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Ökotest prüft stilltees
Wie gut sind Stilltees aus der Apotheke?
Stilltees sind bei Stillenden beliebt – das dürfte nicht weiter überraschen. Sie sollen die Milchproduktion anregen – der Effekt ist umstritten. Doch sind die Tees zumindest unbedenklich? Ökotest prüfte 15 Stilltees, darunter auch Produkte aus der Apotheke. Wie schneiden die Tees von Weleda, Sidroga und Bombastus ab?
Wieder einmal war Ökotest im Sinne des Verbraucherschutzes unterwegs. Dieses Mal galt ihr Interesse den Stilltees. Ein sensibles Produkt für eine ebenso empfindliche Zielgruppe – gelten doch Schwangere und Stillende auch in der Apotheke als besonders kritische Kundinnen. Insgesamt 15 Tees prüfte Ökotest auf ihre Unbedenklichkeit, davon 13 mit einem Bio-Siegel. Die meisten Tees enthalten Anis, Fenchel, Kümmel und Zitronenmelisse. Die Kräutermischungen sollen die Milchbildung anregen, wissenschaftlich belegt sei dies allerdings nicht, schreibt Ökotest.
Erfahrungsgemäß fällt das Urteil der Verbraucherschützer für die Testprodukte meist niederschmetternd aus. Mit den Bewertungen „mangelhaft“ und „ungenügend“ ist Ökotest häufig recht großzügig. Bei der Bestnote zeigen sie sich meist zurückhaltend, nahezu geizig. Umso erfreulicher: Sieben Stilltees erhielten dieses Mal das Prädikat „sehr gut“, sechs der Tees bekamen die unliebsamen Stempel „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Prominente Apothekenprodukte, die im Ökotest-Labor analysiert wurden, waren die Stilltees von Weleda, Sidroga, H&S, Bombastus, Aurica und Medesign. Wo liegen die Stilltees aus der Apotheke im Ranking? Sind sie besser oder gar schlechter als Stilltees aus dem Drogeriemarkt?
Auf dem Prüfstand: Pestizide und Pyrrolizidinalkaloide
Die Kriterien, nach denen die Stilltees untersucht wurden, betrafen vor allem kritische Inhaltsstoffe: Pyrrolizidinalkaloide (PA), Pestizide und Nitrat. Beim Nitrat überzeugten die Tees „erfreulich“ uniform: Keines der Brühprodukte überschritt den Grenzwert der Trinkwasserverordnung. Dieser wurde als Referenz herangezogen, da es keine speziell deklarierten Höchstmengen für Nitrat in Kräutertees gibt. Nitrat ist deshalb heikel, da der menschliche Körper es zu Nitrit reduzieren kann. Nitrit reagiert im sauren Milieu des Magens mit sekundären Aminen – wie sie in Proteinen enthalten sind – zu kanzerogenen Nitrosaminen.
Anlass für Kritik – und folglich Punkteabzug – lieferten hingegen Pestizide. Insbesondere bei den 13 als „Bio“ ausgelobten Stilltees hätte man sogar „Pestizidfreiheit“ erwarten dürfen, findet Ökotest. So gingen sie mit den Bioprodukten bei der Bewertung auch härter ins Gericht: Für das Überschreiten der EU-Höchstmengen und der Vorgaben des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) mit 0,01 mg/kg gab es bei den Biotees anstelle eines Punkts gleich zwei Punkte Abzug.
Um die Pyrrolizidinalkaloide war es unter dem Aspekt der Unbedenklichkeit nicht besser bestellt: Hier unterschieden sich die Tees massiv. Je nach Abweichung vom Grenzwert, den das Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR) vorgibt, verteilte Ökotest einen oder gar zwei Minuspunkte. Positiv punkteten die Tees von Alnatura, die der Drogeriemarktketten Rossmann und Dm, aber auch die Stilltees von Hipp, Holle, Lebensbaum und Salus. Sie enthielten keine Pyrrolizidinalkaloide. Die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe gelten als hepatotoxisch und kanzerogen. Und die Stilltees aus der Apotheke?
