SPD-Politiker Franke zu Ausschreibungen

Bei Zytostatika geht es um Leben und Tod

Stuttgart - 16.09.2016, 09:00 Uhr

Wieviel Geld kann gespart werden? Die Zyto-Versorgung darf nicht leiden, fordert SPD-Gesundheitspolitiker Edgar Franke. (Foto: ZVA)

Wieviel Geld kann gespart werden? Die Zyto-Versorgung darf nicht leiden, fordert SPD-Gesundheitspolitiker Edgar Franke. (Foto: ZVA)


Überschrittene Haltbarkeitszeiten, lange Anfahrtswege, ruinöser Wettbewerb: Die Kritik an Zyto-Ausschreibungen reißt nicht ab. Der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Edgar Franke (SPD), verlangt gegenüber DAZ.online, dass die Versorgung nicht unter Sparbestrebungen leiden dürfe.

Wie weit dürfen Krankenkassen gehen, um ihre Ausgaben zu reduzieren? Exklusive Ausschreibungen für Zytostatika erweckten unter Apothekern viel Unmut, und auch die Publikumsmedien schenkten dem Thema viel Aufmerksamkeit. Ärzte, Apotheker und Kliniken sprachen sich für ein Umdenken aus, der Bundestagsabgeordnete und Arzneimittel-Experte Michael Hennrich (CDU) erwägt Rabattverträge für Zytostatika.

Gegenüber DAZ.online verlangte nun der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Edgar Franke (SPD), dass die Versorgung nicht unter Sparbestrebungen leiden dürfe. „Bei Zytostatika geht es um Leben und Tod“, betonte er. Wenn vom rheinland-pfälzischen Ludwigshafen aus auch Onkologen im mehr als eine Autostunde entfernten Odenwald versorgt werden, könne dies problematisch sein, sagte Franke.

Besondere Verantwortung der Kassen

„Wenn Ausschreibungen dazu führen, dass wir bewährte Strukturen kaputt machen, müssen wir uns Sorgen machen“, erklärt er. Die Krankenkassen hätten bei der Versorgung von Krebspatienten eine besondere Verantwortung, sagt er. Gleichzeitig müssten sie natürlich auch die Ausgaben im Blick haben, sodass Selektivverträge grundsätzlich auch Vorteile hätten.

Doch wie man bei der Inkontinenzversorgung sehe, könne durch falsche ökonomische Anreize die Qualität deutlich sinken. „Wir müssen uns das im Detail anschauen“, erklärt der Gesundheitspolitiker. Dieses „heiße Thema“ müsse nun geprüft und gegebenenfalls neu bewertet werden.

Gröhe will Nachbesserungsbedarf prüfen

Angesichts der aktuellen Diskussion will auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) „genau ansehen“, ob die Rahmenbedingungen der Ausschreibungen korrigiert werden müssen, wie er vergangene Woche im Bundestag sagte.

Einerseits müssten die Vorteile von Ausschreibungen im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit genutzt werden, andererseits dürfe die zeitnahe Zurverfügungstellung der Mittel in hoher Qualität nicht gefährdet werden. „Wenn hier Nachsteuerungsbedarf besteht, dann werden wir ihn – da bin ich mir sicher – gemeinsam bewerkstelligen“, erklärte der Minister.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Zytostatikaauschreibung

von Dr.Diefenbach am 16.09.2016 um 14:41 Uhr

Einfach:Verbieten !!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Bärendienst

von Bernd Jas am 16.09.2016 um 15:07 Uhr

Schön wär´s.
Und auch wenn die Ausschreibungen verboten würden, käme als Nächstes der Preisschock.
Denn alle von den ......... angebotenen Preise kämen dann als Obergrenze auf den Tisch und die eh schon fadenscheinige Hilfstaxe in den Müll.

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