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Deutschlandweite Razzien
Pharmagroßhändler bestreiten Absprachen
Wegen des Verdachts auf einen „Waffenstillstand“ zwischen Pharmagroßhändlern durchsuchten am gestrigen Mittwoch 50 Beamte acht Firmen. Die Großhändler sollen vereinbart haben, sich gegenseitig als Hauptlieferanten keine Konkurrenz zu machen. Gegenüber DAZ.online bestreiten sie jedoch wettbewerbsverzerrende Absprachen.
Am gestrigen Mittwoch führte das Bundeskartellamt zusammen
mit der lokalen Kriminalpolizei deutschlandweit Durchsuchungen bei acht Pharmagroßhändlern
durch. „Die Behörde geht dem Verdacht nach, dass die Großhändler untereinander
wettbewerbsbeschränkende Absprachen, insbesondere sogenannte
Kundenschutzabsprachen, getroffen haben“, erklärte der Sprecher der Behörde
gegenüber DAZ.online.
Mehrere Firmen sollen vereinbart haben, die Konkurrenz um Hauptlieferantenverhältnisse mit Apotheken einzuschränken: Zur Beendigung der „Rabattschlacht“ Anfang des Jahres „wurde eine Art Waffenstillstand zwischen allen Pharmagroßhändlern in Deutschland vereinbart“, befürchten die Ermittlungsbehörden nach Informationen von DAZ.online. Die Vorstände mehrerer Unternehmen sollen beschlossen haben, dass diese keine Angebote mehr für Hauptlieferantenpositionen abgeben.
Nichts vorzuwerfen
Am Mittwoch hatten bereits die Großhändler GEHE, Phoenix, Alliance Healthcare und Pharma Privat gegenüber DAZ.online die Durchsuchungen bestätigt – und Absprachen bestritten. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagte beispielsweise eine Sprecherin von Alliance Healthcare gegenüber DAZ.online. Beim Großhändler Hageda-Stumpf war am heutigen Donnerstag kein Ansprechpartner zu erreichen.
AEP-Geschäftsführer Jens Graefe erklärte am Donnerstag auf Nachfrage, er kenne den Hintergrund nicht – sondern verwies auf jene Großhändler, die möglicherweise Absprachen getroffen hätten. „Wir sind sicher nicht Teil dessen“, sagte er gegenüber DAZ.online. Der Beschluss hätte sich gegen alle großen Pharmagroßhändler gerichtet, daher auch gegen AEP. Der Firma waren Ende Juni vom Oberlandesgericht Bamberg zu große Preisnachlässe untersagt worden.
Durchsuchung kam für NOWEDA überraschend
Wie AEP will auch NOWEDA uneingeschränkt mit dem Bundeskartellamt zusammenarbeiten. „Der Vorwurf, Marktabsprachen getätigt zu haben, trifft die NOWEDA nicht, da wir an Absprachen jeglicher Art nicht beteiligt und uns auch keinerlei Absprachen im Markt bekannt sind“, versichert die Genossenschaft in einer Pressemitteilung. „Dass auch die NOWEDA im Zuge der Ermittlungen des Bundeskartellamtes durchsucht wurde, ist für uns allenfalls insoweit nachvollziehbar, als unsere Genossenschaft auf dem deutschen Markt zu den größten pharmazeutischen Großhandelsunternehmen zählt“, sagte Vorstandsvorsitzender Wilfried Hollmann.
Die uneingeschränkte Kooperation sei für NOWEDA selbstverständlich. „Ein schnelles Voranschreiten der Ermittlungen ist in unserem Sinne, damit alle Vorwürfe so schnell wie möglich entkräftet werden“, erklärte Hollmann. „Da wir ein apothekeneigenes Wirtschaftsunternehmen sind, kam die Durchsuchung für uns dennoch überraschend.“
Lob von den Beamten
Auch Sanacorp bestätigte gegenüber DAZ.online, dass die Niederlassungen in Ulm und Planegg vom Kartellamt „besucht“ wurden. „Vorgeworfen wird uns wettbewerbswidriges Verhalten“, sagte Pressesprecher Matthias Dehmel. Sie seien von der Durchsuchung gleichfalls überrascht gewesen und hätten „vollkommen mitgearbeitet“, um die Vorwürfe zu entkräften, wofür die Beamten Lob ausgesprochen hätten.
Auf Nachfrage hatte am Mittwoch Thomas Porstner vom Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels PHAGRO erklärt, dem Verband lägen keine Erkenntnisse über die Hintergründe vor. Daher wolle und könne PHAGRO sich hierzu auch nicht äußern.
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