Beratungs-Quickie

Orlistat und ein Appetitzügler bei Adipositas

München / Stuttgart - 01.09.2016, 12:00 Uhr

 Wann ist das Gewicht zu hoch? Der Body-Mass-Index gibt Hinweise. (Foto: adrian_ilie825 / Fotolia)

 Wann ist das Gewicht zu hoch? Der Body-Mass-Index gibt Hinweise. (Foto: adrian_ilie825 / Fotolia)


Beratungs-Basics 

Xenical® 120 mg Hartkapseln enthalten den Wirkstoff Orlistat. Das Arzneimittel ist zur Unterstützung einer Gewichtsreduktion adipöser Patienten mit einem BMI von ≥ 30 kg/m² im Rahmen einer energiereduzierten Diät vorgesehen. Bestehen bei übergewichtigen Patienten begleitende Risikofaktoren ist der Einsatz ab einem BMI ≥ 28 kg/m² zugelassen.

Der Wirkstoff Orlistat verhindert durch Hemmung gastrointestinaler Lipasen die Fettspaltung in resorbierbare Monoglyceride und Fettsäuren. Die nicht resorbierbaren Fette werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Daraus folgt eine verminderte Kalorienaufnahme. Als Nebenwirkungen kommt es daher allerdings sehr häufig zu Stuhldrang, Flatulenz, Fettstühlen (Steatorrhoe) und eventuell zu Stuhlinkontinenz bei großem Fettanteil in der Nahrung. Um diese Nebenwirkungen zu verhindern oder zu minimieren, muss die Kundin fettarme Kost bevorzugen. Unter der Einnahme sind außerdem sehr häufig Infektionen der oberen Atemwege und Influenza aufgetreten.

Die Dosierung beträgt dreimal täglich eine Kapsel unmittelbar vor, während oder bis zu einer Stunde nach jeder Hauptmahlzeit. Enthält eine Mahlzeit kein Fett oder wird sie ausgelassen, ist keine Einnahme erforderlich.

Kann nach zwölfwöchiger Therapie mit dem Arzneimittel kein Gewichtsverlust von mindestens fünf Prozent des Ausgangsgewichts verzeichnet werden, ist die Therapie abzubrechen.

Die Kundin ist mit Ernährungsempfehlungen zur Gewichtsreduktion bereits vertraut. Leider sei sie sehr undiszipliniert, was die Ernährung angehe. Und zu Sport sei sie nach den anstrengenden Arbeitstagen im Einzelhandel auch selten fähig. Hier ist die Kundin zu ermutigen, unbedingt auf eine gesunde, fettarme Ernährung zu achten und sich eine Sportart zu suchen, die sich mit dem stressigen Job vereinbaren lässt. Denn eine dauerhafte Verringerung des Körpergewichts ist nur durch eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten und regelmäßige körperliche Bewegung zu erreichen.

Auch das andere Arzneimittel, ein Appetitzügler, ist lediglich zur unterstützenden Behandlung ernährungsbedingten Übergewichts im Rahmen eines Diätplans zugelassen. Der Appetitzügler enthält den Wirkstoff Phenylpropanolamin (Norephedrin). Das indirekt wirkende Sympathomimetikum darf nur kurzfristig, bis zu vier Wochen, eingesetzt werden. Nach dem Frühstück ist eine Retardkapsel Antiadipositum® Riemser unzerkaut mit etwas Flüssigkeit einzunehmen. Nach einer vierwöchigen Einnahme muss eine Behandlungspause von mindestens zwei (besser drei) Monaten eingelegt werden. Bei länger andauerndem Gebrauch besteht die Gefahr der Abhängigkeit und von Persönlichkeitsveränderungen sowie depressiver Verstimmungen beim Absetzen.

Als Nebenwirkung treten unter anderem Tachykardie, Blutdruckanstieg, Herzklopfen, pektanginöse Beschwerden, Nervosität, Schlafstörungen und Schwindel auf. Das Reaktionsvermögen ist beeinträchtigt und es gilt: Vorsicht im Straßenverkehr!

Da der Einsatz von Appetitzüglern vom Amphetamintyp nur wenig wirksam und reich an Nebenwirkungen ist, ist die Einnahme nicht empfehlenswert! 



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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