Italien

Container-Apotheken in Erdbebenregion

Berlin - 31.08.2016, 12:00 Uhr

So oder so ähnlich könnten die Container-Apotheken aussehen, die in der mittelitalienischen Erdbebenregion aufgestellt werden. Hier ein Beispiel aus Modena. (Foto:ModenaToday)

So oder so ähnlich könnten die Container-Apotheken aussehen, die in der mittelitalienischen Erdbebenregion aufgestellt werden. Hier ein Beispiel aus Modena. (Foto:ModenaToday)


Apotheken-Container mit deutscher Einrichtung

Farmacentro ist auch eine Apothekenkooperation und bietet seinen Mitgliedern beispielsweise Beratungen im Bereich der Apothekeneinrichtung ein. Das Unternehmen arbeitet dabei mit dem deutschen Einrichter Th. Kohl zusammen. Auch die Container für die Erdbebenregion hat Farmacentro von Th. Kohl aus dem bayerischen Regensburg einrichten lassen. „Die Container sind etwa 60 Quadratmeter groß und können fast alles, was eine normale Apotheke auch kann“, erklärt Sauro Bronzini, Abteilungsleiter bei Farmacentro. Die temporären Apotheken hätten Strom, fließend Wasser, ein großes Regalsystem, mehrere Kühlschrank-Einheiten und eine separate Beratungs-Ecke. Sie seien dafür geeignet, auch über einen längeren Zeitraum als Apotheke zu dienen.

Betrieben werden sollen die Container von den Apothekern aus Amatrice und Accumoli, darunter auch Francesco Nigro. Nachdem dieser für die Notfallversorgung seine Apotheke leerräumen musste, hat Nigro am heutigen Dienstag die erste große Lieferung des Großhandels für seine Container-Apotheke erhalten.

Der italienische Zivilschutz ist derzeit außerdem damit beschäftigt, in den Zeltstädten von Accumoli und Amatrice kleine, zentralisierte Gesundheitszentren aufzubauen. Neben den Container-Apotheken soll es also auch temporäre medizinische Einrichtungen geben, in denen den Bürgern mehrere Dienstleistungen zur Verfügung stehen, darunter Kinderärzte, Allgemeinärzte, Psychologen und Notfallmediziner.

Die Verbände, Arzneimittel und Medizinprodukte waren in Zelten gelagert worden. (Foto: Federfarma)

Schon in der vergangenen Woche hatten die Gesundheitsminister der betroffenen Regionen sich darauf verständigt, Patienten einen schnelleren und unkomplizierteren Zugang zur Versorgung zu ermöglichen. Beispielsweise gelten in der Erdbebenregion keine Zuzahlungen mehr für viele Medikamente. Außerdem übernimmt die staatliche Krankenversicherung vorübergehend die Kosten für viele rezeptpflichtige, eigentlich nicht erstattungsfähige Arzneimittel, darunter Antibiotika, Beruhigungs- und Schmerzmittel. Für viele Hilfs- und Heilmittel wurde die Verschreibungspflicht für die Zeit der Notversorgung sogar ganz aufgehoben.

Sobald die Arzneimittelversorgung wieder strukturiert funktioniert, wollen sich die Spitzen der Apothekerverbände treffen, um über den Wiederaufbau und die Unterstützung der insgesamt acht betroffenen Apotheken sprechen. Die italienische Apothekerbank „Credifarm“ hat bereits bekannt gegeben, dass sie die Pharmazeuten für mindestens ein Jahr von allen Rückzahlungen befreien will.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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