Rheinland-Pfalz

Erstes Qualifizierungsprogramm für ausländische Apotheker

Berlin - 21.11.2016, 13:45 Uhr

Fit für die Beratung: Rheinland-Pfalz ist das erste Bundesland, in dem ausländische Apotheker an einem Qualifizierungsprogramm teilnehmen können. (Foto: Schelbert)

Fit für die Beratung: Rheinland-Pfalz ist das erste Bundesland, in dem ausländische Apotheker an einem Qualifizierungsprogramm teilnehmen können. (Foto: Schelbert)


Unter den ausländischen Mitbürgern, die nach Deutschland kommen, um hier zu leben und zu arbeiten, sind auch etliche studierte Pharmazeuten. Doch bevor sie hier als Apotheker arbeiten können, gilt es die Hürde der Approbation zu überwinden. Um sie dafür fit zu machen, ist in Rheinland-Pfalz jetzt bundesweit einmalig ein Qualifizierungsprogramm für ausländische Apotheker gestartet.

Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt her unterscheidet sich die Pharmazie weltweit kaum. „Auch in Syrien sieht das Molekül eines Arzneimittelwirkstoffs aus wie bei uns“, sagt Joachim Thoss, Fachapotheker für Öffentliches Gesundheitswesen und Leiter der Abteilung Pharmazie bei der Landesapothekerkammer (LAK) Rheinland-Pfalz. Davon abgesehen könnten die Unterschiede im Apothekerberuf aber riesig sein, sagt er. Mit ein Grund, warum die LAK nun mit Kooperationspartnern bundesweit als erste ein Projekt zur Qualifizierung ausländischer Apotheker in Deutschland mit dem Namen „IQ Apotheker für die Zukunft“ ins Leben gerufen hat.

Wer in Deutschland als Apotheker arbeiten will, benötigt natürlich die Approbation, die staatliche Anerkennung – kein Problem für all die, die in Deutschland studiert haben. Auch wer aus einem Mitgliedsland der Europäischen Union, der Schweiz oder des Europäischen Wirtschaftsraums (das sind zusätzlich noch Island, Liechtenstein und Norwegen als Nicht-EU-Staaten) ein abgeschlossenes Pharmazie-Studium mitbringt, hat nur wenig Probleme, sofern er ausreichend gut Deutsch spricht. In dem Fall greift in der Regel ein automatisches Anerkennungsverfahren.

Simuliertes Apotheker-Patienten-Gespräch gehört zur Prüfung

Anders sieht es aber aus, wenn der Abschluss in anderen als diesen Ländern erworben wurde. Dann gilt es nicht nur nachzuweisen, dass derjenige die deutsche Sprache mindestens auf dem C1-Niveau des europäischen Referenzrahmens beherrscht, also „fachkundige Sprachkenntnisse“ besitzt. Dazu gibt es bei der zuständigen Approbationsbehörde eine sogenannte fachsprachliche Prüfung, die aus einem simulierten Apotheker-Patienten-Gespräch, dem Schreiben eines „berufstypischen Schriftstücks“ und einem Fachgespräch besteht. Außerdem findet noch eine „Kenntnisprüfung zur Feststellung der Gleichwertigkeit des Ausbildungsstandes“ statt. Damit will der Gesetzgeber eine gleichbleibende hohe Qualität der Gesundheitsversorgung sicherstellen.

In jüngster Zeit betrifft das vor allem – wenngleich nicht nur – Flüchtlinge aus Krisengebieten wie etwa Syrien oder der Ukraine, die nach Deutschland kommen, und auch hier als Apotheker hier arbeiten wollen. „Und wir haben festgestellt, dass häufig bei den Prüfungsleistungen der Kandidaten in beiden Bereichen, sowohl sprachlich als auch bei den Kenntnissen für den Apothekerberuf, viel Verbesserungsbedarf besteht“, sagt Thoss. Dabei gehe es nicht so sehr um das pharmazeutisch fachliche Wissen. „Das sind ja alles studierte Apotheker“, erklärt Thoss. Aber was das Wissen um das deutsche Apothekenwesen und -recht anbelange, gebe es da häufig Nachholbedarf.

