihre Teilnahme. Trug auch der Name „Nationale Kohorte“ hierzu bei?
In der Wirtschaft kann der richtige
Firmenname über Erfolg oder Misserfolg eines neuen Unternehmens entscheiden.
Nicht viel anders kann es sich auch bei Forschungsprojekten verhalten. So hoffen die
Organisatoren von Deutschlands größter Gesundheitsstudie, dass die schweren Startprobleme sich durch einen Namenswechsel verringern lassen: Bisher bleiben die Teilnahme-Quoten deutlich hinter den Erwartungen.
„Wir haben nach den negativen Reaktionen auf unseren Namen Anfang des Jahres die Gesundheitsstudie offiziell umbenannt“, sagt Björn Mergarten. Er organisiert die Pressearbeit für die „Nationale Kohorte“, die seit Neuestem „Nako-Gesundheitsstudie“ heißt. „Die Wissenschaftler haben gar nicht bedacht, dass man den Begriff Kohorte missverstehen kann.“
Irritierte Anrufer
Durch die Gesundheitsstudie sollen neue Erkenntnisse gewonnen werden, was Menschen krank macht und wie sie sich vor Krankheiten schützen können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes, Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen, aber auch der Infektionsforschung. Insgesamt sollen bundesweit 200.000 Menschen im Alter von 20 bis 69 Jahren untersucht werden. Die Ergebnisse sollen dann Basis von Programmen der Länder und des Bundes sein. Über 20 bis 30 Jahre hinweg sollen die Teilnehmer regelmäßig untersucht werden.
Auch im Nako-Studienzentrum Hannover hat man schlechte Erfahrungen mit dem ursprünglichen Namen gemacht. „Die Leute haben angerufen, E-Mails geschrieben, waren irritiert“, sagt Professor Gérard Krause. Viele scheuten vor einer Teilnahme zurück.
Keine nationalistische Militäreinheit
Hierbei könnte auch der Name eine gewisse Rolle gespielt haben, denn die „Nationale Kohorte“ sorgte gleich doppelt für Verwirrung. Nicht nur Asterix-Lesern ist eine „Kohorte“ als militärische Einheit der Römer bekannt – gemeint ist aber eigentlich eine bestimmte Gruppe von Menschen, die über einen längeren Zeitraum beobachtet wird. Gleichzeitig führte das „National“ im Namen zu Spekulationen über den politischen Hintergrund der Initiative.
Nicht einmal jeder fünfte macht mit
Die Organisatoren der bundesweiten Studie hinkten zunächst den geplanten Teilnehmerzahlen hinterher. Bisher kommt die 2014 gestartete Studie bundesweit erst auf 65.000 Probanden. „Durch eine Verzögerung beim Start der Studie werden wir nicht, wie ursprünglich geplant, zum 30. April 2018 alle 200.000 Probanden untersucht haben“, gibt Mergarten zu. Er betont aber: „Unseren aktualisierten Zeitplan halten wir jedoch ein und wir befinden uns mit der jetzigen Probandenzahl in der Prognose.“
Mitmachen kann nur, wer vom regionalen Einwohnermeldeamt per Zufall ausgewählt und mit der Bitte um Teilnahme angeschrieben wurde. „Die größte Schwierigkeit der Studie liegt darin, die Probanden von einer Teilnahme zu überzeugen und die recht hohe Schwellenangst“, sagt die Leiterin des Studienzentrums Hannover, Yvonne Kemmling. Die bundesweite Antwortquote auf die Anschreiben liege bisher bei mageren zehn bis 20 Prozent. Hannover ist einer von 18 Standorten, an denen die Untersuchungen seit 2014 stattfinden.
Seit 2014 ließ sich im modernen Nako-Studienzentrum Hannover mit rund 3600 Teilnehmern gut ein Drittel der geplanten 10.000 niedersächsischen Probanden für die Studie untersuchen.
Es wird Zeit
Sie soll in einer zweiten Förderphase bis 2023 finanziert werden. Die Mediziner hoffen, dass sie danach noch 20 Jahre fortgesetzt wird. Geldgeber der Studie sind Bund, Land und die Helmholtz-Gemeinschaft.
Aus den Daten ziehen die Forscher Rückschlüsse auf krankheitsverursachende Faktoren und entwickeln Vorsorgemaßnahmen. International sind sie vernetzt mit den Organisatoren ähnlicher Studien. Eine Beteiligung ist nur den zufällig Ausgewählten möglich, die vom Einwohnermeldeamt angeschrieben werden. Sie ist freiwillig und vertraulich und kann bei Bedenken jederzeit abgebrochen werden. Die Probanden können bei Interesse die Untersuchung als eine Art Frühwarnsystem nutzen, müssen bei konkreten Hinweise auf Gesundheitsprobleme aber ihren Arzt aufsuchen.
Keine Probleme sehen die Organisatoren wegen der Ähnlichkeit ihres neuen Studien-Namens mit dem Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Es lautete „Ke Nako“ – übersetzt: „Es wird Zeit...“
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