BAK-Präsident Kiefer

ABDA protestiert gegen das Medikationsplan-Modell

Berlin - 23.09.2016, 13:20 Uhr

Wenig begeistert: BAK-Präsident Andreas Kiefer fordert den Gesetzgeber auf, die Apotheker spätestens bei der Erstellung des elektronischen Medikationsplanes zu beteiligen. (Foto: ABDA)

Wenig begeistert: BAK-Präsident Andreas Kiefer fordert den Gesetzgeber auf, die Apotheker spätestens bei der Erstellung des elektronischen Medikationsplanes zu beteiligen. (Foto: ABDA)


In ein paar Tagen können Patienten von ihrem Arzt einen Medikationsplan auf Papier verlangen. Der Arzt kann das Ausstellen und die Pflege des Plans unbegrenzt oft bei den Kassen abrechnen. Die ABDA bezeichnet es als einen „Fehler“, die Apotheker außen vor zu lassen.

Mit dem E-Health-Gesetz hat der Gesetzgeber die Pharmazeuten beim Medikationsplan weitestgehend ausgegrenzt. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) dufte zwar bei mithelfen, den Plan konzeptionell zu entwerfen. In der Versorgungspraxis dürfen die Apotheker aber nur einspringen, wenn der Patient dies ausdrücklich verlangt. Ein Honorar ist für die Apotheker gar nicht vorgesehen.

Seit ein paar Tagen steht nun fest, wie viel die Ärzte für das Ausstellen des Plans von den Kassen erhalten. Pro Jahr sollen rund 163 Millionen Euro an die Ärzte gehen. Für jeden ausgefüllten Plan erhalten die Mediziner etwa vier Euro. Das klingt erst einmal wenig, die Ärzte konnten aber eine für sie sehr wichtige Klausel aushandeln: Die Honorierung des Medikationsplanes ist nämlich extrabudgetär. Kassenärzte können ihre Arbeit am Medikationsplan also beliebig oft abrechnen – ohne Mengenbegrenzung. Bei normalen Leistungen können die Mediziner nur so lange abrechnen, bis das Budget ausgeschöpft ist, danach sinken die Preise.

Kiefer: Apotheker spätestens am elektronischen Plan beteiligen

Die Bundesapothekerkammer (BAK) ist nach wie vor verärgert über dieses Modell. „Es ist richtig, den Ärzten die Erstellung des Medikationsplanes zu honorieren. Es ist aber ein Fehler, die Leistungen der Apotheker nicht in Anspruch zu nehmen. Auch hierfür sollte ein angemessenes Honorar bereitgestellt werden“, erklärte BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer. Deswegen sieht die BAK „dringenden Handlungsbedarf“ – spätestens in der nächsten Legislaturperiode, weil dann der Medikationsplan elektronisch abrufbar werden soll. „Nur wenn es Ärzten und Apothekern gemeinsam gelingt, den elektronischen Medikationsplan als Werkzeug zur Herstellung von Arzneimitteltherapiesicherheit zu konsolidieren, profitieren die Patienten davon.“

Einer AOK-Studie zufolge dürfte es in den kommenden Jahren einen wahren Run auf den Medikationsplan geben. Mehr als 20 Millionen GKV-Patienten kämen für einen solchen Plan demnach in Frage. Die BAK weist nochmals darauf hin, dass laut einer Umfrage 88 Prozent aller Patienten, die mehr als drei Arzneimittel gleichzeitig einnehmen eine Stammapotheke haben. Und: 29 Prozent der Betroffenen nehmen zusätzliche OTC-Medikamente ein, von denen der Arzt in den meisten Fällen nichts weiß.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

ohne Moos nix los

von Karl Friedrich Müller am 23.09.2016 um 16:12 Uhr

So lange ich kein Geld dafür bekomme, will ich nicht "beteiligt" sein.
Sollen die Ärzte doch die Suppe alleine auslöffeln.

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