In manchen Ländern wird kaum beraten

In vielen Ländern sei es vor allem um die Beratungskompetenz der Apotheker ganz anders gestellt. So werde manchmal mehr oder weniger nur das Arzneimittel über den HV-Tresen gereicht. „In anderen Ländern wie Kanada dagegen gibt es sogar noch viel mehr Beratung als hierzulande“, sagt Thoss. Da seien die Apotheker manchmal fast schon der Mediziner. Und was die Vorschriften anbelange, habe man aus Gesprächen mit Kandidaten gelernt, dass es zum Beispiel in Syrien auch sehr interessante Regelungen gebe, die sich von den deutschen unterscheiden: „Wer in Syrien eine Apotheke in einer Stadt eröffnen oder übernehmen möchte, muss zuvor mindestens zwei Jahre lang eine Offizin auf dem Land betreiben“, erzählt Thoss ein Beispiel.

Die LAK Rheinland-Pfalz hat nun jedenfalls als erste bundesweit auf die bei den Prüfungen zu Tage tretenden Defizite reagiert. Gemeinsam mit dem Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz des IQ Netzwerks – IQ steht dabei für „Integration durch Qualifikation – hat die Kammer nun das Qualifizierungsprogramm mit dem Namen „IQ Apotheker für die Zukunft“ ins Leben gerufen. Von Januar an werden 18 Apotheker, die im Ausland ihr Studium abgeschlossen haben, fachlichen und sprachlichen Unterricht erhalten sowie betriebliche Praxis, mit dem Ziel, die Prüfungen zur Approbation in Deutschland bestehen zu können.

Integrierter Fach- und Sprachunterricht wird geboten

Die Initiative zu diesem Programm kam von Werner Fresenius, Honorarprofessor der Uni Mainz und ehemals unter anderem langjähriger Leiter des Pharmaziereferats im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Als Vorsitzender einer Kommission für die Gleichwertigkeitsfeststellung hat er die Probleme selbst miterlebt. „In meinen Augen ist es unabdingbar, dass die Apothekerkammern nicht nur die vorgeschriebenen Kenntnisprüfungen durchführen, sondern auch bei der Vorbereitung auf die Prüfung Hilfestellungen anbieten“, sagt Fresenius.

„Bei dem Programm verfolgen wir den besonderen Ansatz des integrierten Fach- und Sprachenlernens“, erklärt Thoss. Einmal in der Woche findet Deutschunterricht statt, bei dem eine Sprachdozentin inhaltlich Bezug nimmt auf ein jeweils anstehendes Thema des Fachdozenten. Die Fachdozenten stelle dabei die LAK, die sprachliche Förderung übernimmt die beim IQ Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz angesiedelte Organisation MIP – Medici in Posterum, die bereits entsprechende Erfahrung in der Vorbereitung ausländischer Ärzte hat.

Jeder Teilnehmer bekommt einen Apotheker als Tutor

„Im fachlichen Bereich werden die Teilnehmer dann in Blockseminaren in Bereichen wie Gesundheits- und Sozialsystem in Deutschland, Pharmazeutische Tätigkeiten, Apotheken- und Arzneimittelrecht, Pharmakologie oder Risikoüberwachung fit gemacht“, sagt Thoss. Als dritte Säule des Projekts gebe es noch einen hohen Praxisanteil, da alle 18 Teilnehmer des zwölfmonatigen Projekts von Beginn an pharmazeutisch-praktisch in einer Apotheke tätig seien. „Außerdem hat jeder Teilnehmer einen Tutor, der Apotheker ist und ihn während der Qualifizierung begleitet“, sagt Thoss.

Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Bundes, des Europäischen Sozial-Fonds ESF sowie von der LAK Rheinland-Pfalz. „Für die Teilnehmer ist die Qualifizierung kostenfrei“, erklärt Thoss, der eine deutliche und merkbare Qualitätssteigerung bei den späteren Prüfungsleistungen durch das Projekt erwartet.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ich bin ein ägyptischer Apotheker

von Bekhit Rady Bekhit am 26.11.2018 um 1:16 Uhr

Ich bin ein ägyptischer Apotheker. Kann ich an einem medizinischen Spezialprogramm teilnehmen?
 
 Ich möchte als Apotheker in Rheinpfalz arbeiten
 


Ich wohne in Ägypten Danke
 

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