Historisches in Husum

Apotheke beherbergt bis zu 360 Jahre alte Schätze

Husum - 30.08.2016, 15:00 Uhr

Die historische Schwan-Apotheke in Husum ist größtenteils erhalten. (Foto: Schwan-Apotheke)

Die historische Schwan-Apotheke in Husum ist größtenteils erhalten. (Foto: Schwan-Apotheke)


Rund 200 historische Apotheken-Gefäße beherbergt die 360 Jahre alte Schwan-Apotheke in Husum. Apotheker Volker Articus zeigt sie gerne Kunden und Touristen und ist froh, seine historische Apotheke in den 70er-Jahren entgegen aller Ratschläge nicht abgerissen zu haben.

„Reiß das alte Ding doch ab und bau lieber ganz neu“, das habe man ihm damals in den 70er-Jahren geraten als Apotheker Volker Articus die historische Schwan-Apotheke in der nordfriesischen 22.000-Einwohner-Stadt Husum übernommen hatte. Heute ist er froh, dass er entgegen diesem Rat die historische Apotheke aus dem Jahr 1656 größtenteils erhalten und nur zum Teil umgebaut hat. Und das nicht nur, weil der Apotheker sich heute unter anderem in einem Verein für die Erhaltung des Husumer Stadtbildes stark macht.

Heute ist er stolz auf seine Offizin. „Man hat schon eine gewisse Sonderstellung als historische Apotheke“, sagt Articus. So kämen viele Menschen auch einfach vorbei, um sich die Apotheke anzuschauen. Stadtführungen haben die Schwan-Apotheke häufig als Programmpunkt. Den Interessierten zeigt der mittlerweile 73 Jahre alte Apotheker dann auch gerne die Schätze, mit denen ihn die alte Apotheke gewissermaßen fürs Erhalten belohnt hat.

Foto: Schwan-Apotheke

Historisches Deckengemälde aus dem Barock

Da wäre etwa das historische Deckengemälde aus der Barockzeit, das etwa um das Jahr 1740 herum entstanden ist. Auf 3,5 mal 4,5 Metern zeigt es die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft und in der Mitte einen Spiegel – den Menschen oder das Selbst quasi als fünftes Element. „Das war unter einer Deckenkonstruktion versteckt. Als wir einen Eisenträger entfernten, kamen da Farbspuren zum Vorschein“, berichtet Articus. Dann habe er das prachtvolle Gemälde freilegen können. Heute ist es wieder gut sichtbar und schmückt die Offizin.

Ebenfalls bei Umbauarbeiten, als im Winter 1978/79 ein Kaminzimmer an die Apotheke angebaut werden sollte, kam ein weiterer großer Schatz zu Tage, der heute die Regale der Offizin schmückt. Auf dem Gelände des damals geplanten Anbaus förderten die Bauarbeiter Ton-, Porzellan- und Glasgefäße aus dem Erdboden. Insgesamt sind es rund 200 Gefäße – zum größten Teil erhalten, manche in Scherben – die aus der alten Apotheke stammen.

Gefäße aus der Gründungszeit wurden vergraben

Glasflaschen, Heilwasserbehälter und Salbenkruken sind darunter. Gemeinsam mit seinem Bruder Rüdiger, der Historiker ist, habe er etliche der Behälter wieder zusammengesetzt, sagt Articus. Wahrscheinlich –  darauf deuten das Alter der jüngsten Gefäße und die Recherchen der Brüder hin – seien die Gefäße nach dem Ende des deutsch-dänischen Krieges im Jahr 1864 vergraben worden. Ab diesem Zeitpunkt gehörten die Herzogtümer Schleswig und Holstein sowie Lauenburg nicht mehr zu Dänemark, sondern zu Preußen – womit auch die Medizinalordnung wechselte. Die Brüder vermuten, dass die damaligen Gefäße dann wohl nicht mehr genutzt werden durften und entsorgt worden seien.

„Der damalige Apotheker hat allerdings ganze Arbeit geleistet“, sagt Volker Articus. Denn unter den Gefäßen befinden sich auch Glaskaraffen und Gefäße aus Delfter Porzellan aus der Gründungszeit der Apotheke, also entstanden um das Jahr 1656. Damit decken die Fundstücke rund 200 Jahre Apothekengeschichte ab. Dazu kommen auch ein paar Exponate aus neuerer Zeit.

Eigentlich sollten die Fundstücke ins Museum kommen

Eigentlich wollte ich die Gefäße dem Museum für eine apothekengeschichtliche Abteilung zur Verfügung stellen“, sagt Articus. Als sich das städtische Museum aber aus Kostengründen verkleinern und die stadthistorische Abteilung auflösen habe müssen, sei daraus nichts geworden. „Damit ist die Apotheke nun auch ihr eigenes Museum“, sagt Articus. Um die Gefäße präsentieren zu können, habe er damals 1977 die Regale in der Offizin so gestalten lassen, dass die historischen Schätze dort unter anderem oben drauf gestellt werden konnten. Wenn Stadtführungen die Schwan-Apotheke ansteuern oder auch wenn er selber auf Anfrage Führungen macht, erklärt der Apotheker den Neugierigen gerne die historischen Fundstücke.

Foto: Schwan-Apotheke

Apotheke feiert 360-jähriges Bestehen im September

Vielleicht kommen sie auch noch mal zu besonderen Ehren, wenn im September die Schwan-Apotheke ihr 360-jähriges Bestehen feiert. Nicht so groß wie die 350 Jahr-Feier vor zehn Jahren. „Das wäre ja mit 375 Jahren dann wieder fällig“, sagt Articus. Die Chance, dass es diese Feier im historischen Ambiente der Apotheke geben wird, ist groß. Denn ein Mitarbeiter, der bereits über 20 Jahre gerne in der historischen Apotheke arbeite, werde die Apotheke übernehmen, sagt der 73-jährige Articus. Und der werde die Schätze der Offizin genauso pflegen wie er.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.