400 Jahre alte Apotheke in Warendorf

Zwischen Tradition und Moderne

Warendorf - 11.08.2016, 09:30 Uhr


Seit 1616 gibt es in der nordrhein-westfälischen 37.000-Einwohner-Stadt Warendorf in der Nähe von Münster die Löwen-Apotheke. Apotheker Marek Nagorny feiert noch das ganze Jahr hindurch den runden Geburtstag seiner Offizin.

Die Stadt Warendorf im östlichen Münsterland hat eine lange Geschichte – zurück bis ins neunte Jahrhundert nach Christus. Der Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden aus vielen verschiedenen Epochen hat auch den zweiten Weltkrieg gut überstanden und ist heute eine der Sehenswürdigkeiten der Kreisstadt. Eines dieser historischen Gebäude beherbergt bereits seit 400 Jahren die Löwen-Apotheke.

(Foto: Die Glocke)
Marek Nagorny

„Das Arbeiten in so einer schönen alten Apotheke ist ein tolles Gefühl“, sagt Marek Nagorny, der seit 1995 Inhaber der historischen Offizin ist. Das Haus, in dem 1616 der Apotheker Paul Försterus aus Osnabrück die Löwen-Apotheke gründete, ist noch rund 60 Jahre älter. Erbaut wurde es im Jahr 1552. Im Inneren der klassisch eingerichteten Apotheke verweisen Gemälde aus dem 17. Jahrhundert auf den Gründer-Apotheker und die Erbauer des Hauses.

Moderner Dienstleister in historischem Gebäude

„Auf der einen Seite ist da die Nostalgie“, sagt Nagorny und verweist auf das Ambiente und den Charme der historischen Apotheke. Auf der anderen Seite sei man aber natürlich auch ein modernes Dienstleistungsunternehmen, sagt der Apotheker. „Wir sind ja kein Museum“, sagt er. Man betreibe einen Spagat zwischen der 400-jährigen Tradition und der Moderne. 

(Foto: Die Glocke)

Denkmalschutz oder Barrierefreiheit?

Das merke man allerdings auch, wenn es um notwendige Modernisierungen gehe, sagt Nagorny. So sei die Apotheke zwar historisch eingerichtet, werde aber natürlich modern betrieben und gemanagt. Wenn es aber zum Beispiel um die eigentlich geforderte Barrierefreiheit gehe, stehe da auch der Denkmalschutz dagegen. „Wir haben zwei kleine Stufen, sind also nicht ganz barrierefrei“, erklärt Nagorny.

In Warendorf heimisch geworden

Wett mache man das natürlich, indem man Rollstuhlfahrern und Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen helfend zur Seite stehe. „Auch bei den Fenstern bin ich noch in einem langen Genehmigungsmarathon“, sagt der Apotheker. Modernere Thermoverglasung soll die derzeitigen einfachen und nicht so energieeffizienten Scheiben ersetzen. Auf einen Kommissionier-Automaten hingegen verzichtet Nagorny bewusst. „Ich setze da eher auf die menschliche Arbeit“, sagt er. 


(Foto: Die Glocke)

Der Apotheker ist gerne in seiner Offizin. „Wir haben auch einen wunderschönen Blick auf den Marktplatz“, schwärmt er. 1995, als er noch nach seinem Studium in Düsseldorf an Angestellter in einer Apotheke in der Landeshauptstadt arbeitete, hatte er in einer Fachzeitschrift die Annonce gesehen, mit der die Löwen-Apotheke angeboten wurde. Dann sei alles ganz schnell gegangen. „Und nun bin ich seit über 20 Jahren in Warendorf heimisch geworden“, sagt der ursprünglich in Breslau geborene Apotheker.

Versandapotheken machen es historischen Häusern schwer

Mittlerweile betreibt Nagorny noch zwei andere Apotheken in Warendorf, die Apotheke im Gesundheitszentrum und die St. Georgs-Apotheke. „Nur allein mit der Löwen-Apotheke wäre es kaum möglich“, sagt er und befürchtet, dass in Zukunft die Zahl der historischen Apotheken deutlich abnehmen werde. Die Rahmen-Bedingungen würden immer schwieriger, und vor allem Versand- und Discount-Apotheken würden gerade den meist kleineren historischen Apotheken das Leben schwermachen. „Auch, wenn wir einen Fokus auf die Beratung legen, die dort weniger geboten wird“, sagt er.

(Foto: Die Glocke)

Da gebe es das Phänomen, dass die Leute sich in der Apotheke beraten ließen und dann doch im Internet kauften, sagt er. Dazu käme, dass die Versandapotheken es einfacher hätten, ohne Notdienste und Rezeptur-Herstellung.

Wohl eine der zehn ältesten Apotheken Deutschlands

Dennoch ist Nagorny stolz, eine der ältesten Apotheken Deutschlands zu besitzen. „Wahrscheinlich sind wir unter den zehn ältesten im Land“, sagt er. Die älteste Apotheke Deutschlands steht allerdings mit der Löwen-Apotheke in Trier. Die wurde im Jahr 1241 gegründet und kommt damit auf stolze 775 Jahre.

Noch das ganze Jahr hindurch feiert der Apotheker den runden Geburtstag. Unter anderem sind die Schaufenster mit historischen Darstellungen dekoriert.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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