Beratungs-Quickie

Kombinationstherapie des fortgeschrittenen Morbus Parkinson

München / Stuttgart - 15.09.2016, 11:30 Uhr

Zittern gehört zu den Kardinalsymptomen bei Parkinson: Feinmotorische Bewegungen sind dadurch nicht mehr möglich. (Foto: Picture-Factory / Fotolia)

Zittern gehört zu den Kardinalsymptomen bei Parkinson: Feinmotorische Bewegungen sind dadurch nicht mehr möglich. (Foto: Picture-Factory / Fotolia)


Beratungs-Basics

Bei der vorliegenden Verordnung handelt es sich um die Kombinationstherapie des fortgeschrittenen Morbus Parkinson.

Das erste Arzneimittel enthält zwei Wirkstoffe: Levodopa und den Decarboxylasehemmer Benserazid. Levodopa, als Prodrug des Neurotransmitters Dopamin, hat eine hohe Wirksamkeit bei allen Hauptsymptomen der Parkinson-Krankheit. Die Kombination mit dem peripher wirksamen Benserazid verhindert, dass L-Dopa außerhalb des Gehirns in Dopamin umgewandelt wird. Nebenwirkungen von Levodopa können dadurch vermindert und die Dosis von Levodopa deutlich reduziert werden.

Levodopa wird einschleichend dosiert. Die individuelle Erhaltungsdosis ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung und der Verträglichkeit. Sie wird in der Regel auf mindestens drei bis vier Einzelgaben verteilt. Die Einnahme erfolgt dreißig Minuten vor einer Hauptmahlzeit. Bei Unverträglichkeit empfiehlt es sich, die Tabletten zusammen mit etwas Nahrung einzunehmen, jedoch keinesfalls zusammen mit proteinreichen Lebensmitteln (Milchprodukte, Fleisch, Fisch).

Zu Beginn der Behandlung können Übelkeit und Erbrechen auftreten. In der Langzeittherapie sind motorische Komplikationen eine problematische Erscheinung. Sie treten in Form von Wirkungsfluktuationen als unwillkürliche Bewegungen (Hyperkinesien und Dyskinesien) sowie als Dystonien auf. Unter der Therapie mit Levodopa sind auch Hypotonie, Tagesmüdigkeit, Schlafstörungen und bei höherer Dosierung psychische Störungen wie Halluzinationen möglich.

Levodopa darf nicht plötzlich abgesetzt werden. Es besteht die Gefahr eines malignen Levodopa-Entzugssyndroms.

Das Arzneimittel Parkinsan® enthält den Wirkstoff Budipin. Budipin hat eine hemmende Wirkung auf die Freisetzung von Glutamat (NMDA-Rezeptor-Antagonist) sowie eine stimulierende Wirkung auf Dopamin-Rezeptoren. Das Arzneimittel wird zur Kombinationstherapie des Morbus Parkinson bei Patienten ohne Fluktuationen im Krankheitsbild eingesetzt. Die Dosierung beträgt in der Regel dreimal täglich 10 – 20 mg nach dem Essen. Budipin kann neben Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Benommenheit und Verwirrtheit auch anticholinerge Nebenwirkungen verursachen: Mundtrockenheit, Obstipation, Harnverhalt und Sehstörungen. Außerdem sind schwere Herzrhythmusstörungen möglich (Torsades de Pointes). Die Verschreibungsbesonderheit für Parkinsan® beinhaltet deshalb die Erklärung des Arztes, sich zu einer regelmäßigen EKG-Kontrolle des Patienten zu verpflichten und die Kontraindikationen zu beachten. Diese sind unter anderem nicht kompensierte Herzinsuffizienz, Hypokaliämie, Hypomagnesämie, gleichzeitige Behandlung mit Domperidon, Amantadin oder anderen QT-Zeit-verlängernden Arzneimitteln. Bei Auftreten von Palpitationen, Schwindel oder Synkopen ist das Arzneimittel sofort abzusetzen.

Das dritte Arzneimittel enthält den Wirkstoff Pramipexol. Der Dopamin-Agonist wird als Monotherapie (vor allem bei jüngeren Patienten) oder in Kombination mit Levodopa eingesetzt. Auch bei diesem Wirkstoff ist zu Beginn eine einschleichende Dosierung notwendig. Die individuelle Tagesgesamtdosis liegt in der Regel im Bereich von 1,1 mg bis maximal 3,3 mg und wird auf drei Einzeldosen aufgeteilt. Die Tabletten können unabhängig vom Essen mit einem Glas Wasser eingenommen werden.

Einige Nebenwirkungen können ausgeprägter sein als bei Levodopa-Präparaten, wie Hypotonie, Magen-Darm-Beschwerden oder auch die Tagesmüdigkeit und der Sekundenschlaf (Cave: eingeschränkte Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr). Bei höherer Dosierung sind Impulsstörungen möglich. 



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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