ABDA im Krisenmodus

„Herabwürdigung auf Krämerniveau“

Rostock - 20.10.2016, 11:00 Uhr

Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ist optimistisch, dass die Politik die deutsche Preisbindung erhalten werde. (Foto: DAZ)

Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ist optimistisch, dass die Politik die deutsche Preisbindung erhalten werde. (Foto: DAZ)


ABDA-Telefonkonferenz

Inzwischen hatte eine Telefonkonferenz der ABDA stattgefunden. Kurz danach berichtete Pudimat den Seminarbesuchern, dass ABDA-Präsident Friedemann Schmidt dort die Strategie der Apotheker erläutert habe. Schmidt habe betont, dass sich das Urteil auf die Warenverkehrsfreiheit bezieht und kaum Äußerungen zu ordnungspolitischen Aspekten enthält. Das etablierte Preisbildungssystem werde durch das Urteil über den Haufen geworfen. Daher werde es mit Sicherheit zu politischen Reaktionen kommen müssen. Auch Schmidt habe betont, dass hier Zuzahlungen als sozialpolitisches Steuerungsinstrument ausgehebelt werden. Gesprächsanfragen an die Politik seien gestellt. Die nächste Stufe wäre der Kontakt zu allen Abgeordneten. Ein Fazit der Telefonkonferenz sei: „Die ABDA ist im Krisenmodus und im Krisenmodus waren wir immer gut.“ Allerdings wolle die ABDA mit der „öffentlichen Eskalierung“ noch warten, weil die Position schwierig zu vermitteln sei. 

Appell von Pudimat

Pudimat folgterte daraus seinen Appell: „Bitte fangen Sie nicht an, jetzt Rabattaktionen loszutreten.“ Er betonte, dass die deutsche Preisbindung weiterhin gilt und erklärte: „Wir müssen das deutsche Gesetz durchsetzen, auch gegen die eigenen Kollegen.“ Außerdem vertiefte Pudimat die sozialpolitischen Überlegungen zum Thema. Die Krankenkassen würden mit ihrer Marktmacht die Hersteller in Rabattverträgen zu hohen Rabatten zwingen. Dagegen könnte ein System mit freien Preisen, das auf die Marktmacht der Apotheken gegenüber den Herstellern setzt, niemals zu so niedrigen Preisen führen. Ausschreibungen sollten künftig auf Apothekenebene abgeschafft werden, aber bei der normalen Preisbildung drohe nun der Preiswettbewerb auf Apothekenebene.

Unterstützung vom BAH

Im nächsten Vortrag von Lutz Boden, BAH, ging es um die Partnerschaft zwischen Apotheken und Arzneimittelherstellern. Ein strukturierter und programmatischer Vortrag, doch Boden ging auch auf das aktuelle Thema ein: „Das EuGH-Urteil ist ein Schlag ins Gesicht der Patienten“, so Boden. Damit sei die patientengererchte Versorgung klar angegriffen. Alle Partner in der Versorgung sollten jetzt in der Politik für das System eintreten. „Wir als BAH werden es tun“, sicherte Boden zu.

Anschließend äußerte sich auch Carsten Pelzer, Geschäftsführer des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, zum Urteil und berichtete, dass DocMorris bereits Rabatte angekündigt habe. „Ich fürchte, das müssen Sie aushalten“, folgerte Pelzer. „Sie dürfen nicht in die Versuchung kommen, das immer noch geltende Recht zu brechen.“ Er gehe davon aus, dass die Politik reagieren werde, und habe gute Hoffnung, dass sie vernünftig reagieren werde.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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