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Weniger Kliniken könnten Leben retten
Auch die Bertelsmann Stiftung weist in einer Untersuchung „Faktencheck Krankenhausstruktur“ darauf hin, dass man – entgegen der Ängste der Bevölkerung – mit weniger Krankenhäuser, die dafür besser ausgestattet sind, mehr Leben retten könnte, die Versorgung also besser wäre.
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen hält eine dreistellige Zahl von Krankenhäusern für verzichtbar und demonstriert dies in einem Kliniksimulator, in dem man per Mausklick Kliniken der Grundversorgung mit den Basisabteilungen Chirurgie und Innere Medizin sterben lassen kann. Gezeigt wird dann, wie viele Menschen davon betroffen wären und wie sich die Fahrzeit verändert. In Ballungsgebieten wie etwa dem Ruhrgebiet wäre beispielsweise von der Schließung des Katholischen Klinikums Bochum – St. Elisabeth – kein einziger Mensch im Umkreis durch deutlich verlängerte Anfahrtswege betroffen. Die Fahrzeit zum nächsten Krankenhaus betrüge 5,8 Minuten.
Das Personal ist falsch verteilt
Und diese Maßnahme führt nach Ansicht
der Experten zur Lösung eines weiteren Problems. Denn anders als es noch der
Deutsche Ethikrat,
der im April mehr Personal für die bestehenden Kliniken forderte,
heißt es im Papier der Leopoldina: Es gibt ausreichend Personal, aber es ist
auf zu viele Häuser verteilt (These 5). Denn während das Verhältnis
Fachpersonal pro Einwohner international im oberen Mittelfeld liege, sei es pro
Patient im unteren Bereich angesiedelt.
Doch es geht in dem Bericht der
Leopoldina nicht nur um Krankenhäuser, sondern auch darum, wie Informationen
genutzt werden. Politik und Gesellschaft brauchen Fakten über die
Funktionsweise und Qualität des Gesundheitssystems (These 6). Um diese zu
ermitteln, brauchen sie Daten über Behandlungen und deren Erfolge. „Die gibt es
im Prinzip, nur können wir sie nicht auswerten“, sagt Detlef Ganten, Präsident
des World Health Summit, der jährlich in Berlin abgehalten wird, um
grundlegende Gesundheitsfragen zu diskutieren. Während etwa in Schweden jede neu
eingesetzte künstliche Hüfte registriert wird, und damit der Erfolg der
Behandlung gemessen wird, kämpfen Fachärzte in Deutschland seit mehr als einem
Jahrzehnt um die verpflichtende Einführung eines solchen Register. Und während
Dänemark über eine ausgefeilte digitale Infrastruktur und eine elektronische
Patientenakte verfügt, auf die jeder Arzt nach Zustimmung des Patienten
zugreifen kann, diskutiert die deutsche Politik seit einem Vierteljahrhundert
über eine elektronische Gesundheitskarte, auf der nicht mehr als ein paar
Stammdaten zu finden sind. Und über das E-Health-Gesetz sollen nun bis 2019 die
Maßnahmen für die Einführung einer elektronischen Patientenakte geschaffen
werden – tatsächlich eingeführt ist die Akte damit aber noch lange nicht.
Deshalb ist die letzte These der Autoren wohl die wichtigste: Die Gesundheitsversorgung braucht klare und verlässliche politische Rahmenbedingungen und politischen Mut, die notwendigen Strukturveränderungen auch anzugehen.
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