Botulismus

Das tödliche Häppchen im Tatort aus Münster

Stuttgart - 26.09.2016, 14:45 Uhr

Gerichtsmediziner Boerne und Kommissar Thiel bei den Dreharbeiten zum Tatort vom vergangenen Sonntag. (Foto: dpa)

Gerichtsmediziner Boerne und Kommissar Thiel bei den Dreharbeiten zum Tatort vom vergangenen Sonntag. (Foto: dpa)


Botulismus ist selten 

In Deutschland werden dem Robert-Koch-Institut jährlich rund 20 Fälle gemeldet. Aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate ist der Botulismus trotzdem ein ernst zu nehmendes gesundheitliches und lebensmittelhygienisches Problem, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Eine Sonderform ist der Säuglingsbotulismus nach oraler Aufnahme von Sporen. In den ersten Lebensmonaten kann es zum Auskeimen von Cl. Botulinum und in der Folge zu einer Toxinbildung nach Darmbesiedlung kommen. Aus diesem Grund sollen Kinder unter einem Jahr auf Honig verzichten, da er Sporen enthalten kann. Bei älteren Kindern und Erwachsenen besteht diese Gefahr nicht mehr. Vermutlich wirkt eine stabile Darmflora dem entgegen. Eine weitere Variante ist er Wundbotulismus. Die Erkrankung ist selten, wurde aber in Deutschland, Europa und den USA in den letzten Jahren immer wieder unter Drogenkonsumenten beobachtet. Die Infektion erfolgt über kontaminiertes Heroin. 

Schnelle Behandlung rettet Leben

Entscheidend ist beim Botulismus eine schnelle Behandlung. Noch nicht resorbiertes Toxin wird aus dem Gastrointestinaltrakt entfernt, zum Beispiel durch eine Magenspülung. Zirkulierendes Toxin kann mit Antitoxinen inaktiviert werden. Je nach Typ des Botulinumtoxins stehen verschiedene Antitoxine zur Verfügung, zum Beispiel ein trivalentes vom Pferd gegen die Typen A, B und E (Botulismus-Antitoxin Behring). In den USA ist seit einiger Zeit ein Heptavalentes Antitoxin zugelassen, das gegen die Serotypen A bis G wirkt. 

Außerdem werden die Symptome behandelt. Die Einführung des Gegengiftes reduzierte die Sterblichkeit bei Botulismus von über 90 Prozent auf 10 bis 15 Prozent. Allerdings verschwinden die Lähmungserscheinungen nicht schlagartig. Daher ist es recht unrealistisch, so schnell wieder völlig fit zu sein wie Professor Boerne im Tatort. 

Drei Millionen Euro reichen nicht

Ebenso unrealistisch ist die Vorstellung des Mediziner Götz, mit drei Millionen Euro – um so viel ging es nämlich bei dem Projekt – die Krankheit seiner Frau heilen zu können. Denn im Jahr 2014, als ALS durch die Ice-Bucket-Challenge große mediale Aufmerksamkeit erlangte, wurden weit größere Summen eingesammelt. So kam zum Beispiel allein die amerikanische ALS Association auf 92 Millionen Euro in acht Wochen. Zahlreiche Studien wurden mit dem Geld unterstützt. Es gab zwar Erfolge in der Forschung zu verzeichnen, beispielsweise wurden drei neue Gene entdeckt, die im Zusammenhang mit ALS stehen. Aber eine Heilung ist trotzdem derzeit nicht in Sicht. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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