Keine Pyrrolizidinalkaloide: Sidroga Stilltee aus der Apotheke
Nur ein Apotheken-Stilltee überzeugte Ökotest durch die Abwesenheit der giftigen Pyrrolizidinalkaloide: Sidroga® Bio Stilltee. Andere Apothekentees, die speziell für stillende Frauen gedacht sind, erhielten durchweg die Note „mangelhaft“. Bei Bombastus, Weleda, H&S, Aurica und Medesign fanden sich „stark erhöhte“ PA-Werte, die teilweise ein „Vielfaches“ über dem vom BFR ausgewiesenen Maximalwert lagen.
Die besten Stilltees
Die Stilltees von Alnatura, Holle, Lebensbaum und Salus waren die mit „sehr gut“ ausgezeichneten Testsieger: Keine Pyrrolizidinalkaloide, keine Pestizide, und auch sonst fand Ökotest keine Mängel zum Meckern. Preislich schlagen allerdings die Tees von Holle, Lebensbaum und Salus mit rund 10 Euro pro 100 Gramm Tee zu Buche. Auch die Stilltees von Dm, Rossman und Hipp erhielten die begehrte Bestnote – trotz enthaltener Pestizide.
Im Mittelfeld, aber zumindest Testsieger bei den Stilltees aus der Apotheke, liegt der Sidroga® Bio Stilltee. Von allen in der Apotheke erhältlichen Stilltees schneidet Sidroga® Tee noch am besten ab. Punkteabzug gab es durch Pestizide: Ökotest fand Spuren zweier Pestizide, ein weiterer Pestizidwert lag sogar über dem Orientierungswert für Bioprodukte. Die Verbraucherschützer vergaben abschließend nur das Gesamturteil „befriedigend“.
Vernichtend hingegen scheint das Urteil für Weleda® Stilltee, Bombastus® Stilltee und Aurica® Kräutertee Stilltee. Hier konnten sich die Verbraucherschützer gerade mal zu einem „mangelhaft“ durchringen. Der Grund: Alle hätten stark erhöhte PA-Werte und seien zusätzlich mit Pestiziden belastet. Bei Bombastus fand das untersuchende Labor außerdem PVC in der Verpackung.
Nur für „ungenügend“ reichte es bei den Apothekentees H&S Stilltee® und Medesign® Stilltee. Auch hier: PA stark erhöht, Pestizide im Tee und eine PVC-haltige Verpackung bei H&S. Abzug für das einzige Pulver unter den stillanregenden Tees gab Ökotest beim Medesign® Stilltee für die Bewerbung „ohne Konservierungsstoffe“.
Was rät Ökotest?
Ökotests erste Empfehlung für stillende Mütter ist eine ausreichende Trinkmenge. Das Bundesinstitut für Risikobewertung nennt als Orientierung zwei bis drei Liter. Auch sprechen sich die Verbraucherschützer gleichermaßen für die Stilltees mit der Bestnote „sehr gut“ aus. Die Stillende solle darauf achten, zwischen den einzelnen Tees zu variieren.
Haben Stillende eine Plazenta?
Dieser Eindruck der anatomischen Neuerung entsteht zumindest bei der Begründung von Ökotest, warum es wichtig sei, Stilltees auf gefährliche Inhaltsstoffe zu überprüfen: „Kräutertees können erheblich mit sogenannten Pyrrolizidinalkaloiden belastet sein. Da sie plazentagängig sind und in die Muttermilch übergehen können, ist eine möglich Belastung in Tees, die für stillende Mütter empfohlen werden, besonders alarmierend.“ Interessant, findet DAZ.online.
1 Kommentar
Falschangabe, mdB um Stellungnahme
von Spallek M. am 12.03.2017 um 16:07 Uhr
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