Malaysia

Konservative Islam-Strömungen bremsen HIV-Aufklärung

Kuala Lumpur - 28.11.2016, 13:00 Uhr

In muslimisch geprägten Ländern – wie hier Afghanistan – ist HIV-Aufklärung alles andere als selbstverständlich. (Foto: dpa)

In muslimisch geprägten Ländern – wie hier Afghanistan – ist HIV-Aufklärung alles andere als selbstverständlich. (Foto: dpa)


Religiöse Tabus machen Aufklärung fast unmöglich

Genau das sei das Problem, schreibt die Infektionsexpertin Adeeba Kamarulzaman 2013 in der Fachzeitschrift „The Lancet“. „Religiöse und kulturelle Tabus gegen Sex außerhalb der Ehe, Prostitution und Homosexualität machen HIV-Prävention und -Behandlungen in mehrheitlich muslimischen Ländern praktisch unmöglich.“ 

Auch bei Ärzten und Pflegerinnen seien die Vorurteile groß. Ezra Akbar ist HIV-positiv. Der Laborassistent sagt, er musste in Kuala Lumpur schon mal stundenlang auf eine Computertomografie warten, weil das Krankenhaus ihn nur als letzten Patienten des Tages akzeptierte, um das Gerät über Nacht gründlich sterilisieren zu können. Ein anderes Mal hätten Schwestern darauf bestanden, über seinem Bett einen Sticker mit dem Stempel „HIV-positiv“ anzubringen.

Prävention gegen „Verwerfliches“

Selbst im Gesundheitsministerium in Malaysia finden Angestellte es schwierig, akzeptierte Präventionsmethoden mit ihrem Glauben in Einklang zu bringen. „Im Islam gibt es keinen Sex außerhalb der Ehe. Wie kann man da Kondome erlauben?“, sagt einer in einer neuen Studie für den Online-Fachdienst „BMC Public Health“. „Wie kann man Prävention betreiben, bei etwas, das eigentlich verwerflich ist?“

Kondome würden nach wie vor als etwas Negatives angesehen, weil sie als Symbol des Amoralischen gelten, schreiben die Autoren der BMC-Studie. Für Aufklärung über HIV-Gefahren durch Sex gebe es in Malaysia bei Weitem nicht genügend Geld. Für einen Religionsführer war die Sache im Interview mit den Autoren simpel: „Wir können nur unter islamischen Prämissen Aufklärung machen. Kondome zu propagieren geht nicht. Abstinenz ist das beste.“ 



dpa / DAZ.online
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