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Medikationsplan
Ärzte wollen mehr Geld und weniger Patienten
Erst vor wenigen Tagen hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Medikationsplan als „großen Schritt nach vorn“ angekündigt. Nun zeigt sich aber, dass von den Leistungserbringern niemand so richtig zufrieden ist mit der Konzeption des Planes. Selbst die Ärzte beschweren sich und wollen in Zukunft mehr Geld dafür bekommen – und den Patientenkreis noch weiter einschränken.
Seit einigen Tagen haben gesetzlich Versicherte, die drei oder mehr Arzneimittel länger als 28 Tage einnehmen, das Recht auf einen Medikationsplan. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband hatten sich Ende September auf eine Vergütung für das Ausstellen der Pläne geeinigt. Demnach sollen insbesondere Hausärzte die Medikationspläne ausstellen und pro Quartal etwa einen Euro erhalten. Zusätzlich ist noch eine Pauschale für Chroniker in Höhe von vier Euro pro Quartal möglich, die die Ärzte auch erhalten, wenn sie keinen Plan ausgestellt haben.
Das klingt zunächst nach kleinen Beträgen. Aber: Die KBV hat sich in den Verhandlungen mit ihrer Kernforderung durchgesetzt, das Honorar für den Medikationsplan extrabudgetär abrechnen zu können. Das heißt: Es wird keine Mengenbegrenzungen geben, wie bei fast allen anderen ärztlichen Leistungen. Die Mediziner können ihre Pauschalen für die Arzneimittelberatung so oft abrechnen, wie sie möchten.
Gassen fordert eine bessere Vergütung
Trotzdem ist die KBV mit dem ausgehandelten Kompromiss unzufrieden. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen sagte gegenüber der Ärzte Zeitung: „Das ist eine Vergütung, die die Kollegen draußen zu Recht verärgert. Man darf nicht erwarten, dass bei einer solchen Vergütung die Patientenversorgung oder sogar die Arzneimittelsicherheit in Zukunft besser wird.“ Der aktuelle Beschluss könne nur ein Einstieg sein, sich mit dem Thema Arzneimittelsicherheit perspektivisch auseinanderzusetzen.
Doch damit nicht genug. Gassen beschwert sich – wie vor ihm schon andere Verbände aus dem Gesundheitswesen – über die gesetzliche Konzeption des Medikationsplanes. Man habe sich etwas erhofft, was mit dieser Konstruktion aber nicht gehe, sagte Gassen gegenüber der Ärzte Zeitung. Der KBV-Chef bemängelt: „Jetzt ist es so, dass die Pläne zwischen den Ärzten nicht abgestimmt und überprüft werden müssen. Das heißt, die Kollegen sind darauf angewiesen, was der Patient ihnen sagt. Er muss ihnen nicht alle Medikamente nennen, die er einnimmt. Hier erschließt sich mir die Sinnhaftigkeit des Plans sowieso nicht.“
Eingrenzung auf bestimmte Patienten statt Apotheker-Hilfe
Eine ähnliche Kritik hatte in der vergangenen Woche auch der Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) geübt, der von einem „starren Gebilde“ sprach und davon, dass der Medikationsplan in seiner Nachhaltigkeit „deutlich eingeschränkt“ sei. Die Fachärzte hatten auch bemängelt, dass die Apotheker beim Erstellen der Medikationschecks außen vor bleiben. Zur Erinnerung: Apotheker müssen den Plan ergänzen, wenn der Patient es verlangt, bekommen dann aber kein Geld dafür. Auch die ABDA hatte darauf hingewiesen, dass Patienten aus ihrer Sicht nur profitieren, wenn Pharmazeuten und Ärzte ihr Wissen über die Medikation zusammentragen würden.
KBV-Chef Gassen wünscht sich als Verbesserung nun allerdings nicht die Beteiligung der Apotheker. Vielmehr möchte Gassen den Patientenkreis noch weiter einschränken. Gegenüber der Ärzte Zeitung sagte er: „Es wäre sinnvoll gewesen, den Medikationsplan auf gewisse Patientengruppen einzugrenzen. Wenn Sie davon ausgehen, dass etwa 20 bis 30 Millionen Patienten Anspruch auf einen Medikationsplan haben, kann mir keiner sagen, dass diese Patienten alle wirklich einen solchen Plan brauchen. Ich bleibe dabei: So ist dieses Konstrukt medizinisch nicht sinnvoll.“
Kassen und Ärzte haben Patientenkreis erheblich eingeschränkt
Dabei haben KBV und GKV den Patientenkreis schon erheblich eingeschränkt. Im E-Health-Gesetz war eigentlich vorgesehen, dass alle Patienten einen Medikationsplan erhalten sollen, wenn sie drei oder mehr Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. In ihren Verhandlungen haben Kassen und Ärzte nun aber festgelegt, dass nur solche Patienten infrage kommen, die über einen Zeitraum von mindestens 28 Tagen drei oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen. Viele Menschen werden so kein Anrecht auf einen Plan haben: Dabei könnten insbesondere Patienten, die zwei Arzneimittel einnehmen und über einen begrenzten Zeitraum dazu noch ein Antibiotikum bekommen, von der Übersicht auf dem Plan profitieren.
Wie ist es zu dieser Einschränkung – die im Gesetz eigentlich nicht geplant war – gekommen? Die KBV schiebt den Kassen die Schuld in die Schuhe: „Das Verhandlungsergebnis stellt einen Kompromiss dar: Der GKV-Spitzenverband hat aus Kostengesichtspunkten die Zahl möglicher Anspruchsberechtigter als wichtigen Verhandlungspunkt betrachtet.“ Eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes hingegen wies darauf hin, dass man sicherstellen wollte, dass es sich um eine Dauermedikation handelt.
1 Kommentar
Medikationsplan
von Alexander Zeitler am 05.10.2016 um 21:20 Uhr
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