Studie in „Science“

Wie der Sozialstatus das Immunsystem beeinflusst

Durham - 25.11.2016, 12:50 Uhr

Nicht nur beim Lausen: Der Sozialstatus ist bei Affen wie auch beim Menschen von zentraler Bedeutung. (Foto: Composer / Fotolia)

Nicht nur beim Lausen: Der Sozialstatus ist bei Affen wie auch beim Menschen von zentraler Bedeutung. (Foto: Composer / Fotolia)


Forscher haben das Immunsystem von ranghohen und rangniedrigen Affen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Es gibt messbare Unterschiede. Lässt sich das auf den Menschen übertragen?

Der soziale Status von Rhesusaffen beeinflusst deren Immunsystem. Während Primaten mit einem niedrigeren Platz in der Hackordnung eine bessere antibakterielle Immunabwehr haben, ist bei ranghöheren Tieren die antivirale Immunantwort ausgeprägter, wie Forscher im Fachblatt „Science“ schreiben. Dass der Sozialstatus auch beim Menschen ein gewichtiger Faktor für die Gesundheit ist, haben frühere Studien bereits belegt. Die aktuelle US-amerikanische Studie gibt nicht nur Aufschluss über das genaue Zusammenspiel der Faktoren – sie deutet auch an, dass die Effekte umkehrbar sind.

Das Team um den Biologen Noah Snyder-Mackler von der Duke University in Durham (North Carolina) fragte sich, wie der soziale Status das Immunsystem auf molekularer und auf Zell-Ebene beeinflusst. Dafür untersuchten die Wissenschaftler das Immunsystem von 45 weiblichen Rhesusaffen (Macaca mulatta) in Gefangenschaft.

Sie analysierten die Immunzellen und maßen die Aktivität von etwa 9000 Genen. Dabei hatten Weibchen, die höher auf der sozialen Leiter standen, auch einen höheren Spiegel bestimmter T-Zellen und vor allem bestimmter natürlicher Killerzellen, welche schnell auf virale Infektionen reagieren können.

Die Schulter zum Ausweinen ist wichtig

Für die in der Rangordnung schlechter gestellten Artgenossinnen wurde der Stress infolge der sozialen Unterordnung als ein wichtiger Faktor für das Immunsystem festgestellt. Mindestens genauso entscheidend oder sogar wichtiger könnte allerdings die Tatsache sein, dass ein niedriger sozialer Status mit weniger gegenseitigem Putzen einhergeht, betonen die Biologen.

In einem Kommentar schreibt der Neuroendokrinologe Robert Sapolsky von der Stanford University ebenfalls in „Science“: „Obwohl das Elend, schikaniert zu werden, entzündungsfördernd wirken könnte, ist es schlimmer, wenn danach eine Schulter zum Ausweinen fehlt.“ Insgesamt wurden in der Immunabwehr der beiden Gruppen fast 1600 Unterschiede in der Genexpression gefunden.



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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